Das Duell mit seinem Bruder hat Noel Gallagher spätestens seit dem Ende von Oasis gewonnen. Als Mann mit großen Melodien und scharfer Zunge hat er seitdem eher noch an Profil gewonnen. Aus den Glanzzeiten seiner Band habe ich, in chronologischer Reihenfolge und als Best Of aus Harry Shaws Buch Oasis Talking, die schönsten Sprüche von Noel Gallagher herausgesucht. Es geht um Drogen, Texte, Lärm und, natürlich, um Liam.
„Tricky meinte, wir sollten uns mal Stoff zusammen vornehmen, woraufhin ich meinte: ‚Klar, wenn du den Stoff besorgst, liefere ich die Rasierklinge und den Spiegel.’ Er meine aber leider Musik.“ (1995)
„Sie haben [im britischen Kabinett] einen Minister für Sport – aber wen interessiert schon Sport, all dieser Schwachsinn, Rumlaufen in Shorts und so weiter. Scheiß auf diesen Schwachsinn. Ich könnte der Minister für Rockmusik sein. Ich sehe mich schon im House Of Lords einschlafen und sabbern.“ (1995)
„Ich will nicht, dass die Leute mich sehen und denken: ‚Das könnte ich auch.’ Ich will, dass sie denken, dass sie das nie im Leben könnten.“ (1995)
„Der Refrain [von Don’t Look Back In Anger] heißt ‚So Sally can wait’, aber ich kenne überhaupt niemanden, der Sally heißt. Das Wort passte einfach gut rein und ich dachte: ‚Warum soll ich da nicht einen Mädchennamen reinbringen?’ Todsicher kann durch diesen Song jemand irgendeine Tussi namens Sally bumsen, oder etwa nicht?“ (1995)
„Ich habe keine Ahnung, was Liam umtreibt. Ich denke, dass er mit der Welt im Clinch liegt, aber ich weiß nicht genau, warum. Irgendetwas beschäftigt ihn total, aber ich weiß nicht, was das ist. Er stellt immer alles infrage und sucht nach Antworten. Ich denke, das Leben besteht sowieso aus einem Haufen Fragen. Wenn ich die Antworten nicht gleich finde, ist es auch egal, sie kommen bestimmt irgendwann. Unser kleiner Bruder kann das nicht akzeptieren, er will alle Antworten jetzt sofort.“ (1995)
„Ich stehe nicht unter großem Druck und leide auch nicht besonders. Aber wenn du berühmt und reich wirst und aus einer irischen, katholischen Arbeiterfamilie stammst, dann schleppst du dieses Schuldgefühl ein Leben lang mit dir rum.“ (1995)
„Ich will auf keinen Fall mein Herz ausschütten. Für mich sind Texte eine ständige Grauzone, und ich weiß nie, worum es darin eigentlich geht. Ich bin ein lockerer Typ und eigentlich nie mies drauf, aber ich kann niemals irgendjemanden in meine Welt hineinlassen.“ (1996)
„Ich habe das Talent, Songs zu schreiben und davon zu leben. Ich gebe also mein Bestes, um die Leute zu unterhalten, denn ich weiß, dass es das Einzige ist, was ich für sie tun kann. Dreieinhalb Minuten Glück in einem trüben und bedeutungslosen Leben – das ist der einzige Beitrag, den ich leisten kann.“ (1996)
„Es ist schwierig, in solchen Zeiten bescheiden zu bleiben. Also versuche ich’s erst gar nicht. Ihr seid alle Scheiße.“ (1996, als Dankesrede bei den Brat-Awards)
„Wenn ich auf alles zurückblicke, würde ich echt nichts ändern. Sogar all den Scheiß, den wir durchgemacht haben, und all die Lügen, die sie über uns in der Presse verbreiten. Das gehört alles zu diesem größeren Plan, der Entstehung einer großen, sagenumwobenen Rockband – und genau das sind wir! Naja, ich lebe ein Leben, das sich die meisten Leute nicht vorstellen könnten. Und dem Rest der Band geht es genauso. Wir sind im Allgemeinen ziemlich glücklich. Eigentlich immer.“ (1997)
„All diese romantischen Vorstellungen von Oasis als Gang waren der reinste Schwachsinn. Ich lebte zwei Jahre alleine in London, und der Rest der Band lebte in Manchester. Wir waren nie eine Gang. Ich verbrachte keine Zeit mit ihnen und sie keine Zeit mit mir. Wir hatten nie denselben Freundeskreis. Wir tranken nie in denselben Kneipen.“ (2000)
„Ich fand Drogen gut und ich konnte gut mit ihnen umgehen. Aber ich hatte dann ungefähr ein Jahr lang Panikattacken, und ich hörte mit den Drogen auf. (…) Ich bin ziemlich stolz darauf, dass ich in keine dieser komischen Entzugskliniken musste, um mich dort als schlechten Menschen beschimpfen zu lassen. Denn das bin ich nicht.“ (2001)
„Eine ganze Menge Bands versuchen heutzutage, nicht nach sich selbst zu klingen. Wenn überhaupt, haben wir den entgegengesetzten Weg eingeschlagen. Wir versuchen ganz verzweifelt, wie Oasis zu klingen. Wir sind’s – ganz ohne Experimentiererei.“ (2001)
„Morning Glory wurde maßlos überschätzt und Be Here Now finde ich unglaublich widerwärtig. Ich habe mir das Album vor sechs Monaten angehört und musste mir ein Kissen über die Ohren halten. Ich mache euch nichts vor – wir hatten zu dem Zeitpunkt alles in den Sand gesetzt.“ (2002)
„Wir müssen niemandem etwas beweisen. Man kann sich ein Konzert von Radiohead anhören, sich über den Bart streichen und dem traurigen Kerl bei seinen Klageliedern zuhören. Oder man kann zu uns kommen, den Arm um seinen besten Kumpel legen und eine gute Zeit haben.“ (2002)
„Wenn ich nicht spüren kann, wie sich meine Hosen im Wind der Verstärker bewegen, gehe ich lieber einkaufen.“ (2002)
„Ich will nicht, dass Ronan Keating einen meiner Songs singt. Eher würde ich mich anzünden.“ (2002)
„Wir waren die ersten, die gesagt haben: ‚Die Welt ist ein toller Ort und das Leben will gelebt werden. Vergesst die Grunge-Musik. Kippt euch ein Guinness hinter die Binde und nehmt die Gitarre zur Hand!’“ (2005)
„Liam hat mich früher total genervt, aber jetzt halte ich ihn für einen genialen Komiker, den amüsantesten Typen, den ich in meinem ganzen Leben kennengelernt habe.“ (2005)
„Ich verabscheue Videos total. Ich habe keine Band gegründet, um den ganzen Tag lang auf einer Videoaufnahmebühne herumzustehen und einen Song zum 500. Mal zu mimen und dabei genau zu wissen, dass man am Ende der 499. Aufnahme denken wird: ‚Ich mag dieses verfluchte Stück nicht mal mehr, es ist bescheuert.’ Aber es ist ein notwendiges Übel.“ (2005)
Hier gibt es die besten Sprüche von Liam Gallagher.