Künstler | Arlo Day | |
EP | Bad Timing | |
Label | Domino | |
Erscheinungsjahr | 2019 | |
Bewertung |
Es ist ziemlich schwierig, in diesen Tagen ein eigenes musikalisches Profil zu entwickeln, wenn man dafür nur eine EP zur Verfügung hat, auf der sich gerade drei Lieder finden. Erst recht gilt das im Genre der Singer-Songwriter, in dem Alice Barlow zu Hause ist. Als Arlo Day veröffentlicht die Londonerin mit Bad Timing nun ihren ersten Tonträger – und schafft es tatsächlich, ein paar unverwechselbare Charakteristika zu demonstrieren.
Der dritte Song auf dieser EP macht das besonders deutlich. Zum einen zeigt Broke, wie sehr ihre Stimme den Sound von Arlo Day dominiert. Zum anderen führt er die Fähigkeit vor Augen, mit ganz wenigen Zeilen die Essenz eines Lieds auf den Punkt zu bringen. In diesem Fall ist es sogar nur ein einziges Wort, in dem der Kern des Songs steckt, nämlich: Broke.
Dass Singer-Songwriter über Liebeskummer singen (und dieses Gefühl ist der Ausgangspunkt für alle drei Lieder auf Bad Timing) ist alles andere als eine spektakuläre Erkenntnis, doch auch dieses Thema versteht Alice Barlow mit einer eigenen Note zu versehen, wie etwa im Titelsong. “Ich habe Bad Timing im vergangenen Sommer zuhause aufgenommen. Das war nach dem Ende einer Beziehung, als viele Dinge in meinem Leben aus der Bahn geraten waren. Ich wollte einerseits das Gefühl von Verlust einfangen, andererseits aber auch zeigen, wie anders die Dinge im Rückblick erscheinen können”, sagt Alice Barlow.
Gleich die ersten Zeilen weisen in diese Richtung: “Looking backwards, go back about a year / to where it all began / how did I get here?”, fragt sie sich da. Dann entfaltet sich ein Lied über eine Liebe, die sich groß, besonders und unbesiegbar angefühlt hatte, sich dann aber in Luft auflöste. Es dominiert dabei nicht so sehr der Schmerz, sondern eher der Versuch, dieses Muster zu verstehen, das sich schon so oft wiederholt hat. Genau darin liegt der Reiz von Bad Timing: Es ist betrübt, aber lässig. Man kann bei diesem Mix aus Aufgewühltheit und Lakonie an Martha Wainwright denken, vor allem aber zeigt es die Reife und Reflexion in der Musik von Arlo Day: Es geht auch um das Akzeptieren des Unvermeidlichen und die Rolle, die man mit den eigenen Fehlern dabei gespielt hat.
Auch This Love stellt ein Spannungsverhältnis in den Mittelpunkt. “You are like a drug too / but I won’t let you get to me / so I’ll fight all my senses / following suit, I’ll hold back the gate / won’t let you in”, singt sie darin über eine Anziehungskraft, gegen die sie sich wehren will. Man erkennt, dass sie sich manipuliert fühlt vom Gegenüber, dass ihr Verstand und ihre Erfahrung ihr sagen, wie wenig verlockend die Perspektive ist, die sich da bietet. Man kennt das alles schon, und trotzdem ist es schwierig, dem zu widerstehen – diesen Gedanken kann man nach Bad Timing auch auf die Musik von Arlo Day übertragen.
Voller Erinnerungen steckt das Video zu Bad Timing.
https://www.youtube.com/watch?v=xpo1DMe5LBY