Film | Die Treue der Frauen | |
Originaltitel | La Fidélité | |
Produktionsland | Frankreich | |
Jahr | 2000 | |
Spielzeit | 159 Minuten | |
Regie | Andrzej Żuławski | |
Hauptdarsteller | Sophie Marceau, Pascal Greggory, Guillaume Canet, Magali Noël | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Clélia hat sich in Kanada einen Ruf als hoch geschätzte Fotografin aufgebaut. Aus zwei Gründen kehrt sie zurück in ihre alte Heimat nach Paris: Zum einen ist ihre Mutter schwer erkrankt und bittet die Tochter, sich um sie zu kümmern. Zum anderen winkt ein ungewöhnliches Job-Angebot: Clélia kann bei einer Boulevardzeitung anheuern, die dem schillernden Verleger MacRoi gehört. Sie soll etwas Renommee zu dem Magazin bringen, das sonst eher für Skandalgeschichten bekannt ist. Der Job erweist sich als turbulent: MacRoi, der – wie sich herausstellt – schon ihre Mutter gut kannte, ist nicht zufrieden mit den Ergebnissen ihrer Arbeit, der Paparazzo Némo liefert Clélia beruflich einen harten Wettbewerb und macht ihr privat sehr eindeutige Avancen. Sie ist fest entschlossen, nicht darauf einzugehen, denn kurz nach ihrer Ankunft in Paris hat sie den kauzigen, aber charmanten Clève kennen gelernt, der für Clélia prompt seine Verlobte sitzen und sich damit die Möglichkeit auf eine sehr lukrative Heirat entgehen ließ. Wenig später werden Clève und Clélia zu Eheleuten – doch das frühe Glück währt nicht lange.
Das sagt shitesite:
Die Themen, die Regisseur und Drehbuchautor Andrzej Żuławski in Die Treue der Frauen anspricht, sind überaus reizvoll: Liebe, Moral, Recht, Konkurrenz, Eifersucht. Auch seine Figuren sind interessant, woran die durchweg überzeugenden Darsteller einen gehörigen Anteil haben. Der Altmeister nutzt den Beruf von Clélia zudem für ein paar originelle Reflexionen über das Wesen der Fotografie (und damit sicher auch über sein eigenes Metier als Filmemacher): Er blickt auf die Schamlosigkeit, Heimlichkeit und Inszenierung, die im Akt des Fotografierens steckt, er betrachtet die Kamera offenkundig als einen Versuch, das Leben festzuhalten und eine Position zur Welt zu finden.
Das Problem dieses Films: Das Verhalten dieser interessanten Figuren mit den reizvollen Problemen ist kein bisschen glaubwürdig. Alles an diesem Film wirkt gekünstelt, gestelzt und letztlich enorm anstrengend. Clélia ist dabei noch die am wenigsten überreizte Figur. Sie zweifelt einerseits an der Aufrichtigkeit ihrer Mutter, der sie in den womöglichen letzten Monaten ihres Lebens dennoch so gerne zur Seite stehen möchte, andererseits muss sie sich der Tatsache erwehren, dass ihr jeder an die Wäsche will, obwohl sie doch fest entschlossen ist, eine treue Ehefrau zu sein. Auch wenn sie eine schöne, erfolgreiche, selbstbewusste Frau ist, wirkt es doch höchst unrealistisch, dass praktisch jeder unmittelbar von ihr besessen ist, sobald er ihr begegnet. Das gilt für MacRoi ebenso wie für Némo, auch für Clève, mit dem sie nach einer flüchtigen Begegnung sofort ins Bett geht.
Ohnehin ist die Omnipräsenz von Sex in Die Treue der Frauen fast unangenehm und wirkt gelegentlich, als wolle der Regisseur auf Teufel komm raus schockieren und provozieren, weil er keine andere Metapher für die Konflikte findet, die hier im Mittelpunkt stehen. Seine Protagonisten ficken aus Zeitvertreib, Mitleid oder Berechnung, wenn sie ausnahmsweise nicht damit beschäftigt sind, dann heulen, schmachten oder sterben sie. Alle leugnen die Möglichkeit romantischer Liebe oder suchen sie verzweifelt – darin steckt viel Potenzial für einen aufwühlenden Film, aber das Ergebnis ist bloß exaliert und letztlich oberflächlich. Dazu passen auch die Klischees über die Medien- und Verlagswelt, die Andrzej Żuławski in sein Werk packt, womöglich im Versuch zu zeigen, dass diese Branchen weitgehend wie Prostitution betrieben werden.
Unterm Strich steht ein Film, der pseudo-mutig, pseudo-erotisch und pseudo-tiefgründig ist und vor allem daran scheitert, dass seine Protagonisten wie schlecht ausgedachte Theaterrollen wirken statt wie echte Menschen. Wer eine Abneigung gegen französisches Kino hat, wird in Die Treue der Frauen all seine Vorbehalte bestätigt finden. Und selbst für Freunde dieses Genres dürften die gut zweieinhalb Stunden dies Films wenig Amüsement bieten.
Bestes Zitat:
„Das Wahre, das wird so fotografiert wie es ist. Es verleiht ein grausames Wissen über die Menschen, und das wollen wir sehen.“
Der Trailer zum Film.
https://www.youtube.com/watch?v=_MOfLkeNT7w