Courtney Barnett – „MTV Unplugged Live In Melbourne“

Künstler Courtney Barnett

Courtney Barnett MTV Unplugged Live In Melbourne Review Kritik
Drei Coverversionen und einen neuen Song spielt Courtney Barnett unplugged.
Album MTV Unplugged Live In Melbourne
Label Marathon Artists
Erscheinungsjahr 2019
Bewertung

Rund 120 Einträge zählt die Liste der Alben, in denen die Marke „MTV Unplugged“ vorkommt. Bei Courtney Barnett dauert es nur ein paar Sekunden, bis man voll und ganz im typischen Klangkosmos dieser Reihe angekommen ist. Spätestens nach der ersten Strophe von Depreston hat man die vertrauten Zutaten: Besenschlagzeug, Cello (hier gespielt von Lucy Waldron), natürlich die akustische Gitarre. Den höflichen Applaus gab es sogar schon vorher, als Courtney Barnett am 22. Oktober 2019 auf die Bühne des „Howler“ in ihrer Heimatstadt gekommen ist.

„Ich liebe es, für das Publikum in Melbourne zu spielen. Ich wollte für diesen Abend eine Mischung aus alten Songs, neuen Songs, Coverversionen und Liedern, die wir nicht ohnehin die ganze Zeit live spielen“, sagt die 32-Jährige über ihre Zielsetzung. „Es war sehr interessant, die Songs durch einen anderen Filter zu sehen. Das bringt eine andere emotionale Seite zum Vorschein, in der Musik und in den Texten.“ Die Unplugged-Reihe hat für sie ein enormes Renommee, betont die Australierin: „Als ich aufgewachsen bin, hatte ich zwei Unplugged-CDs in meiner Sammlung, und die habe ich rauf und runter gehört, jeden Tag.“

Man kann durchaus so etwas wie Ehrfurcht vor dem Ambiente aus den acht hier versammelten Liedern heraushören, die es ab heute als Download und ab 21. Februar auch als physisches Album geben wird. MTV Unplugged Live In Melbourne ist warmherzig und gemütlich, was manchmal etwas zu nahe an Langeweile kommt. Der Vorteil dabei: Die Texte rücken mehr in den Vordergrund, und es gibt wenige Künstlerinnen, bei denen das so lohnend ist wie Courtney Barnett.

Das beweist nicht zuletzt Play It On Repeat, ein neuer Song aus ihrer Feder, den sie nur mit Gitarre und Gesang darbietet. Diese Umsetzung passt klasse zum Gefühl von Verlorenheit, das im Zentrum des Lieds steht. Sunday Roast zeigt, wie markant ihr Gesang ist, und wird am Schluss richtig packend. Nameless, Faceless klingt durch das Arrangement mit zwei Frauenstimmen (Evelyn Ida Morris ist die Gastsängerin) und Klavier noch gespenstischer und eindringlicher als die Studioversion vom aktuellen Album Tell Me How You Really Feel. Dass die Lieder auch ohne elektrische Verstärkung ungeduldig und aufgewühlt sein können, beweist Avant Gardener. Der Bass trägt viel dazu bei, aber auch (etwas weniger offensichtlich) das Klavier und die Streichersoli.

Dazu gibt es auf MTV Unplugged Live In Melbourne drei hörenswerte Coverversionen. Charcoal Lane stammt im Original von Archie Roach, Courtney Barnett spielt es hier zusammen mit Paul Kelly und zeigt, dass sie kein Problem damit hat, sich (zunächst) mit einer Nebenrolle zufrieden zu geben. Auch für Not Only I (ursprünglich von Seeker Lover Keeper) hat sie sich – passend für ein Lied über die Sehnsucht nach Zugehörigkeit – einen Gast eingeladen, nämlich den Neuseeländer Marlon Williams. Den Abschluss macht Leonard Cohens So Long, Marianne und es entfaltet ein paar der Attribute, die man nur in den besten Unplugged-Momenten der besten Unplugged-Künstler erkennen kann: sensibel, intensiv, klasse.

Die komplette Unplugged-Show von Courtney Barnett.

Website von Courtney Barnett.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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