Lady Gaga, Bilanz 2011: Sie hat die 1000. Nummer-1-Single in der Geschichte der Billboard-Charts gelandet. Sie hat einen Bambi bekommen. Sie hat ihr aktuelles Album an die Spitze der Hitparaden in mehr als 20 Ländern gebracht. Sie hat eine Modekolumne geschrieben, ein Lied mit Cher aufgenommen, zwei MTV Video Music Awards gewonnen. Sie hat sich von Laurieann Gibson getrennt – der Frau, die vier Jahre lang ihr Image geschaffen hat. Sie hat sich einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde gesichert für die meisten Twitter-Follower überhaupt (derzeit: mehr als 17 Millionen) und einen weiteren Preis dafür, dass sich Poker Face insgesamt 83 Wochen (das sind mehr als anderthalb Jahre) in den US Digital Hot Songs gehalten hat. Und sie hat es trotz ihrer Omnipräsenz noch immer auf Platz 7 bei den am schnellsten wachsenden Fanseiten auf Facebook geschafft.
2011 war das Jahr von Gaga, so wie 2010, 2009 und 2008 auch. Ein kleiner Wunschtraum deshalb für das neue Jahr: Lady Gaga könnte ihre Born This Way Ball Tour abblasen und sich stattdessen entschließen, Trapezkünstlerin, Polizeichefin in Medellin oder irgendetwas anderes zu werden, bei dem man auch lustige Kostüme tragen kann, mangelndes Talent aber sehr schnell recht verheerende Folgen haben kann. Selbst, wenn das nicht geschieht, dürfte 2012 aber eine Menge guter Nachrichten für Musikfans bereithalten.
Denn trotz des weiterhin schrumpfenden Musikmarkts (1,4 Milliarden Euro wurden 2011 in Deutschland umgesetzt, davon nach wie vor mehr als 80 Prozent mit physischen Tonträgern) dürfte das Angebot im neuen Jahr noch umfangreicher, komfortabler und günstiger werden. Eine Einigung von YouTube mit der Gema ist zumindest in Sichtweite, Facebook arbeitet an einer Kooperation mit Spotify, die den Dienst mit einiger Wahrscheinlichkeit auch endlich nach Deutschland bringen wird, und die Zahl der hierzulande ansässigen Webradios ist auch in diesem Jahr noch einmal um rund 15 Prozent gestiegen. Auch, wer es ganz klassisch mag und Musik am liebsten auf CD, Vinyl oder gar live genießt, für den hält 2012 reichlich bereit.
Wer veröffentlicht neue Platten?
Reichlich Giganten haben für das kommende Jahr neue Alben angekündigt. Ganz vorne dabei: Paul McCartney. Er hat zwar nur Coverversionen einiger seiner Lieblingslieder aufgenommen, doch immerhin haben den Ex-Beatle dabei Größen wie Eric Clapton und Stevie Wonder unterstützt. Das Album mit dem Arbeitstitel My Valentine erscheint am 6. Februar.
Mit Bruce Springsteen hat ein weiterer ganz Großer der Branche einen neuen Longplayer für 2012 angekündigt. Auch Pearl Jam (im Frühjahr) und U2 (Ende des Jahres) versprechen neue CDs. An der Rock-Front stehen noch weitere Giganten-Werke ins Haus: Muse wollen im Oktober ihre neue Scheibe präsentieren, auch Green Day haben ein Album fürs neue Jahr angekündigt. Die Foo Fighters werden zumindest ins Studio gehen – ob ihr achtes Studioalbum aber rechtzeitig fertig wird, um noch im nächsten Jahr zu erscheinen, ist unklar.
Auch auf den Popmarkt wartet neues Material von einigen Großkopferten. Für den Herbst 2012 plant Robbie Williams die Veröffentlichung seines neuen Albums, das derzeit in Los Angeles entsteht. Nach dem Intermezzo bei Take That ist er mindestens ebenso gespannt wie seine Fans: „Vor einer Weile sagte ich, dass das neue Album wie Escapology klingen wird. Ich muss diese Aussage korrigieren: Diese Platte hat mit keiner ihrer Vorgänger Ähnlichkeit. Ich kann die Veröffentlichung kaum erwarten“, sagte Robbie Williams unlängst.
Nicht ganz so lange lässt Madonna auf sich warten: Ihre neue Single Gimme All Your Luvin (mit Nicki Minaj and MIA) kommt schon im Januar raus, danach folgt das Album. Weitere Highlights für das Popjahr 2012: Nelly Furtado will nach dem Erfolg von Loose (2006) nachlegen. Auch das zweite Album der Ting Tings ist längst überfällig und soll nun im Februar erscheinen. Ebenfalls heiß ersehnt: Das Debüt von Senkrechtstarterin Lana Del Rey. Nach dem Erfolg der Single Video Games folgt am 27. Januar das Album namens Born To Die.
Zudem gibt es 2012 einige spektakuläre Comebacks. An erster Stelle zu nennen: die Beach Boys. Nachdem Brian Wilson in der vergangenen Jahren wieder Gefallen an Liveshows gefunden hat, gibt es zum 50. Jubiläum der Band eine Tournee in Originalbesetzung und auch ein neues Album. „Ich vermisse die Jungs, und es wird richtig spannend für mich, mit ihnen eine neue Platte aufzunehmen und auf der Bühne zu stehen“, sagt Brian Wilson. Insgesamt 50 Konzerte ab April sind angekündigt, im August stehen mit Berlin und Stuttgart auch zwei Stationen in Deutschland auf dem Programm.
Auch wieder da: Black Sabbath, inklusive Ozzy Osbourne. Mit Produzent Rick Rubin arbeiten die Hardrock-Pioniere gerade an einem neuen Album, am 4. Juni sind sie in Dortmund live zu erleben. In die Rubrik „Comeback“ fällt auch das neue Werk der Smashing Pumpkins. Oceania soll Anfang des Jahres erscheinen. Frontmann Billy Corgan preist es schon jetzt als „das beste Album seit Mellon Collie“ an. Auch No Doubt geben nach mehr als zehn Jahren wieder ein Lebenszeichen von sich.
Wer ist auf Tour?
Einige der erfolgreichsten Livekünstler dieses Jahres haben sich im Studio eingeschlossen, aber auch auf den Konzertbühnen der Welt herrscht 2012 keine Langeweile. Neben Madonna und Bruce Springsteen, die ihre neuen Platten live präsentieren, und den Rückkehrern Black Sabbath und Beach Boys sind beispielsweise auch Sting (im Februar und März in Deutschland) und Radiohead (die live sogar einige neue Songs spielen wollen) unterwegs. Nicht ganz abwegig ist auch die Vorstellung, dass die Rolling Stones ihr 50. Band-Jubiläum mit einem angemessenen Event feiern werden, auch wenn bisher nichts dergleichen angekündigt ist (Update 3. Januar: «Ich hole die Jungs zusammen und dann schauen wir mal, was passiert. Ich bin nicht Nostradamus, aber wir alle wollen etwas zur großen 5-0 machen», hat Keith Richards gerade durchblicken lassen).
Große Vorfreude herrscht sicher auch auf die Deutschland-Termine von Florence & The Machine, die im März anstehen. Dann sind außerdem auch Culcha Candela auf deutschen Bühnen unterwegs, auch The BossHoss werden im Frühjahr für den einen oder anderen Konzertspaß sorgen.
Was machen die deutschen Künstler?
Wer seine Musik am liebsten aus der Heimat mag, der wird 2012 fürstlich versorgt. „Das Ende ist noch nicht vorbei“, lautet das Motto bei den Ärzten, die im Sommer eine große Tournee planen und zuvor am 13. April 2012 ein neues Studioalbum vorlegen werden. Auch Die Toten Hosen sind 2012 auf Tour – allerdings nur in ausgewählten Wohnzimmern von Fans, und natürlich zum gefühlt vierhundertsten Mal bei Rock am Ring. Ebenfalls bei einigen der großen Festivals zu sehen sind die Sportfreunde Stiller im Sommer – nicht ausgeschlossen, dass sie dabei auch ein paar neue Lieder im Gepäck haben werden.
Gespannt sein darf man auf das neue Werk von Seeed, das für Frühjahr angekündigt ist. Auch Lena will 2012 eine neue Platte herausbringen. Die Frage wird höchst interessant, wie der Weg der Grand-Prix-Siegerin weitergeht. Noch höher hängt die Messlatte für Unheilig nach dem Mega-Erfolg mit Große Freiheit. Am 24. Februar wird es die neue Single So wie du geben, am 16. März folgt das Album Lichter der Stadt, eine Tournee mit 19 Terminen im Sommer rundet die Unheilig-Festspiele ab. Das im Februar 2010 erschienene Große Freiheit tummelt sich derweil noch immer in den Top 40 der deutschen Album-Charts – so ein Dauerbrenner dürfte dann sogar Lady Gaga neidisch machen.
Eine leicht gekürzte Version dieses Artikels mit einer Fotostrecke zum Musikfahrplan 2012 gibt es auch bei news.de.
Lauie Ann Gibson hat Lady Gaga’s Image nicht erfunden, das war nämlich Lady Gaga selbst!