Der Kaiser aus Korea

Zeitlose Optik: der Hyundai Grandeur. Foto: Hyundai
Zeitlose Optik: der Hyundai Grandeur. Foto: Hyundai

So viel Hyundai war noch nie: 1750 Kilo, fast fünf Meter Länge, 235 PS. Grandeur ist genau der richtige Name für dieses Auto. „Größe, Umfang, Weite, Stärke“ nennt das Wörterbuch als Übersetzungen – alles Attribute, die auf die viertürige Limousine zutreffen, die am 15. Oktober zu den Händlern rollt.

Grandeur bedeutet aber auch „Hoheit“ und „Würde“ und lässt damit erkennen, was eigentlich hinter dem neuesten Streich der Koreaner steckt: Der Nachfolger des XG 350 soll neue Maßstäbe für die Marke setzen, Luxus, Komfort und Eleganz bieten.

In erster Linie wollen die Koreaner mit dem neuen Topmodell ihr Image aufpolieren. Der Grandeur soll aber nicht bloß ein Vorzeigeobjekt bleiben, sondern sich auch verkaufen. Peugeot 607, Lexus GS und Chrysler 300 C sind als Konkurrenten ausgemacht; bis zu 500 Kunden will Hyundai im ersten Verkaufsjahr von den Qualitäten seines neuen Flaggschiffs überzeugen.

Das dürfte, wie gehabt, in erster Linie über den Preis funktionieren. 36.450 Euro kostet die zunächst einzige erhältliche Motorisierung, ein 3,3-Liter-V6-Benziner. Ein Common-Rail-Diesel mit 2,2 Litern Hubraum und etwa 150 PS soll Mitte 2006 folgen. Was zunächst wie ein stolzer Preis für einen Koreaner erscheint, beeindruckt bei einem Blick auf die Serienausstattung: Ledersitze, Klimaautomatik, Navigationssystem, Fünfgang-Automatik (mit zusätzlicher manueller Schaltebene), CD-Radio und drei Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung sind beim Grandeur ebenso inklusive wie ESP, Traktionskontrolle und acht Airbags. Aufpreis kosten lediglich das Schiebedach (900 Euro) und die drei verfügbaren Metallic-Lackierungen (je 645 Euro).

Was fehlt, ist das Prestige der etablierten Hersteller in dieser Klasse. Hyundai geht in diesem Punkt allerdings in die Offensive. Der Grandeur tauge nicht als Statussymbol, habe das aber auch gar nicht nötig. Ein Auto für „Menschen, die genießen möchten, aber auf den großen Auftritt verzichten können“, soll er laut Produktmanager Michael Antosch sein. Dieser Strategie entspricht auch das Design: Die Formensprache des Grandeur mag nicht besonders modern oder gar aufregend wirken, wird aber dem Anspruch einer zeitlosen Optik gerecht. Das trifft allerdings nur aufs Exterieur zu. Innen passen billig wirkende Kunststoff-Türgriffe und vor allem das Navigationssystem, das wie nachträglich in den nicht ganz passenden Schacht eingebaut wirkt, nicht in dieses Bild.

Auch beim Fahrwerk bleiben Wünsche offen. Sportliches Fahren ist mit dem Flaggschiff zwar möglich. In schnellen Kurven wirkt der große Hyundai aber steifbeinig, bei extremer Beschleunigung auch etwas unkontrolliert. Dazu kommt der Verbrauch, der bei zügiger Fahrt schnell die 15-Liter-Marke (immerhin Normalbenzin) erreicht. Dann zittern auch die Außenspiegel. Zudem ist der Grandeur trotz zusätzlicher Dämmung immer noch recht laut.

Dafür gibt es bei gediegener Fahrt ein hohes Maß an Komfort, vor allem dank funktioneller Armaturen, sehr guter Sitze und eines großzügigen Platzangebots (was auch für den Kofferraum gilt, der 523 Liter fasst). In punkto Sicherheit hat sich Hyundai bei über 300 Crash-Tests in der Entwicklungsphase ebenfalls ins Zeug gelegt: „Wir erwarten nach unseren internen Versuchen eine sehr gute Einstufung im Euro-NCAP-Test“, verspricht Verkaufsleiter Eberhard Niering.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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