Künstler | Anna Calvi | |
Album | Hunted | |
Label | Domino | |
Erscheinungsjahr | 2020 | |
Bewertung |
Mit ihrem dritten Album Hunter hat Anna Calvi 2018 wieder viele neue Fans gewonnen. Zeit Online lobte die Platte als „das tollste, klügste und erotischste Album“ des Jahres. Die Jury des Mercury Prize verlieh ihr den Award für das beste Album (was ihr schon mit ihren ersten beiden Platten gelungen war). Auch die großartige Courtney Barnett ist begeistert von der Kollegin: “Anna ist eine atemberaubende Performerin. Man ist wie gebannt, wenn man sie auf der Bühne sieht. Ich liebe ihr Songwriting, weil es eine wunderschöne und pefekte Balance aus Aggression und Sanftheit zeigt.“
Auf Hunted gibt es nun ein Zusammentreffen der beiden Künstlerinnen, denn Anna Calvi hat sich entschieden, mit dieser Mini-LP (die Spielzeit beträgt ziemlich genau 30 Minuten) ein paar Stücke des Albums noch einmal mit einem anderen Charakter zu veröffentlichen. „Als ich eine Pause während der Tour hatte, habe ich mir die ursprünglichen Aufnahmen für Hunter noch einmal angehört. Sie stammen aus der Zeit, als ich die ersten Ideen für diese Songs eingefangen und sie alleine in meinem Studio auf dem Dachboden aufgenommen habe. Es hat etwas besonders Intimes, diese sehr privaten Aufnahmen mit meinen liebsten Sängerinnen und Sängern zu teilen und sie zu bitten, ihnen ihre Stimme und ihre künstlerische Sensibilität zu leihen.“
Im Zentrum stehen dabei Gitarre und Gesang, meist sind es in diesen sieben Liedern die beiden einzigen Elemente. Courtney Barnett ist bei Don’t Beat The Girl Out Of My Boy mit von der Partie, das auch in der neuen Form seinen markanten Charakter behält. Anna Calvi gibt die Komplimente gerne zurück: „Courtney Barnett ist eine großartige Künstlerin. Wenn sie singt und Gitarre spielt, ist das umwerfend. Ihre Fähigkeit, das Tiefgründige mit den kleinsten Momenten der menschlichen Erfahrung zu verbinden, ist ein einzigartiges Talent einer wahren Künstlerin.“
Für den Auftakt Swimming Pool hat sie sich Julia Holter eingeladen, das Lied wird hier schwer und elegant wie ein Samtkleid, die beiden Stimmen bilden gemeinsam einen geheimnisvollen Chor, der pefekt zu den Zeilen: „I can be the one / if you can be the one“ passt. Mit Joe Talbot (Idles) liefert sich Anna Calvi in Wish ein Gefecht, nachdem sie zunächst im Hintergrund bleibt. Charlotte Gainsbourg ist der vierte Gast auf Hunted, sie singt auf Eden mit. Man erkennt schnell: Das Flüstern darin ist nicht vertraulich, sondern bedrohlich. Man ahnt den Versuch von Verführung und Verfolgung, die kein gutes Ende nehmen wird: „You’re a shadow in the dark / in a woodchip house / in the garden we hide / with our shoes untied.“
Away zeigt die Ästhetik von Hunted am deutlichsten, es gibt nur eine rudimentäre Gitarre und Gesang, sodass fast Demo-Charakter entsteht. Hunter hat einen versteckten, nervösen Beat und eine Gitarre, die eindeutig nichts Gutes im Schilde führt. Der Schlusspunkt Indies Or Paradise ist in dieser Form so roh und heavy, dass er zu Black Rebel Motorcycle Club passen würde. Anna Calvi zeigt mit Hunted nicht nur den Kern ihrer Songs und gibt Einblick in die Entstehungsgeschichte dieser Lieder. Gerade durch die Zusammenarbeit mit Duettpartnern und -partnerinnen tritt zudem des zentrale Thema des Albums noch einmal klarer hervor: Es geht hier um die Zweisamkeit in all den Facetten, die auch hier für so viel Spannung sorgen: Duell, Flirt, Streit, Sex.
Die neue Version von Don’t Beat The Girl Out Of My Boy mit Courtney Barnett.
Wenn es die Corona-Situation erlaubt, kann man Anna Calvi in diesem Jahr noch live in Deutschland erleben:
06.08.2020 – Haldern Pop Festival, Haldern
19.09.2020 – Reeperbahn Festival, Hamburg