Die beste Rockband Finnlands? Das ist für Disco Ensemble ein Klacks angesichts lächerlicher Konkurrenz aus Witzfiguren wie The Rasmus, Him oder Sunrise Avenue. Aber das Quartett aus Ulvila hat auch das Zeug, gegen den Rest der Welt zu bestehen. Ihr fünftes Album Warrior ist dafür ein ebenso guter Beleg wie dieses Konzert in Leipzig.
Im Conne Island standen Disco Ensemble schon bei ihrer ersten Europatournee auf der Bühne. Damals gab es noch nicht einmal Navigationsgeräte und die Band versuchte, sich mit Hilfe altmodischer Landkarten zum jeweiligen Auftrittsort durchzuschlagen, haben mir Sänger Miikka Koivisto und Gitarrist Jussi Ylikoski vor der Show im Conne Island im Interview erzählt. Als es am Ende der Tour durchs Baltikum ging, war für die Band kaum noch Platz im Kleinbus, weil der vor allem Winterreifen und Schneeketten geladen hatte, um überhaupt wieder den Heimweg nach Finnland antreten zu können. Auch an Leipzig haben Disco Ensemble noch sehr lebendige Erinnerungen, erzählt Miikka nun auf der Bühne: „Must be a good vibe about the place.“
Das Quartett startet nach den Vorgruppen Useless ID (manchmal wie Offspring) und Death Letters (meist die holländische Entsprechung von Jack Black) mit dem Intro, das auch das aktuelle Album Warriors einläutet. Als letztes Lied vor der Zugabe erklingt, ebenfalls wie auf dem Album, Your Shadow. Und dazwischen gibt es eine gute Stunde lang großes Rockvergnügen.
Miikka ist ein wenig heiser (dass sie das Ende der Tour durchaus herbeisehnen, für die Zeit auf der Bühne aber noch einmal jeden Tag alle Kraft zusammen nehmen, hatten Disco Ensemble im Interview ebenfalls verraten), aber mit langen blonden Haaren, Stirnband und einer indianisch anmutenden Weste trotzdem ein beeindruckender Frontmann. Die Band musiziert dazu auf höchstem Niveau, manchmal in der Nähe von Bloc Party, manchmal mit Elementen, die an Muse denken lassen.
Es gibt bei Krachern wie Drop Dead Casanova oder dem frenetisch gefeierten White Flag For Peace reihenweise junge Männer, die man sonst allenfalls derart in Ekstase erlebt, wenn ihr Lieblingsverein den FC Bayern schlägt (man darf gewiss sein: niemand, der sich so leidenschaftlich in Musik hineinwerfen kann, ist selbst Fan des FC Bayern). Es gibt Lieder, bei denen vor der Bühne fleißig Pogo getanzt wird, während weiter hinten die Pärchen knutschen (für solche Konstellationen wurde wohl das böse Wort „Emo“ erfunden). Und es gibt, als die Lightshow im Conne Island bei Eartha Kitt etwas ambitionierter wird, auch einen Moment, in dem man sich diese Band auch sehr gut in einer Halle mit zehnmal so großer Kapazität vorstellen könnte.
Von der ganz großen Karriere träumen Disco Ensemble nach 15 Jahren als Band freilich nicht mehr. Nach jedem Album müsse man sich zusammensetzen und beraten, ob man weitermacht, erzählen mir Miikka und Jussi. Auch nach Warrior werden sie das tun und erst dann entscheiden, ob es vielleicht die letzte Platte von Disco Ensemble war. Entscheidend sei immer die Frage, ob das Ergebnis die Mühe wert ist. Nach einer Show wie in Leipzig, die mit Stun Gun als letzter Zugabe endet, kann die Antwort nur lauten: auf jeden Fall.
Disco Ensemble spielen Second Soul live:
httpv://www.youtube.com/watch?v=2rI9k3gW0ig
2 Gedanken zu “Disco Ensemble, Conne Island, Leipzig”