Die Wüste lebt

Der Qashqai bietet Gelände-Optik für den Großstadt-Dschungel. Foto: Nissan
Der Qashqai bietet Gelände-Optik für den Großstadt-Dschungel. Foto: Nissan

Es sieht fast aus, als müsse man demnächst Ethnologe werden, um sich auf den Straßen auszukennen. Denn neben Cherokee und Touareg hält nun ein weiterer Stamm als Namensgeber für ein Auto her: Nissan bietet ab 24. Februar den Qashqai (sprich: Kaschkai) an, eine Mischung aus kompakter Limousine und Sports Utility Vehicle (SUV), benannt nach einem Nomadenvolk aus dem Iran.

In Konkurrenz zum Touareg will der neue Hoffnungsträger allerdings nicht treten. Nissan macht klar: Der Qashqai ist kein Offroader. Zwar setzt er auf eine potente Optik und erinnert durch etwas mehr Bodenfreiheit und rundum angebrachte Kunststoff-Planken an Geländewagen. Für die stärkeren Motoren ist sogar ein Allradantrieb erhältlich (1850 Euro Aufpreis). Doch der ist (neben serienmäßigem ESP, ABS und sechs Airbags) einzig als Beitrag zur Sicherheit gedacht. Der im englischen Sunderland produzierte Wagen soll sein Einsatzgebiet eher im Dschungel der Großstadt finden.

Dort beweist der Qashqai schnell seine Qualitäten. Denn trotz der athletischen Optik und des an SUV heranreichenden Platzangebots ist er wendig. Auch die erhöhte Sitzposition, eine Bluetooth-Schnittstelle für die Freisprechanlage, Klimaanlage und CD-Radio (alles serienmäßig) sowie die übersichtlich angebrachten Instrumente erleichtern das Navigieren durch die Rush-Hour.

„Der Fahrer sollte isoliert werden“, erklärt Nissan-Designdirektor Stephane Schwarz das ebenso sinnvolle wie ergonomische Armaturenbrett. Alle Instrumente finden sich in seiner Nähe konzentriert, auf den anderen Sitzen herrscht hingegen Ruhe, was Schalter und Regler angeht.

Probleme im Stadtverkehr, besonders beim Einparken, dürfte allerdings die Sicht nach hinten bereiten. Wo das Heck endet, und was sich links und rechts hinten abspielt, ist (ohne die in den Ausstattungspaketen Acenta und Tekna enthaltene Rückfahrkamera) nicht zu erkennen. Hier wirkt sich die nach hinten abfallende, coupéhafte Dachlinie negativ aus, die auch das aufrechte Sitzen im Fond für groß gewachsene Passagiere schwierig macht. Weiteres Manko: Die Rücksitzlehnen lassen sich zwar umklappen, wodurch das Ladevolumen von immerhin 410 auf 1513 Liter wächst. Doch ein Versenken der Sitze oder das Verschieben der Rückbank ist nicht möglich.

Doch das kann den sehr positiven Gesamteindruck kaum trüben, zu dem auch die Motoren beitragen. Zwei Benziner und zwei Diesel bietet Nissan an. Der 1,6-Liter-Benziner kommt auch im Micra zum Einsatz, wurde für den Qashqai aber modifiziert und leistet nun 115 PS. Der 141 PS starke Zweiliter-Ottomotor wurde komplett neu entwickelt und bringt den Qashqai bis auf Tempo 192. Im ersten Test erwies sich das Aggregat als agil und angenehm leise.

Die beiden Diesel stammen vom Nissan-Partner Renault. Der Einstiegs-Selbstzünder, für den Nissan die meisten Käufer erwartet, leistet 105 PS, die erst ab Juni verfügbare Zweiliter-Variante wird noch einmal 45 PS draufpacken. Auch Partikelfilter wird es erst ab Sommer geben. Wer den Einstiegsdiesel trotzdem schon jetzt haben will, muss dafür 600 Euro weniger berappen, zahlt also 21.140 Euro. Die Preise für den Benziner beginnen bei 19.790 Euro.

Günstig ist der Qashqai übrigens auch im Unterhalt: Neben den passablen Verbrauchswerten spricht dafür vor allem die Versicherungseinstufung, wo der Qashqai mit Autos aus dem C-Segment auf Augenhöhe liegt.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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