My Ugly Clementine Dream Nails Leipzig

Die große Konzertvorschau für Leipzig 2024, Teil 1

Eduard Mörike hat einmal festgestellt: „Man muss immer etwas haben, worauf man sich freut.“ Das Musikjahr 2024 bietet schon im ersten Halbjahr in Leipzig dazu wieder viel Gelegenheit, denn der Konzertkalender ist prall gefüllt, mit Newcomern und Altstars, mit Clubshows und Open-Air-Abenden. Wie immer gibt Shitesite eine Vorschau auf die besten Live-Events, jeweils mit einem Tipp des Monats und einem kleinen Diss für den Termin, dem man besser aus dem Weg gehen sollte. Was beim Blick auf den Zeitraum bis Ende Juni auffällt: Internationale Top-Stars gibt es diesmal kaum in der Messestadt zu sehen, ohnehin ist das Angebot in den vergangenen Jahren (unter anderem durch den Brexit, Corona-Einschränkungen, neue Einreisebestimmungen oder Währungsschwankungen) immer nationaler geworden, weil es insbesondere für Acts, die nicht aus der EU kommen, immer schwieriger wird, bei Tourneen in Deutschland ein ausreichend großes Publikum zu finden, um ihre Kosten zu decken. Genug Qualität bietet das erste Halbjahr trotzdem. Und wer noch mehr Planungssicherheit (und Vorfreude) haben will, darf sich schon einmal die Termine mit Pink, MIA, Keimzeit, Roy Bianco, Faber, den Beatsteaks, den Mighty Oaks, Wanda, Sepultura, Maeckes, Kool & The Gang oder Jan Delay in der zweiten Jahreshälfte notieren, auf die Shitesite dann im Juli einen Ausblick geben wird.

Januar

Traditionell kommt das Konzertjahr auch in Leipzig etwas schwer in Schwung. Wer sich die Extra-Kalorien vom Weihnachtsschmaus beim Tanzen, Springen oder Pogo abtrainieren will, muss jedenfalls ein bisschen warten. Das erste Highlight 2024 könnte der Auftritt von Shitney Beers am 18. Januar im Werk 2 werden, zumindest aber ungewöhnlich. Tags darauf sind Turbostaat im Conne Island zu Gast, da ist ein triumphaler Auftritt eigentlich garantiert (schließlich hat die Band hier unter anderem schon mal ein Livealbum aufgenommen, weil sie um die Treue und Begeisterungsfähigkeit der Fans in Leipzig weiß). Bei Manfred Mann’s Earth Band am 20. Januar im Haus Auensee wird man wieder einmal entdecken können, wie viele Hits dieser mittlerweile 83-jährige Typ hervorgebracht hat. Einen Tag später dürfte Flachwitz- und Plauzenalarm im Felsenkeller herrschen, wenn JBO das 25. Jubiläum ihres Albums Meister der Musik feiern. Wenn „Jan Plewka singt Rio Reiser“ angekündigt wird, ist das immer eine gute Sache, diesmal kann man das am 27. Januar im Kupfersaal erleben. Auf keinen Fall entgehen lassen sollte man sich Blond am 30. Januar im Felsenkeller. Die Band aus Chemnitz ist auf Platte bereits großartig, live noch besser – und bei einem Heimspiel in Sachsen nachweislich unschlagbar.

Tristan Brusch Am Wahn Review Kritik
Tristan Brusch wird auch in Leipzig „Am Wahn“ sein.

Tipp des Monats:
Tristan Brusch, 20. Januar UT Connewitz. Eine kleine Anekdote soll verdeutlichen, wie innig das Verhältnis der Fans zur Musik von Tristan Brusch ist: Shitesite ist gelegentlich auch als DJ aktiv. Als ich im Sommer an einem See in dieser Funktion im Einsatz war und in der Abenddämmerung ein Lied von Tristan Brusch spielte, kam ein Gast auf mich zu und hat sich sehr höglich und sehr überschwänglich bedankt. Nicht nur das: Wochen später traf ich diesen Gast im Nachtleben wieder, weit, weit, weit nach Mitternacht. Ich hätte ihn nicht mehr erkannt, aber er sprach mich an mit den Worten: „Du bist doch der DJ, der Tristan Brusch gespielt hat. Ich wollte mich noch einmal (!) bedanken!“ Dieser Gast wird also sicher auch vor Ort sein, wenn der in Berlin lebende Singer-Songwriter sein Album Am Wahn nach Leipzig bringt. Und alle, die innige, emotionale Musik mögen, sollten es ihm gleich tun.

Unbedingt vermeiden:
The Magical Music Of Harry Potter, 23. Januar, Haus Auensee. Menschen, die bei Erscheinen der Harry Potter-Reihe noch Kinder waren, sind heutzutage ja bereits Ü30, und leider haben viele von ihnen auch in diesem Alter ihre Obession für den bebrillten Zauberschüler nicht abgelegt. Sie veröffentlichen Dissertationen zu diesem Thema, laufen immer noch in Hogwarts-Sweatern rum und sorgen eben auch dafür, dass nun diese Filmmusik auf Tour geht. Das nervt enorm.

Februar

Der Februar zeigt besonders deutlich, wie sehr deutschsprachige Musik diesmal den Konzertkalender dominiert. Zwar bringen Nothing But Thieves um 10. Februar ihren Alternative-Rock und OMD tags darauf ihre Elektropop-Klassiker ins Haus Auensee, jeweils aus Großbritannien. Den Rest des Monats kann man aber problemlos mit Musik aus heimischer Fertigung füllen. Schon am 1. Februar ist Ferris MC im Täubchenthal zu Gast, einen Tag später kann man die Deutschpunk-Pionierinnen Östro 430 in der Moritzbastei erleben. Der 8. Februar dürfte zu einer schweren Entscheidung zwischen Peter Licht (Konzert und Lesung im Conne Island), Giant Rooks (Haus Auensee) und den Lokalmatadoren von Interflug (Ilses Erika) führen. Das darauf folgende Wochenende kann man dann von Wizo (9. Februar, Felsenkeller) und No King, No Crown (10. Februar, Horns Erben) musikalisch weiter beschallen lassen. Olli Schulz dürfte am 14. Februar im Haus Auensee für beste Unterhaltung sorgen, Tränen gibt es dann am 24. Februar im Werk 2. Auch unsere Nachbarländer sind im Februar prominent vertreten: Die österreichische Quasi-Supergroup My Ugly Clementine macht am 12. Februar im UT Connewitz Station, den Schweizer Bonaparte gibt es im Rahmen seiner „The Quiet & The Riot“-Tour diesmal in Leipzig sogar im Doppelpack. Im Mendelssohn-Saal spielt er am 24. Februar den ersten, ruhigen Teil, tags darauf soll dann im Täubchenthal die Eskalation folgen. Wer die seltene Schaltjahr-Gelegenheit nutzen möchte, an einem 29. Februar ein Konzert zu besuchen, dem sei Knocked Loose aus Kentucky ans Herz gelegt, die dann im Conne Island spielen werden.

Your Name In Lights: Das hätte sich Gisbert zu Knyphausen wohl kaum träumen lassen.

Tipp des Monats:
Gisbert zu Knyphausen, 25. Februar, Nato. Der erste Grund für diesen Konzertbesuch: In der Nato finden trotz eines weiterhin sehr attraktiven Kulturporgramms leider fast keine Konzerte mehr statt. Umso beherzter sollte man die Gelegenheit dazu ergreifen, wenn sie sich dann doch bietet. Der zweite Grund ist natürlich der Act selbst, dessen Name dann in den schönen schwarzen Austausch-Buchstaben auf dem schönen weißen Grund über dem schönen Eingangsbereich am Südplatz prangen wird. Gisbert zu Knyphausen hat es geschafft, das Metier des Singer-Songwriters für sich selbst und sein Publikum über einen Zeitraum von mittlerweile 15 Jahren spannend zu halten. Zuletzt war er mit seinem Projekt Husten live in Leipzig zu sehen, mal steht er auch mit Die Höchste Eisenbahn oder Olli Schulz auf der Bühne, interpretiert Musik von Franz Schubert oder steuert Lieder für einen Kinderfilm bei. Sein Solowerk ist makellos, die Show in der Nato kann also nur wundervoll werden.

Unbedingt vermeiden:
Heino, 2. Februar, Philippuskirche. Kirchen sind keine guten Orte. Heino ist keine gute Musik. Die Kombination von beidem (das Konzert sollte eigentlich schon Ende Noveber 2023 stattfinden und womöglich Advents-Stimmung verbreiten) klingt wie eine Idee aus der Hölle.

März

Den März kann man wunderbar mit dem Comeback der Kapelle Petra im Werk 2 eröffnen, eine sicher nicht ganz kleine Teilmenge des dort anwesenden Publikums wird man dann wohl am 14. März im Conne Island beim Auftritt von Die Sterne wiedertreffen. HipHop-Fans bekommen Kontra K (13. März, Arena) und Bushido (22. März, Arena) auf die Ohren, wer es dabei etwas intelligenter mag, ist bei Badmómzjay (13. März, Werk 2) und Yunus (26. März, Ilses Erika) an der richtigen Adresse. Das niederländische Quartett YĪN YĪN bringt am 12. März seinen spannenden Mix aus Oriental Rock, Surf, Psychedelia, Stax-Soul, Disco und japanischem Folk ins UT Connewitz. Am 25. März ist dort der wunderbare Enno Bunger zu sehen. Empfehlenswert ist auch ein Besuch im Naumanns am 6. März, wenn Antje Schomaker auftritt. Den benachbarten Felsenkeller werden Bilderbuch am 23. März sicher zur Ekstase bringen. Immerhin erstaunlich: James Blunt hat noch genug Fans, um am 21. März die Quarterback Immobilien Arena für sich zu buchen.

Madsen Felsenkeller Konzertkritik
Madsen bringen „Hollywood“ in den Felsenkeller.

Tipp des Monats:
Madsen, 15. März, Felsenkeller. Ende August wollten Madsen eigentlich im Rahmen ihrer Barbeque-Picknicks in Leipzig vorbeischauen, nämlich im Biergarten des Felsenkellers. Wegen Mistwetters haben sie die Show dann kurzerhand nach drinnen in den Ballsaal verlegt. Dort wird die Band auch diesmal ihr erstes Nummer-1-Album Hollywood präsentieren und wieder zeigen, wie gut sich positive Rockmusik mit viel Energie und noch mehr Zusammenhalt anfühlen kann.

Unbedingt vermeiden:
The Dark Tenor, 10, März, Haus Auensee. Ein Mann mit Kapuze und Maske! Der auch noch tätowiert ist! Und singt! Klassik! Aber irgendwie auch Pop! Wer das spektakulär findet, hat gute Musik einfach nicht verdient.

April

Der April glänzt mit vielen sehenswerten Künstlerinnen auf den Konzertbühnen in Leipzig. Madeline Juno gibt sich am 7. April im Täubchenthal die Ehre, Christina Stürmer zeigt am 18. April im Anker ihre Unplugged-Fähigkeiten, Mine schaut am 21. April im Täubchenthal vorbei, wo es dann eine Woche später auch Deine Cousine zu sehen gibt. Damit nicht genug: Auch Marie Curry, sonst bei Neonschwarz im Einsatz, ist mit ihrem Solodebüt am 24. April im Conne Island zu erleben, Barbara Morgenstern gastiert am 27. April im UT Connewitz. Sorry 3000 (mit Sängerin Stefanie Heartmann) machen am 25. April die kurze Reise aus Halle/Saale in die Residenz im Schauspiel, Acht Eimer Hühnerherzen (mit Sängerin Apocalyse Vega) stehen am 6. April im Conne Island auf der Bühne. Musimänner gibt es im April natürlich auch. Interessant werden dürfte die Show von Chilly Gonzalez am 25. April im Gewandhaus. OK Kid (ohne Komma!, 16. April) und Ja, Panik (mit Komma!, 18. April) gastieren im Conne Island. Provinz breiten sich am 10. April im Haus Auensee aus, am 19. April werden ZSK dann das Täubchenthal bepunken.

Kettcar Leipzig Konzertkritik
Kettcar haben für die Show im Haus Auensee eine brandneue Platte im Gepäck.

Tipp des Monats:
Kettcar, 17. April, Haus Auensee. Das Quintett um Sänger Marcus Wiebusch ist natürlich längst eine Institution, die Rückkehr ist dennoch stets willkommen. Zur Show in Leipzig bringen Kettcar das dann brandneue Album Gute Laune ungerecht verteilt mit. Wie aktuell, kraftvoll und, jawohl, relevant das werden dürfte, unterstreicht die erste Single München, die unter anderem mit einem Gastauftritt von Chris Hell (Fjørt) von Diskriminierung erzählt und deren Video an den Tatorten des NSU gedreht wurde. „Kettcars Powerchord-Haltung war vielleicht noch nie so kostbar, sie besitzt gleichsam etwas Tröstliches wie Kämpferisches. Man ist nicht allein mit seiner Verzweiflung und man lässt auch die Anderen nicht allein“, schreibt Linus Volkmann zur neuen Platte, und es dürfte natürlich erhebend und ermutigend werden, das mit ein paar Tausend weiteren Fans zu erleben.

Unbedingt vermeiden:
Santiano, 11. April, Arena. Seit mehr als zehn Jahren sind Santiano mega-erfolgreich, das Warum bleibt weiter rätselhaft. „Auf nach Doggerland!“, heißt der Titel der aktuellen Tour. Orte, an denen Menschen mit intaktem Geschmackssinn stattdessen lieber sein dürften, sind unter anderem das Fegefeuer, Guantanamo und das Haus direkt neben dem Altglascontainer von Charlie Harper.

Mai

Mark Forster eröffnet den Wonnemonat mit seiner Show am Tag der Arbeit in der Arena, Felix Meyer beschließt ihn am 31. Mai auf der Parkbühne Geyserhaus. Open Air ist auch schon Lina zu sehen, am 26. Mai wird sie auf der Parkbühne den Beweis antreten, dass aus dem einstigen Kinderstar eine richtig gute Popkünstlerin geworden ist. Das kunterbunte Angebot reicht ansonsten von Metal-Spektakel (Lordi am 3. Mai im Hellraiser) über Nummer-1-Alben-Rap (Nina Chuba am 14. Mai im Haus Auensee) bis zu Altstars mit einer Mission: „Rock’N’Roll stirbt wieder mal? Niemals! Jedenfalls für mich nicht, solange ich meinen Fuß auf eine Bühne setzen kann oder darf, um schönen Lärm zu machen – und natürlich noch genügend Menschen kommen, die bereit sind, mir zuzuhören“, sagt Marius Müller-Westernhagen, der am 16. Mai in der Arena überprüfen darf, ob das klappt. Engin spielen im Mai sagenhafte 17 Konzerte, eins davon am 13. Mai im Naumanns. Wer die Live-Fähigkeiten von viel versprechenden Newcomern austesten möchte, kann das auch bei TYNA (11. Mai, Bandhaus), 9inebro (7. Mai, Werk 2) und Paula Hartmann (7. Mai, Felsenkeller) tun. Klare Mai-Empfehlungen sind zudem die Shows von Bosse am 4. Mai im Haus Auensee, Still Corners am 18. Mai im UT Connewitz und Messer am 23. Mai im Conne Island.

Chastity Belt Bandfoto
Julia Shapiro, Lydia Lund, Gretchen Grimm, Annie Truscott werden sich im Conne Island austoben.

Tipp des Monats
Chastity Belt, 30. Mai, Conne Island. “Fucked up, anxious, full of fear / how did I get here?”, heißt eine Textzeile der Band aus Seattle. Wenn man sich gelegentlich solche Fragen stellt, hlft es natürlich enorm, dabei a) von ein paar Gleichgesinnten und b) von reichlich feiner Gitarrenmusik umgeben zu sein. Chastity Belt „vermengen Schlafzimmer und Garage, Hormone und Lo-Fi, Shoegaze und Punk“, hat Shitesite einmal über den Sound von Julia Shapiro, Gretchen Grimm, Lydia Lund und Annie Truscott geschrieben. Ende März erscheint das fünfte Album des Quartetts, und dass sie in Leipzig zeigen werden, ob vielleicht noch ein paar Elemente hinzu gekommen sind, ist natürlich äußerst nett von ihnen.

Unbedingt vermeiden:
Nelson Müller & Band, 24. Mai, Haus Auensee. In den Konzertvorschauen der vergangenen Jahre ist Shitesite ja wiederholt auf die Krise der Livemusik-Branche eingegangen. Fast genauso schlimm wie die Tatsache, dass immer weniger Menschen regelmäßig Konzertspaß genießen wollen, ist die Erkenntnis, was stattdessen in den Mittelpunkt ihres Interesses getreten ist. Comedy und Kabarett bevölkern ja schon lange die Bühnen, auf denen in einer besseren Welt ausschließlich spektakuläre Rockbands und geniale Pop-Acts zuhause sein sollten. Jetzt tummeln sich da auch noch Menschen, die mit Podcasts bekannt geworden sind, und – noch schlimmer – Köche. Wenn man schon ein so spießiges Hobby wie Kochen hat – wie soll man das in einer Live-Situation abfeiern? Dass Nelson Müller eine Band dabei hat, spielt dabei keine Rolle. Kochen ist kein Entertainment, sondern eine Vorstufe zum Scheißen.

Juni

Dass für den Juni noch nicht allzu viele Konzerttipps möglich sind, liegt natürlich daran, dass viele Venues nicht mit so vielen Monaten im Voraus planen oder Shows ankündigen. Es liegt aber auch an der beginnenden Ferienzeit, die das Publikum schwinden lässt, und der Festivalsaison, die viele Acts terminlich bindet. Erschwerend kommt diesmal hinzu, dass ab 14. Juni die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland läuft. Es ist wohl kein Zufall, dass sich die absehbaren Live-Highlights deshalb auf die erste Monatshälfte beschränken. Auf der Parkbühne sind am ersten Juni-Wochenende die Sportfreunde Stiller und The Dead South zu sehen. Auch Christian Steiffen, mittlerweile so etwas wie Stammgast im Täubchenthal, gibt sich diesmal dort Open Air die Ehre, nämlich am 8. Juni. Schon am 1. Juni ist Lena im Haus Auensee zu erleben.

Rod Stewart Leipzig Arena
Rod Stewart ist in Leipzig zu sehen. Vielleicht zum letzten Mal. Foto: Universal Music

Tipp des Monats:
Rod Stewart, 14. Juni, Quarterback Immobilien Arena. Rod Stewart ist nicht nur ein Künster in der Kategorie „Sollte man unbedingt gesehen haben, solange er noch live aktiv ist“, sondern auch eine mächtig coole Socke und natürlich ein Mann, der unzählige Hits mit nach Leipzig bringen wird. Einer davon heißt Tonight I’m Yours und enthält die Verse „I’m only lookin‘ for a fantasy / an interlude from reality.“ Ist es das nicht, worum es beim Besuch von Rockkonzerten geht?

Unbedingt vermeiden:
Rock The Opera, 9. Juni, Gewandhaus. Das Event droht nicht nur mit den Hits von Pink Floyd und U2 (um Gottes Willen!), sondern lässt diese auch noch vom Symphonic Rock Orchestra aufführen. Darin steckt ein Gedanke, der eigentlich seit den späten 1960er Jahren ausradiert sein sollte: Pop und Rock sind minderwertige Formen des kreativen Ausdrucks und erhalten erst Legitimität, wenn sie in echten Kunsttempeln (Gewandhaus!) von nachweislich guten Musiker*innen (Konservatorium!) mit wirklichen Instrumenten (Orchester!) gespielt werden. Das ist natürlich Bullshit, genauso wie die Vermutung, mit Rock-Hymnen, die von Leuten im Frack gespielt werden, könne man ein neues Publikum für klassische Musik gewinnen. Solche Formate kann man also gerne abschaffen. Und zwar sofort.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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