Sandro Botticelli lag komplett daneben. Auf seinem Gemälde „Geburt der Aphrodite“ in den Uffizien entsteigt die Liebesgöttin einer Muschel an einem dunklen Strand, Wiesen und Olivenbäume sind zu sehen. In Wirklichkeit gibt es kein Grün, keine Bäume und auch keine Muscheln an dem Ort, den er auf seinem Bild meint. Wo die mythische Geburt geschah, nicht weit von Zyperns viertgrößter Stadt Paphos, sieht man stattdessen: Licht, einen Strand, übersät von polierten Steinen, und eine imposante Steilküste. Dazu eine bizarre Felsformation, um die sich natürlich eine Sage rankt: Wer bei Vollmond nackt dreimal um den Felsen der Aphrodite schwimmt, soll sich kurz darauf unsterblich verlieben.
Botticelli ist wohl selbst nie da gewesen und malte nach der Schilderung in Hesiods Theogonie: „Rings erhob sich weißer Schaum aus unsterblichem Fleisch; es wuchs eine Jungfrau in ihm empor, sie nahte der heiligen Insel Kythera erst, doch gelangte sie dann zum ringsumflossenen Zypern, stieg dort schamhaft-schön als Göttin an Land, und die Wiese grünte unter den zierlichen Füßen ihr auf.“
Aphrodite hat auf Zypern überall ihre Spuren hinterlassen. Doch grüne Wiesen sind selten auf der äußerst regenarmen Mittelmeerinsel. Was früher die Schritte der Liebesgöttin erledigten, besorgen inzwischen internationale Hotelketten. Sie haben Zypern als Golfparadies entdeckt. Drei 18-Loch-Plätze gibt es inzwischen auf der Insel, weitere sind geplant. Die neueste Anlage gehört zum „Intercontinental Aphrodite Hills Resort Hotel“, das im März seine ersten Gäste empfing.
Die traumhafte Fünf-Sterne-Anlage liegt nur ein paar Hundert Meter vom Felsen der Aphrodite entfernt. An der Wiege der Liebe fühlt man sich der schaumgeborenen Göttin der Schönheit natürlich verpflichtet. Von der marokkanischen Schlammpackung bis zum Körper-Peeling mit Seegras-Extrakten reicht das Programm im luxuriösen Spa-Bereich. Hier treffen Moderne und Mythologie aufeinander, denn die 18 verschiedenen Entspannungs-Räume greifen antike Elemente auf: dorische Säulen, weiße Vorhänge, aufwendige Mosaike.
Die gesamte Anlage, inklusive des Golfplatzes und der Tennisakademie 234 Hektar groß, hat diese historischen Vorbilder. Beim geplanten Bau eines Swimmingpools stießen die Arbeiter sogar auf antike Überreste: die Mauern eines Klosters, die nun ein Denkmal inmitten des Resorts bilden. „Niemand weiß, wie alt das Gebäude ist. Die Regierung verbietet uns, irgendetwas daran anzurühren“, verrät Laura Hyland, Marketingmanagerin des Hotels.“Wir haben beim Bau auf traditionelle Materialien sowie Stoffe und Werke von Künstlern und Handwerkern aus der Region gesetzt. Die ganze Anlage soll wie ein typisches zypriotisches Dorf aussehen“, sagt sie.
Das ist wunderbar gelungen: Der weitläufige Gebäudekomplex mit 290 Zimmern und vier Restaurants integriert sich sehr harmonisch in die Landschaft und lässt den Gästen viel Privatsphäre. Gedränge gibt es nicht einmal am „Dorfplatz“ mit Bars, Boutiquen und einer byzantinischen Kapelle, die auch gerne für Hochzeiten genutzt wird. „Das sind riesige Feiern mit ganz vielen Gästen“, erzählt Laura Hyland. „Aber es war noch kein Paar dabei, das vorher um den Felsen geschwommen ist.“
Ein Gedanke zu “Die Wiege der Liebe”