Künstler*in | Cats On Trees | |
Album | Cats On Trees | |
Label | Tôt Ou Tard | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Bewertung | Foto oben: (C) Katrin Brauer PR / Ana Bloom |
Wenn eine Katze auf einem Baum sitzt, dann ist das für die Besitzer*innen der Tiere sicher ein nervenaufreibendes Ereignis. Man fragt sich dann wohl, ob es das geliebte Haustier heil wieder runter schaffen wird. Wahrscheinlich macht man sich betrübt auch ein paar Vorwürfe, wie man so nachlässig sein konnte, das Tier in eine so missliche Lage kommen zu lassen. Oft wird in solchen Situationen von besorgten Herrchen und Frauchen die Feuerwehr gerufen: Knapp 40.000 Mal wurden die Feuerwehren in Deutschland im Jahr 2021 in Zusammenhang mit Tieren alarmiert. Eine Katze von einem Baum zu holen, dürfte für die Einsatzkräfte dabei eine der leichtesten Übungen sein.
Zwischen diesen Polen, also Spannung und sogar Herzklopfen auf der einen und lässige Routine auf der anderen Seite, bewegt sich auch die Musik von Nina Goern (Gesang, Klavier) und Yohan Hennequin (Rhythmusinstrumente) aus Toulouse. Die Beiden kennen sich schon seit der Schule und waren vorher in anderen Bands aktiv, bevor sie sich als Cats On Trees zusammentaten. Ihr gleichnamiges Debütalbum erreichte 2013 Platz 9 in den französischen Charts, ein Jahr später wurde die Platte dann auch in Deutschland veröffentlicht.
Dieser Erfolg für das Duo ist kein bisschen überraschend: Cats On Trees machen einfach schöne Musik – allerdings ist es nicht ganz einfach, das Besondere daran zu benennen, das zweifelsohne vorhanden ist. Drei Jahre haben Goern und Hennequin an diesem Werk gearbeitet, und letztlich sind es die dabei ausgetüftelten Details, die es über das Niveau von bloßem Wohlklang heben.
Burn eröffnet die Platte mit einem fast provozierend einfachen Schlagzeug und ein paar Klavierakkorden. Dann kommt die Stimme hinzu, deren Eleganz sich mit einem Hauch von Frechheit und Schmerz paart, sie singt eine klasse Melodie, bis am Ende des Liedes fast unmerklich Brodeln und Tumult entstanden sind. Das folgende Sirens Call würde zu Amy McDonald passen, auch durch die Streicher kommt hier ein Hauch von Drama dazu. Full Colours hat ebenfalls eine Spannung, die nicht plakativ ist, sondern subtil – und dazu eine ordentliche Dosis von der Melancholie des ersten Cranberries-Albums.
Who You Are ist nachdenklich und reduziert zu Beginn, am Ende erfolgt dann die große Geste, im bissigen und verspielten Too Much lässt Kate Nash grüßen, der Gesang im rhythmisch hochinteressanten TikiBoy ist nahe an Cerys Matthews. So wie das ausgelassene und ansteckend positive Wichita würden vielleicht die Ting Tings klingen, wenn sie nie in ihrem Leben in einer Disco gewesen wären.
Flowers wird zerbrechlich und rührend, Walking On The Line etwas düster und gespenstisch. Jimmy ist zugleich komplex und schick, am Schluss darf Hennequin sogar im Hintergrund mitsingen. Der Album-Abschluss Love You Like A Love Song unterstreicht hingegen, wie groß der Wert des Gesangs von Goern für Cats On Trees ist: Ihre Stimme glänzt von der ersten bis zur letzten Note und verleiht dieser Coverversion eines Songs von Selena Gomez eine ungeahnte Grandezza.
You Win zeigt vielleicht am deutlichsten die Bedeutung von Kleinigkeiten für diese Band: Die Schlagzeug-Beiträge mögen dezent sein, sie sind letztlich aber entscheidend dafür, diese Lieder aus dem Reich von Nabelschau und Bedroom-Pop herauszuholen, ihnen zusätzliche Dynamik und nicht zuletzt Zugänglichkeit zu verleihen.