Amoa – „You“

Künstler Amoa

Amoa You Review Kritik
Stimmungsvoll wie das Cover ist auch die Musik auf „You“.
Album You
Label Radicalis
Erscheinungsjahr 2021
Bewertung

Das Debütalbum von Amoa ist eine intime, ruhige Platte. Man könnte sie beinahe „unspektakulär“ nennen, wäre da nicht dieser dann doch ziemlich erstaunliche Effekt, den man etwa in Songs wie Never Did I erleben kann: Eine Frau (in diesem Fall Andrea Thoma aus Basel, die hinter Amoa steckt) singt zu Klängen aus dem Computer (in diesem Falle einer besonders zurückhaltenden Auspägung von TripHop), man hat diese Konstellation schon tausendmal gehört, aber doch klingt es in dieser speziellen Variante wieder frisch und geheimnisvoll.

Dass die Künstlerin, die Amoa auch als Namen für ihr erstes Kind in Betracht gezogen hätte, wenn es eher das Licht der Welt erblickt hätte als You, als wichtige Einflüsse beispielsweise Burial, Portishead und Radiohead benennt, leuchtet schnell ein. Die Vorliebe für analoge Syhtesizer, die man sich am besten im Nebel vorstellen kann, wird in diesen elf Stücken beinahe vom ersten Ton an deutlich. Hell eröffnet das Album gebremst, nervös und verhuscht, bevor es zur Mitte hin etwas markanter wird. Back kombiniert die heisere Stimme von Adrea Thoma mit wohlüberlegten Beats und einer etwas kauzigen Melodieführung.

Die Bewegung, die im Titel von Running steckt, hört man auch in der Musik, auch wenn es im Text „We are running out of time“ heißt, also eigentlich um einen Stillstand oder einen Mangel an Aktivität geht, den es zu überwinden gilt. Close To Relate stellt zu Beginn die gehauchte Kopfstimme ins Zentrum, am Ende gibt es fast etwas Opulenz. Das nur knapp 90 Sekunden lange Kind überrascht mit rückwärts abgespielten Vocals, auch All vermag ein wenig zu irritieren: Beim siebten Track von You ist man schon so tief in den Amoa-Klangkosmos versunken, dass man beinahe überhören könnte, dass da eine E-Gitarre spielt.

In Wire bekommt das Produzentenduo „us & sparkles“ ein „featuring“ und das leuchtet schnell ein, denn die von ihnen auf diesem Album so oft zur Verfügung gestellten Beats, die genau in der Mitte zwischen „verfrickelt“ und „elegant“ tänzeln, sind hier besonders prominent. Den Abschluss von You macht das sehr kreative Living In A Motor City, das eine Vorstellung davon vermittelt, wie Hot Chip vielleicht den Auftrag einer instrumentalen Ballade umsetzen würden. Als besonders typisch für Amoa kann man Modes betrachten: Aus sehr ausgefallenen Elementen setzt sich schnell ein sehr reizvoller Beat zusammen – und so cool der Gesang am Anfang noch ist, so intensiv ist er am Ende. Auch das noch etwas stärker reduzierte Silver bringt die Ästhetik der Platte gut auf den Punkt: Der Gesang wirkt so unspektakulär wie das Backing, aber die daraus entstehende Atmosphäre ist schlicht schön.

Ein Schock aus dem Nichts beendet das Video zu Wire.

Amoa bei Instagram.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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