Ich habe es wirklich versucht, unvoreingenommen an diese Show heranzugehen. Natürlich war ich sauer, dass es beim Berlin Festival 2014 keine so großartigen Headliner mehr gibt wie im letzten Jahr. Natürlich sind mir Männer, die für ihr pathetisches Wehklagen ausgerechnet das Medium der Rockmusik gewählt haben, schon immer suspekt. Natürlich hatten Crystal Fighters und vor allem Bombay Bicycle Club mit tollen Performances am Samstagabend die Messlatte schon sehr hoch gelegt. Natürlich finde ich es auch ärgerlich, dass während des Auftritts der Editors im Arena Park nirgends ein halbwegs spannendes Alternativprogramm zu finden ist (ins Glashaus zu Mount Kimbie kommt man wegen des großen Andrangs schon recht früh nicht mehr rein, was vielleicht auch nicht gerade für die Editors spricht). Aber ich habe mich wirklich bemüht, mir Tom Smith & Co. mal objektiv anzuschauen und zu -hören. Ich wollte mich im besten Fall sogar positiv überraschen, gerne auch mitreißen lassen.
Aber leider war das Konzert ein unerträglicher Murks. Nicht nur wegen des Sounds in der Arena, sondern wegen der Musik der Editors. Ich habe mir ein paar Notizen mit spontanen Gedanken während dieser 90 Minuten gemacht, und weil die mehr Aussagekraft haben als eine detaillierte Analyse der Grauenhaftigkeit der Editors, liste ich sie hier einfach mal auf. Und ja, liebe Editors-Fans, das ist ernst gemeint. Bei den Editors ist ja (leider) alles ernst gemeint.
- Lustig, wie die Leute krampfhaft versuchen, sich zu amüsieren.
- So ein Warsteiner hat bestimmt tolle Flugeigenschaften. Schade, dass ich ungefähr 100 Meter von der Bühne entfernt stehe und im Schlagballweitwurf immer so schlecht war.
- Wenn Deutschland nicht so eine dramatische Unterversorgung mit Psychotherapeuten hätte, wäre diese Band niemals so erfolgreich.
- Was der da am Klavier spielt, klingt wie Phil Collins.
- Aha, Editors. Deshalb wurden vorhin also kostenlose Ohrstöpsel verteilt.
- Habe ich eigentlich noch eine laufende Partie bei Quizduell?
- Der letzte Sänger mit so wenig Glaubwürdigkeit, den ich auf dieser Bühne gesehen habe, war Har Mar Superstar. Und der meint seine ganze Existenz ironisch.
- Welche Art von Drogen braucht man eigentlich, um dieses selbstmitleidige Geknödel nicht vollkommen einschläfernd zu finden? Die geschätzt zwei Liter Red Bull, die ich bisher intus habe, reichen offensichtlich nicht.
- Junge, Tom Smith! Leg die Gitarre weg! Oder hol wenigsten die anderen aus der Band wieder auf die Bühne! Du bist nicht Johnny Cash. Du bist nicht einmal Chris Isaak.
- Was für eine blasierte Scheiße.
Hallo Freund der gepflegten Unterhaltung,
ich habe mir gerade deinen Blog-Eintrag durchgelesen und direkt Durchfall von der Scheiße bekommen, die du da von dir gibst. Es ist eine Sache eine Meinung zu haben, aber eine andere sie gepflegt auszudrücken. Und diese Fähigkeit fehlt dir anscheinend. Musik ist keine „Sache“ auf dieser Welt, die es verdient hat schlecht gemacht zu werden, nur weil jemand sie nicht mag. Verschiedene Musik bedient verschiedene Geschmäcker und wenn dir Editors nicht gefallen, dann ist das nunmal so. Das ist aber kein Grund sie so darzustellen.
Du fragst dich sicher wie ich auf deinen Eintrag gestoßen bin. Ich habe bewusst Editors gegoogelt weil ich ein sehr, sehr großer Fan bin. Du denkst jetzt, „klar dass sie sich angegriffen fühlt und eine andere Meinung hat als ich, bla bla bla“. Ich möchte dich nicht davon überzeugen deine Meinung zu ändern, sondern ich möchte dir meine zehn Gedanken zu den Editors zeigen. Vielleicht kannst du sie nachvollziehen, vielleicht auch nicht. Aber es würde mich freuen wenn du versuchst es nachzuvollziehen – und wenn nur aus Anstand!
Achtung, es geht los:
1. Die Editors sind vielfältig, sie bedienen mit ihren Liedern jede Stimmung.
2. Tom Smiths Stimme ist eine der leidenschaftlichsten und aufregendsten die ich bisher gehört habe. Unvergleichbar.
3. Die Mischung aus Syntheziser und Rock schafft nicht jeder – hier klappt es.
4. Die Texte sind tiefgründig, bedeutungsvoll, vorallem für die Fans der Band (die hier von dir beleidigt werden.)
5. Die Band erfindet sich Album für Album neu, bleibt sich aber trotzdem treu. Welche Band schafft das heutzutage?
6. Musik ist in erster Linie Kunst. Diese Kunst wird heutzutage oft vergessen, da Musik Massenware geworden ist. Doch Editors zeigen auf der Bühne, das ihre Musik Kunst ist. Das überfordert dich vielleicht.
7. Tom Smith ist nicht Johnny Cash. Er ist auch nicht Ian Curtis oder Jim Morrison. Er ist Tom Smith. Und er ist genauso einzigartig wie die anderen drei.
8. Editors sind, im Gegensatz zu anderen Rock/Alternative Bands, nicht kommerziell ausgerichtet. Schon DVDs oder Live-CDs irgendwo gefunden? Nein?! Gibt es nämlich nicht. Laut der Band soll Musik Musik bleiben und Konzerte müssen Live erlebt werden.
9. Auf allen Editors-Konzerten die ich besucht habe war immer etwas anders. Die Band versucht nicht in einen Trott zu fallen, sie versuchen auch ihre Konzerte abwechslungsreich zu gestalten.
10. Ich hatte am Sonntag das Glück die Jungs kennen zu lernen. Sie sind sehr sympathisch, kein Stück arrogant und nehmen sich Zeit für ihre Fans. Das ist nicht immer selbstverständlich.
So, das sind meine zehn Gedanken zu den Editors. Ich würde mich freuen wenn du nochmal darüber nachdenkst ob dein Eintrag zu hundert prozent korrekt ist oder nicht.
Ich wünsche dir viele inspirirende und überraschende Konzerte und – wer weiß – vielleicht ist ja auch irgendwann mal eins der Editors dabei, wo du den einen oder anderen meiner 10 Punkte verstehst.
Diese Konzertkritik ist unsachlich und, sorry, hirnverbrannt. Die Musik kann man mögen oder sein lassen, aber die Art und Weise wie hier darüber „hergezogen“ wird zeugt von wenig bis kaum vorhandenes Niveau. 6, setzen.