Carpark North – „Hope“

Künstler Carpark North

Carpark North Hope Review Kritik
„Hope“ ist das fünfte Studioalbum von Carpark North.
Album Hope
Label Motor Music
Erscheinungsjahr 2018
Bewertung

Normalerweise reagiere ich allergisch auf Platten, auf denen irgendwo der Name „Samu Haber“ steht. Hier hat er sich ganz am Ende hineingeschummelt, vielleicht zur Verharmlosung ist das Lied mit seiner Beteiligung zudem als „Bonus Track“ gekennzeichnet. Heores macht trotzdem genau das, was man vom Sunrise-Avenue-Grinseknilch kennt: Das Lied gaukelt Ausgelassenheit vor, wird eine Pseudo-Hymne nach Schema F (inklusive Zeilen wie „Side by side / all in line / stand our ground“) und verkauft sich maximal: Heroes war im Mai der offizielle Titelsong zur Eishockey-WM in Dänemark.

Natürlich verstehe ich, dass eine Band wie Carpark North sich eine Gelegenheit wie diese dennoch nicht entgehen lassen will. Lau Højen (Gitarre, Gesang), Søren Balsner (Bass, Synthesizer) und Morten Thorhauge (Schlagzeug) haben schon 2003 ihr erstes Album veröffentlicht. Sie haben im Vorprogramm für 30 Seconds To Mars, Moby und, jawohl, Sunrise Avenue gespielt. Sie sind in ihrer dänischen Heimat enorm erfolgreich: Hope erschien dort schon 2017 und stieg auf Platz 1 der Charts ein. Internationaler Erfolg ist für das Trio dennoch nicht in Sichtweite, da nutzt man die Chance auf einen prominenten Gaststar natürlich gerne – und sei es nur, um wenigsten im südlichen Nachbarland etwas bekannter zu werden.

Hierzulande kommt Hope heute auch raus, und bei den bereits genannten Koordinaten ist klar: Carpark North machen Poprock für Leute, die Pop nicht verstanden haben und Rock nicht leiden können. We Used To Have It All wird eine einzige Aneinanderreihung von Konventionen, All Yours ist wie gemacht für Fans von James Blunt und Konsorten, Talk All Night, das vom vergeblichen Versuch handelt, eine Beziehung zu retten, ist melodisch originell, aber atmosphärisch kalkuliert. Sehr typisch ist auch Raise Your Head: Mit einem recht brachialen Refrain, einer plakativen Strophe und einem Text über die Feier des Moments ist das Hardrock im Bon-Jovi-Sinne.

Die andere Facette von Carpark North ist eine Vorliebe für elektronische Sounds. Feel So Real wird House für Radiopop-Freunde. In Right Where I Want trifft Eighties-Elektropop auf einen Justin-Timberlake-Refrain und eine Gitarre, wie sie Slash für Michael Jackson gespielt hat – dass das Ergebnis nicht sonderlich stimmig ist, muss man wohl nicht eigens erwähnen.

Allerdings soll nicht verschwiegen werden: So sehr man Originalität oder Anspruch hier vermisst, so sehr beherrschen Capark North zumindest ihr Handwerk. Das softe When We Were Kids wird trotz eines Kinderchors nicht allzu beliebig und klischiert. Auch das reduzierte Crystal Continents funktioniert halbwegs, obwohl seine Innigkeit hörbar simuliert ist. Dass Carpark North auch ganz und gar unpeinlich sein können, beweisen die beiden Lieder in ihrer Muttersprache, die sie an den Anfang und ans Ende von Hope gepackt haben. Der elektronisch geprägte Auftakt Håb ist nicht nur interessant, sondern umgeht durch den Text auf Dänisch auch die gelegentlichen Probleme, die es hier mit englischer Grammatik und Syntax gibt. Der Abschluss Glastårne wird sogar richtig überzeugend: Nicht nur im Sound, sondern auch in der Attitüde wirken Carpark North darin endlich authentisch.

Im Lyric-Video zu Heroes gibt es leider keine Bodychecks für Samu Haber.

Im Herbst kommen Carpark North auf Tour:

28.09. Hamburg, Uebel & Gefährlich
29.09. Berlin, Privatclub
30.09. Leipzig, Moritzbastei
01.10. Stuttgart, Wizemann Club
02.10. CH-Zürich, Exil
04.10. Nürnberg, Z-Bau
05.10. A-Wien, Chelsea
06.10. München, Backstage Halle
07.10. Frankfurt, Zoom
09.10. Köln, Club Bahnhof Ehrenfeld
10.10. Bochum, Rotunde

Website von Carpark North.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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