Der Flitzer des Yaris

Raumwunder: Der Yaris hat bis zu 1183 Liter Stauraum. Foto: Toyota
Raumwunder: Der Yaris hat bis zu 1183 Liter Stauraum. Foto: Toyota

Man hört das ja oft: „Klein, aber oho“ heißt es fast immer, wenn Polo und Punto, Corsa und Micra ihre Fähigkeiten herausstellen wollen. Beim Yaris liegt die Sache anders. Der Flitzer von Toyota erweist sich als so oho, dass man sich fragt, ob man ihn überhaupt noch klein nennen darf.

Natürlich hat der Yaris all die Vorteile eines klassischen Stadtwagens. Ein knackiges Design, das besonders durch die markante Motorhaube mit zwei scharf geschnittenen Sicken und die sehr weit oben platzierten Scheinwerfer eine charmant-individuelle Note bekommt. Leichtes Handling und erfreuliche Wendigkeit (der Wendekreis beträgt gerade einmal 9,40 Meter). Und nicht zuletzt Spritzigkeit: Mit den 87 PS, die der Yaris aus dem 1,3-Liter-Benziner holt, kann man auf der Autobahn zwar keine Bäume ausreißen oder sich gar mit den Großen anlegen. Aber abseits der Strecken, auf denen es (noch) kein Tempolimit gibt, macht der Motor richtig Spaß: Für kurze Sprints hat er mehr als genug Durchzug, und bei Überlandfahrten erweist er sich als kultiviert und leise.

Das wirklich Erstaunliche an diesem Auto ist aber, wie groß es ist. Auf dem Papier machen 3,75 Meter Länge nicht viel her. Doch im Innenraum möchte man diese Abmessung kaum glauben. Durch den im Vergleich zum Vorgänger vergrößerten Radstand und die weiter vorn ansetzende Windschutzscheibe es hier geräumig wie in einem Kompaktwagen. Auch auf der Rückbank des Viertürers sitzen die Passagiere bequem.

Zudem erweist der Yaris sich als ungemein flexibel: Die Rückbank ist im Verhältnis 60:40 geteilt. Klappt man beide Sitze um – was dank des Easy-Flat-Sitzkonzepts, das aus dem Corolla Verso übernommen wurde, spielerisch leicht von der Hand geht – stehen bis zu 1183 Liter Stauraum zur Verfügung. Für einen Kleinwagen ebenfalls ein beachtlicher Wert.

Auch hinsichtlich der Sicherheit erfüllt der Yaris Maßstäbe aus der nächsthöheren Klasse. Airbags (auch an der Seite und beim Fahrer für die Knie) und ABS sind serienmäßig. Ab „Luna“, der zweiten von vier Ausstattungsvarianten, ist auch ESP ab Werk an Bord. Hinsichtlich der Materialien und Verarbeitung wird der Yaris Toyota-Ansprüchen gerecht, lässt also keine Wünsche offen.

Was stört, ist der Hang zu übermäßiger Innovation. Was am „Smart Key“-Einstiegssystem der „Executive“-Variante so schlau sein soll (wenn ein Sensor den Schlüssel in der Nähe des Wagens erkennt, entriegelt sich die Tür bei Berührung des Griffs von selbst), erschließt sich jedenfalls nicht zwangsläufig. Und die Platzierung des Digitaldisplays mittig auf der Armaturentafel ist auch nach mehreren 1000 Kilometern am Steuer noch gewöhnungsbedürftig. Beim Blick zum Tacho oder zum Check der Tankanzeige kann der Pilot nicht mehr in Fahrtrichtung blicken. Wer geradeaus schaut, sieht dafür hinter dem Lenkrad nur Plastik. Das mag originell sein – sinnvoll ist es nicht.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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