Künstler | Coddiwomple | |
Album | The Walk And Other Stories | |
Label | À tant rêver du roi | |
Erscheinungsjahr | 2020 | |
Bewertung |
Es gibt einen Moment auf dieser Platte (das betreffende Stück heißt Word), in dem Coddiwomple kurz vorgaukeln, eingängig zu sein. Das ist ein Täuschungsmanöver. Was Nicolas Lafourest (Gitarre), Olivier Mellano (Gitarre) und G.W. Sok (Gesang) mit The Walk And Other Stories fabriziert haben, ist hochgradig eigenartig. Eine kleine Chance auf Erfolg könnte das Trio trotzdem haben, und die besteht im aktuellen Podcast-Hype. Wenn man unterstellt, dass die Hörer von Podcasts gerne gute Geschichten hören, spannend präsentiert mit originellen akustischen Mitteln, dann ist es genau das, was sie auch auf The Walk And Other Stories bekommen.
Das wichtigste Element bei Coddiwomple (das Urban Dictionary erklärt dieses Verb als: „to travel in a purposeful manner towards a vague destination“ und nennt als Beispiel: „Let‘s coddiwomple over to the river.“) ist die Stimme von G.W. Sok, der auch die Texte für das Album beisteuert. Er wirkt in der Gespenstergeschichte vom Pumpkin Head, die das Album eröffnet, wie ein Märchenonkel, der von bedrohlichen Gitarren begleitet wird, und dieses Konzept fasst die Platte bereits recht gut zusammen.
Man kann ihn fast für einen Schauspieler oder Nachrichtensprecher halten, so sehr dominiert er mit seiner sonoren Stimme das Geschehen, auch wenn er dabei nur selten wirklich singt. Das kann vergleichsweise ruhig und mystisch bleiben wie in The Boat oder unscheinbar anfangen, dann düster werden und im Wahnsinn enden wie Whisper. Dass alle drei Bandmitglieder von Coddiwomple auch in zahlreichen anderen Formationen aktiv sind oder waren, trägt wohl dazu bei, dass sie sich hier große Freiheiten nehmen und vor allem (erfolgreich) darauf aus sind, etwas Einzigartiges zu erschaffen. The Plan ist typisch für das Album mit seiner filmischen Qualität und Atmosphäre, es ist eine Geschichte ebenso wie ein Song.
Response verbreitet Hektik und Ungeduld, nicht nur der radebrechende Gesang ist darin ungewöhnlich, sondern auch die ganz ohne Schlagzeug und Bass erzeugte Rasanz. The Walk lässt einen Ursprung im Blues und eine vage Geistesverwandtschaft zu The Doors erkennen. In Memories deutet sich ein Beat an, der womöglich dann doch bloß mit dem Schlagbrett der Gitarre erzeugt ist, das Stück bekommt dadurch eine Krautrock-Note. Frau Wilke beschließt The Walk And Other Stories mit Störgeräuschen im Hintergrund und der ständig wiederholten, versonnenen Zeile „Ruins are rather touching“ – man möchte wetten, dass das Nick Cave und Tom Waits sehr gefallen dürfte. Und vielleicht ja auch Podcast-Fans.