Tierquälerei scheint ein heimliches Hobby von vielen Musikern zu sein. Man denke nur an Fury In The Slaughterhouse! Oder Dogs Die In Hot Cars. Und jetzt auch noch: Cats On Fire. Dass Katzen angeblich neun Leben haben und somit besonders resistent gegen Feuerattacken sein dürften, ist dabei keine Ausrede.
Doch sieht man die vier Finnen live auf der Bühne, die gestern für eines von drei Deutschlandkonzerten in diesem Jahr in der Nato in Leipzig Station gemacht haben, wird schnell klar: Die können keiner Fliege etwas zu Leide tun. Der Drummer sieht aus, als sei er gerade aufgestanden. Der Gitarrist sieht aus wie der Traum aller Schwiegermütter. Der Bassist hat ständig diesen verschmitzt-unschuldigen Blick wie Christoph Waltz in Inglorious Basterds, wenn er gerade scheinbar aus purer Notwendigkeit wieder ein paar Unschuldige erschossen hat.
Und dann ist da ja noch Mattias Björkas. Der Sänger von Cats On Fire ist einer dieser Menschen, die kein Glück in ihrem Leben gefunden hätten, hätte sie nicht jemand auf eine Bühne gestellt. Bei der Stadtreinigung würde Björkas sicher den Kehrbesen als Mikrostativ benutzen, als Tankwart würde er immer rund um die Autos tänzeln. Ein geborener Frontmann – der zudem aussieht wie der junge David Bowie und bei Tears In Your Cup, dem letzten Lied des Konzerts vor den beiden Zugabenblöcken, als er seine Akustikgitarre zur Seite legt, auch noch tanzt wie der junge Ian Curtis.
Björkas beginnt das Konzert mit einer höchst theatralischen Verbeugung, die er auch später immer wieder einstreut. Zwischendurch zupft er sich die Frisur zurecht, und als ein Zwischenruf aus dem Publikum ihn nach dem finnischen Wort für Kapodaster fragt, behauptet der Sänger aus Turku: „Ich spreche kein Finnisch.“
So viel Affektiertheit könnte schnell nervig wirken, wäre die Musik von Cats On Fire nicht so grundsympathisch. „Wir wollen so Un-Rock wie nur möglich sein“, erklärt Björkas das Konzept. Das Ergebnis ist sehr eingängiger, schlauer, in den Achtzigern verankerter Indiepop. Wenn Björkas mit seiner durch und durch britischen Stimme irgendwo zwischen Paul Heaton (Beautiful South) und Craig Reid (Proclaimers) auf clevere Texte setzt wie beim sehr hübschen Poor Students Dream Of Marx, dann lässt das schwer an Belle And Sebastian denken.
Noch allgegenwärtiger ist aber eine andere Referenz: The Smiths. Cats On Fire sind der beste Beweis, dass der Einfluss der Indie-Überväter aus Manchester (wenn auch in diesem Fall glücklicherweise in einer leicht modernisierten und deutlich besser gelaunten Version) auch fast 20 Jahre in die Zukunft und bis nach Finnland reicht. Wenn man nach einem sehr gelungenen Konzertabend hinaus in den strömenden Regen von Leipzig kommt, ist das eine sehr tröstliche Erkenntnis: Die Kombination aus Weltschmerz, Romantik und Gitarren ist einfach nicht totzukriegen – und scheint noch mehr Leben zu haben als eine brennende Katze.
Cats On Fire spielen Higher Grounds live in der Nato in Leipzig:
httpv://www.youtube.com/watch?v=JoSk4j31JtA
Eine gekürzte Version dieses Textes gibt es auch bei news.de.
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