Künstler | Dirty Projectors | |
EP | Windows Open | |
Label | Domino | |
Erscheinungsjahr | 2020 | |
Bewertung |
31 Personen listet die Übersicht der früheren Bandmitglieder von Dirty Projectors auf deren Wikipedia-Seite. Das ist nicht ganz überraschend, war die 2002 gegründete Band aus New York doch stets ein eher loses Kollektiv rund um Frontmann Dave Longstreth. Umbesetzungen sind bei Dirty Projectors also nicht neu, die morgen erscheinende EP Windows Open könnte dennoch so etwas wie ein neues Kapitel für sie einläuten, und auch das hat mit einer Personalie zu tun.
Denn Dirty Projectors sind hier erstmals in der Besetzung zu erleben, die schon 2017/18 bei den Konzerten der Tour zum letzten Album Lamp Lit Prose in Aktion war. Neben Dave Longstreth, der die Musik für die vier hier versammelten Lieder geschrieben, zudem produziert, gemischt und auch das Bild auf dem Plattencover gemalt hat, gehören dazu Felicia Douglass, Kristin Slipp, Mike Johnson und Maia Friedman. Erstaunlicherweise wird Letztere, als jüngste Ergänzung des Line-Ups, hier zum Star: Schon auf dem Album und der Tour hatte sie Gitarren beigesteuert, hier singt sie auch.
Wie gut diese Idee ist, zeigt schon der Auftakt On The Breeze. Begleitet von Gitarre und Bongos sorgt vor allem ihre Stimme dafür, dass der Song so süß und unschuldig klingt. Im folgenden Overlord ist dieser Effekt noch deutlicher: Der Sound ist so soft, dass man fast überhören kann, wie gewitzt hier Kritik an Überwachungswahn formuliert wird. Auch durch die Stimme von Maia Friedman ist das viel zu schön, um beiläufig wirken zu können, spätestens zum Refrain mit seinem mehrstimmigen Gesang wird das Lied betörend.
Die beiden anderen Lieder der in Los Angeles aufgenommenen EP verweisen noch stärker in Richtung Folk. Search For Life ist fragil und filigran, das sehr schöne Streicher-Arrangement von Oliver Hill (Vagabon, Dust Rider) bringt Spannung hinein. Das abschließende Guarding The Baby könnte man sich von Laura Marling vorstellen, es braucht nur Gitarre und Gesang, um seine Wirkung zu entfalten.
Unterm Strich ist Windows Open nicht nur ein sehr erfreuliches Lebenszeichen. Es zeigt auch, wie geschickt es Dirty Projectors wieder einmal verstanden haben, durch eine neue Besetzung neue Ideen zu integrieren, neue Facetten zu erschließen und neue Stärken zu etablieren. Man darf gespannt sein, wie das auf Albumlänge klingen wird – wenn das Quintett denn bis dahin zusammenbleibt.