Künstler | Audio Dope | |
Album | Audio Dope | |
Label | Majestic Casual Records | |
Erscheinungsjahr | 2018 | |
Bewertung |
Audio Dope ist Mischa Nüesch, ein Musiker aus Basel, der gestern sein gleichnamiges Debütalbum vorgelegt hat. Audio Dope ist aber auch eine kostenlos verfügbare Software, mit der sich Sounddateien aus verschiedenen Quellen zusammenführen und bearbeiten lassen. Das ist eine durchaus wichtige Gemeinsamkeit, denn sie erklärt weitgehend die Arbeitsweise des DJs: Eigene Beats und Elemente werden hier mit fremden Stimmen und anderen Instrumenten gepaart, bis ein in der Regel sehr entspanntes neues Werk irgendwo zwischen HipHop und Jazz entsteht.
Dawn zeigt als Auftakt des Albums bereits die Richtung an: Es gibt einen Rap mit gutem Flow und wenig Aggressivität, einen Beat mit Lust auf Experimente und im Hintergrund die klangliche Entsprechung einer Lavalampe. Shore Leave ist nahe am Chill-Out-Modus, inklusive Meeresrauschen und Möwengeschrei, die Single Floating setzt auf eine prominente akustische Gitarre und wird sehr mellow. Manchmal nähert sich Audio Dope den Sachen von DJ Shadow an wie in Thamiam, manchmal wird es exotisch wie in der Single Pai Mei, manchmal jazzig wie All Right, das ein Sample mit sehr engagierter Publikumsanfeuerung bietet.
Der Schweizer, der vor diesem Album schon mehrere Releases bei Bandcamp platziert hat, war schon als Support für Kaytranada, Gaslamp Killer, Maribou State oder Odesza im Einsatz. Dass er seit rund einem Jahr nicht mehr nur als DJ auftritt, sondern auch mit Band, verwundert angesichts dieser zehn Tracks nicht. Park mit seinem gleichzeitig faszinierenden und irritierenden Klavier kann man sich gut mit echten Instrumenten vorstellen, ebenso Heat mit seinem etwas konkreteren Beat oder das erstaunlich schwungvolle Unconditional.
Ein Höhepunkt ist Broadway Market, das zugleich alt (meinetwegen: indianisch) und hochmodern (meinetwegen: nach Raumfahrt) klingt. Auch Sober ragt heraus mit seinem schicken Trompeten-Sample und seiner sehr gelassenen Stimmung: Wenn es den Begriff „Cool Jazz“ nicht schon gäbe, müsste man ihn hierfür erfinden. Am typischsten für Audio Dope ist Never Let Her Go: Der Track klingt, als sei er im Halbschlaf gefangen, wobei man nicht entscheiden mag, in welche Richtung, ob kurz vor dem endgültigen Wegschlummern oder im behutsamen Aufwachen.