Künstler*in | Alligator Jackson | |
Album | Southern Barbeque | |
Label | Juke Joint 500 | |
Erscheinungsjahr | 2021 | |
Bewertung |
Im Süden der USA, wo das Herz dieser Musik schlägt, nennt man so etwas wohl ein „Nugget“: ein wertvolles, unverhofftes Fundstück. Alligator Jackson sind ein Projekt von Songwriter und Gitarrist David Williams. Gemeinsam mit Sänger Dave Scarboro (er hat auch produziert), TJ Dawg (Schlagzeug) und RJ Gibson (Bass) hat er diese Band gegründet, die zwar nie live zu sehen war, aber zwischen 2005 und 2009 insgesamt fünf Alben aufgenommen hat, die damals bei 9 Lives Records aus Kentucky veröffentlicht wurden. Eine Auswahl der besten Lieder daraus bringt das deutsche Label Juke Joint 500 jetzt als Southern Barbeque heraus.
Für Freunde des Genres bietet das mehr als solide Southern-Rock-Unterhaltung wie in Spirit Of The Wild, manchmal klingen Alligator Jackson wie ein rostiger Tom Petty (Swamp Justice) oder wie ZZ Top ohne diese feine Schicht aus Ironie (Pull No Punches). Im Quasi-Motto-Song Alligator Jackson zeigen sie sich introspektiv, besonders gut stehen ihnen aber Stücke mit mehr Tempo und Boogie wie beispielsweise All Hell’s Breaking Loose.
Der Album-Auftakt Liquid Courage erinnert daran, dass „Whiskey“ und „wicked“ nicht nur durch den gleichen Anfangsbuchstaben verbunden sind, der Frauen-Backgroundchor bildet darin ein schönes Gegengewicht zum stets sehr kernigen Grundsound. Der Titelsong Southern Barbeque ist ein Bluesrock-Standard, wie man ihn schon tausendfach gehört hat, lebt aber von der Geschichte, die dazu erzählt wird. Und natürlich preisen Alligator Jackson gerne die Heimat. Das akustische Mr. Bouncer stellt fest, dass man sich im Süden eben prügelt, wenn ein anderer Mann die eigene Frau ein bisschen zu lange anschaut, um dann schwermütige Lieder darüber zu schreiben. Southern Soil (als einziges Lied gesungen von Gary Jeffries) zelebriert rund um die Zeile „Take me back home to that place in my Southern soul“ ein emotionales Heimweh, das auch viele deutsche Fans dieser Musik kennen dürften.
Ein Schwachpunkt des Southern Barbeque ist der Schlagzeugsound. Man kann das in Enjoy The Ride hören, das immerhin noch eine typisch bodenständige Lebensweisheit zu bieten hat: „Sometimes you get to ride / sometimes you have to drive / sometimes you’ve got to live / just to know you’re alive.“ Auch in Blood On The Wall zerstören die seltsam abgemischten Drums (die Becken klingen viel zu hell, die Fill-Ins zu knallig) die eigentlich reizvolle Melancholie des Songs. Insbesondere im Vergleich zur durchweg sehr guten Gitarrenarbeit von David Williams auf dieser Platte ist das ärgerlich, denn es nimmt einigen seiner Songs sowohl Kraft als auch Finesse. Auch Dave Scarboro ist kein großer Sänger, aber er hat dafür die passende Attitüde und vor allem die Glaubwürdigkeit, die es im Southern Rock braucht: Er scheint das zu (er-)leben, wovon er singt.