So etwas nennt man wohl einen Publicity-Stunt. Vier Abende in Folge! Ausverkauft! In Berlin! Das ist das beliebteste Thema vor und im Conne Island in Leipzig, lang bevor Bodi Bill die Bühne betreten. In der Tat blickt das Trio auf einen sehr erfolgreichen Tour-Auftakt zurück, und mit den euphorischen Berichten aus der Hauptstadt (und der cleveren Tatsache, lieber viermal hintereinander im recht kleinen Lido zu spielen statt an einem Abend in einer größeren Location) heizen Bodi Bill die Erwartungshaltung tüchtig an.
Touchy Mob legt im Vorprogramm noch ein paar Grad Celsius drauf, und als Bodi Bill dann die Bühne im Conne Island betreten, fließen schon längst die ersten Schweißperlen. Frontmann Fabian Fenk hält das aber nicht davon ab, sich beim dritten Song Pyramiding in ein Federkostüm zu werfen. Kurz zuvor hatte er beim Opener And Patience schon einen riesigen Hundeknochen als Utensil mit auf die Bühne gebracht, später in der Show kommt ein Spiegel dazu, mit dem er, nunja: den Kids zeigt, wie cool sie sind.
Große Entertainer sind Bodi Bill trotzdem nicht – Lido hin, Hundeknochen her. Die Ansagen sind dröge, obwohl Bodi Bill nach mittlerweile drei Alben doch längst so etwas wie eine Konzert-Souveränität an den Tag legen sollten und obwohl Fenk hier eine Art Heimspiel hat, schließlich hat er in Leipzig studiert. Trotzdem kommt weder Interaktion auf noch gibt es so etwas wie gekonnte Insider-Witze. „Hallo! Seid ihr hier? Wir sind hier“, ist eher die Kategorie, in der Bodi Bill mit ihrem Publikum kommunizieren.
Auch wenn Alex Stolze mit Hosenträgern und Hut den Justin Timberlake aus Ost-Berlin gibt, ist das nicht gerade der Inbegriff von Bühnenpräsenz. Doch darüber kann man gerne hinwegsehen. Denn schließlich sind wir ja wegen der Musik hier – und die passt.
Spätestens bei One Or Two hebt das Conne Island ab, rechts hinten auf der Bühne gibt es dann hinter Laptops und Synthies immer wieder hübschen Anschauungsunterricht im Synchron-Headbangen. Es wird getanzt, es wird gelauscht, es gibt Beat-Extase und Geigen-Besinnlichkeit. Alles ist dort, wo es sein muss, und vor allem: Nichts ist zu viel. Im Vergleich zum aktuellen Album What? drängen sich hier viel mehr die Stimmen in den Vordergrund (bester Beweis dafür wird das tolle Brand New Carpet), und das ist durchaus ein Pluspunkt für den Sound von Bodi Bill.
Als Zugabe gibt es Very Small, dann eine gute Dosis Depeche Mode und dann eine komplett kollabierende Technik. Fast ist man froh darum: Im Conne Island ist es mittlerweile viel zu heiß, um auch bloß noch eine halbe Stunde auszuhalten. Der Abend in Leipzig endet somit durchaus gelungen und mit der Gewissheit: Im Lido sollte man nach diesen Shows mal ordentlich durchlüften.
Blöde Ansagen, gute Lieder: Bodi Bill spielen Garden Dress live im Conne Island in Leipzig:
httpv://www.youtube.com/watch?v=P-FYDG-pXYI
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