Künstler | Ampersounds feat. Rufus Wainwright | |
EP | Technopera | |
Label | West End Records | |
Erscheinungsjahr | 2021 | |
Bewertung |
Rufus Wainwright hat in Filmen mitgespielt, Musik für ein Ballett komponiert, einen Sampler mit klassischer Musik kompiliert, Shakespeares Sonnette für das Berliner Ensemble vertont, mit den Pet Shop Boys, Elton John, Ben Folds, Burt Bacharach, Robbie Williams oder Joan As Policewoman gearbeitet. Man muss bei ihm also mit (fast) allem rechnen. Die 19 Buchstaben von „feat. Rufus Wainwright“ im Kontext von House und auf einer Veröffentlichung des renommierten Disco-Labels West End Records aus New York zu lesen – das hatte man dann aber doch nicht kommen sehen.
Doch die Zusammenarbeit mit Ampersounds, also Fred Falke und Zen Freeman, aus der diese morgen auf Vinyl erscheinende EP hervorgegangen ist, erwies sich für alle Beteiligten als Glücksgriff. „Ich bin extrem stolz auf die Arbeit, die ich mit Zen und Fred gemacht habe. Für mich als Songwriter war es befreiend, eine Plattform zu haben, von der ich abspringen konnte. Ich musste nur über die Melodie und den Text nachdenken, während jemand anderes den Track erschaffen konnte“, sagt Rufus Wainwright. „Es ist anders als alles, was ich je gemacht habe, aber irgendwie steckt immer noch viel von Rufus darin. Ich hoffe, dass die Leute zu den Tracks richtig Party machen werden, natürlich gefahrlos, aber ich denke, wir alle haben eine kleine Party verdient.“ Die beiden DJs und Produzenten geben die Komplimente prompt zurück: „Rufus ist ein Ausnahmetalent und wir hatten eine fantastische Zeit, während wir mit ihm an diesem Projekt zusammengearbeitet haben. Wir haben reiche Texturen mit starken elektronischen Elementen geschaffen, die unserer Meinung nach perfekt zu Rufus‘ Tiefe und Intensität passen.“
Das erste Stück, an dem die drei zusammen gearbeitet haben, ist Solitude Of Heart. Es basiert auf einem Gedicht von Rabindranath Tagore, und Ampersounds haben völlig recht, wenn sie sagen, dass der versonnene, beinahe weise wirkende Gesang von Wainwright in diesem Track perfekt passt. „Seine Stimme hat eine solche Tiefe und ein solches Gefühl, und als wir seine Vocals mit einem Vintage-Modular-Synthesizer überlagerten, konnten wir etwas produzieren, das sich absolut traumhaft anfühlt“, sagen sie. Wainwright war begeistert von der Vorlage: „Solitude Of Heart von Rabindranath Tagore schien mir unglaublich passend für unsere Zeit. Der Track hat etwas sehr Entspanntes, aber gleichzeitig auch Tiefgründiges. Ich denke, es ist das perfekte Stück, um es mitten in der Nacht zu hören.“ Tatsächlich scheinen die von ihm besungenen „Surprises of beauty“ auch als Überschrift für diese Zusammenarbeit insgesamt zu funktionieren.
Die zweite gemeinsame Single ist Technopera, die sich auf der EP einmal in kompletter Form (in der ersten halbe Minute lässt ein Orchester seine Muskeln spielen) und einmal als gekürzte Fassung findet. Auch darin findet man den Mix aus Disco und House, den man bei diesen beiden Produzenten erwarten darf, und erneut die Überraschung, wie gut sich die sensible Singer-Songwriter-Stimme von Wainwright in diesen durchaus ausgelassenen Kontext einfügt. Der Gesang verleiht dem Track auch dann noch Glanz und einen Hauch von Wehmut, als die Stimme ein wenig verfremdet und der Beat noch ein bisschen kraftvoller wird. „Bei Technopera beschlossen wir, die visuellen Aspekte eines Traumzustands weiter zu erforschen, allerdings mit einem apokalyptischen Einschlag“, sagen Ampersounds dazu.
Komplettiert wird die EP durch drei Versionen von Do It To The Music. Den Track, im Original von Raw Silk aus dem Jahr 1982, hatten Ampersounds 2012 schon einmal neu bearbeitet, nun kommen zwei weitere Remixes hinzu. Falke und Freeman beweisen darin gutes Handwerk, arbeiten die soulige Stimme ebenso heraus wie den funky Bass und die intelligente Dramaturgie der Vorlage. Vielleicht ist es dann doch nicht so überraschend, dass eine starke Platte herauskommt, wenn dieses Talent auf eine wundervolle Stimme trifft.