Bloc Party – „The Nextwave Sessions“

Künstler Bloc Party

The Nextwave Sessions Bloc Party Review Kritik
Eine EP war die letzte Veröffentlichung von Bloc Party in Urbesetzung.
Album The Nextwave Sessions
Label Frenchkiss Records
Erscheinungsjahr 2013
Bewertung

“Be all that you can be”, singt Kele Okereke in Children Of The Future, dem letzten Song auf dieser EP. Genau das scheint stets das Bestreben bei Bloc Party gewesen zu sein: sich selbst maximal zu entfalten. Man hört diesen Ansatz auch dem besagten Lied an, es klingt fast wie ein Demo und für Bloc-Party-Verhältnisse entspannt, gelassen und in der Instrumentierung erstaunlich nahe am konventionellen Rock. Man könnte glauben, hier eine neue Band vor sich zu haben, die gerade ihren Sound findet.

Diese Botschaft ist womöglich beabsichtigt, denn gerade der Anspruch, sich permanent weiterzuentwickeln, hat Bloc Party zu einer schwierigen Band gemacht, für die Fans, aber auch für die Mitglieder selbst. Als 2013 die Nextwave Sessions erschienen, hatte das Quartett gerade die Tour zum Album Four beendet, die bisher längste Konzertreise in ihrer Karriere, und bereits angekündigt, danach eine Pause einzulegen. Nicht wenige hatten damals die Ahnung, aus dieser Pause würden Bloc Party nie mehr zurückkehren.

Der programmatische Titel, in dem das Versprechen auf eine Zukunft und eine weitere Neuerfindung steckt, weckte hingegen auch Hoffnungen, ebenso wie der Charakter dieser fünf Lieder (für die bei iTunes veröffentlichte Variante der EP gab es mit X-Cutioner’s Song noch einen Bonustrack). Pitchfork fragte deshalb einigermaßen optimistisch „Is the urgency and quick turnaround of The Nextwave Sessions an indication that we should keep the faith, that Bloc Party is in a refractory period following a triumphant and prolific past two years?“ Wie wir heute wissen, waren beide Erwartungen berechtigt: Bloc Party machten zwar weiter, und zwar mit so wenig Lust auf Konventionen wie eh und je, allerdings sollten die Nextwave Sessions die letzte Veröffentlichung mit den Gründungsmitgliedern Matt Tong und Gordon Moakes bleiben.

Im Rückblick findet man auf der EP etliche Eigenschaften, die für die Urbesetzung der Band charakteristisch waren. Montreal lebt von der außergewöhnlichen Stimme von Kele Okereke. Die Atmosphäre in French Exit mit seinen dominierenden Drums ist angespannt, aber nicht hysterisch. Obscene hat die für die wundervollen Balladen dieser Band typische Position der Verunsicherung, vielleicht auch von Reue und Scham. Der Sound, unter anderem mit einem extrem verschleppten Beat, wird zur Entsprechung davon.

Der Höhepunkt der Nextwave Sessions steht gleich am Beginn: Ratchet ist sofort packend und wird ein Hit mit allem, wofür man diese Band liebt: clever, energisch, innovativ. Der Song ist vertrackt und doch euphorisierend und scheint sich die Refrainzeile „Make it count“ tatsächlich zum Motto genommen zu haben. Das Lied, produziert von Dan Carey (Hot Chip), ist zugleich auch ein Fingerzeig in die noch stärker elektronische Zukunft der Band. So zuversichtlich und entschlossen wie hier klangen Bloc Party danach aber leider kaum noch.

Prophetisch: Bloc Party zerfallen im Video zu Ratchet in Einzelteile.

Website von Bloc Party.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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