Do I Smell Cupcakes – „Make The Big Boys Hire Me“

Künstler Do I Smell Cupcakes

Make The Big Boys Hire Me Do I Smell Cupcakes Kritik Rezension
Nur die Produktion stimmt auf „Make The Big Boys Hire Me“.
Album Make The Big Boys Hire Me
Label Höpen Media
Erscheinungsjahr 2018
Bewertung

Der Job eines Bandmanagers ist nicht halb so glamourös, wie sich viele das vorstellen. Man muss sich damit herumschlagen, wenn die Jungs mal wieder die Tankkarte für den Tour-Kleinbus verloren haben. Man muss Leuten auf die Nerven gehen, die vermeintlich einflussreiche Playlists auf Spotify basteln, damit sie vielleicht so gnädig sind, ein Lied der Band mit aufzunehmen. Oder man darf bei Stiftungen betteln, damit sie vielleicht ein paar Tausend Euro für die Aufnahme des nächsten Albums springen lassen.

Immerhin ist der Job aber ziemlich einfach. Eigentlich gibt es nur vier Regeln, die es zu erfüllen gilt:
1. Finde einen guten Namen für die Band.
2. Finde einen guten Sänger für die Band.
3. Finde das passende Genre für die Band.
4. Finde einen passenden Produzenten für das Debütalbum der Band.

Sebastian Schwebke ist der Manager von Do I Smell Cupcakes aus Berlin, und er war leider nur in einem der vier Punkte erfolgreich. Produzent Chris Badami (Bonaparte, Jennifer Rostock) zeigt beispielsweise in Liedern wie Family First, dass er mit seinen Tricks wirklich das Maximum aus dem sehr überschauberen Potenzial der Songs auf Make The Big Boys Hire Me herausholt. Doch im Rest der Aufgaben ist Schwebke grandios gescheitert, womöglich nicht einmal durch eigenes Verschulden, sondern durch die komplette Geschmacklosigkeit dieses Trios, das 2015 mit Chronicles seinen ersten Tonträger vorgelegt hatte, vor zwei Jahren den Volkswagen Garage Sound Contest gewann und auch schon auf Tour in Japan war, damals noch mit Basist Maximilian Tischler, der hier noch bei allen Liedern als Co-Autor genannt wird, die Band aber vor der Veröffentlichung dieses Albums verlassen hat. Eine weise Entscheidung, denn Do I Smell Cupcakes schaffen es nicht mal annähernd, die Mindestanforderungen zu erfüllen, bei deren Erreichung ein Manager unterstützen sollte.

Punkt 1: Der Bandname ist sagenhaft dämlich.

Punkt 2: Sänger Can Monarc hat nicht nur das Manko, dass er stimmlich sehr nah an Menderes (ja, der DSDS und IBES-Typ) steht, sondern singt auch noch in einem kaum erträglichen Englisch.

Punkt 3: Als Genre hat sich die Band ausgerechnet ein darbendes Metier wie Rock ausgesucht, auch noch aufgeführt mit großem Hang zu Selbstmitleid und Achtziger-Ästhetik, was für das Florieren von guter Rockmusik ungefähr so gesund ist wie eine Stange Marlboro für einen Lungenkrebs-Patienten.

Wer Dance With Somebody von Mando Diao für kalkuliert hält, der sollte erst einmal das schreckliche Dance On von Do I Smell Cupcakes ertragen. Wer ein Lied wie Color My Skies gehört hat, wird es nie mehr wagen, Coldplay pathetisch und kitschig zu nennen. Alive klingt, als würden One Direction das richtige Material suchen, um demnächst als Vorband von Blink 182 auftreten zu können. Youth wäre sogar für Eighties-Spinner wie Duran Duran zu wirr und überkandidelt gewesen.

Can Monarc (Gesang), Dennis Depta (Gitarre) und Jon-Jakob Gendner (Schlagzeug) zeigen mit Tracks wie Needless Ghosts, dass sie über kein Fitzelchen an Eigenständigkeit verfügen. In By The Dawn’s Early Light wollen Do I Smell Cupcakes heavy sein, was um so lächerlicher wirkt durch den weinerlichen Refrain mit der zentralen Zeile „Why is my life worth nothing to you?“ Twenty Letters zeigt, was Nu Metal angerichtet hat und was passieren kann, wenn man Incubus falsch verstanden hat. In Allure will Monarc offensichtlich beweisen, dass er Silben auch sehr lange schreien kann, in Limits (schon nach fünf Wochen des Jahres ein sicherer Kandidat für die am wenigsten berührende Klavierballade 2018) demonstriert er, dass er seine Stimme sehr weit in die Höhe schrauben und sie damit noch nervtötender machen kann. Auch Alibi geht fürchterlich schief. Merke: Das reduzierte Lied mit akustischer Gitarre sollte auf einem Album nicht dasjenige sein, das die kompliziertesten Gitarrenakkorde hat, sondern eines, das auch im einfachen Gewand so etwas wie Atmosphäre und Innigkeit rüberbringen kann.

Bring Him Back ist das beste Lied auf Make The Big Boys Hire Me, denn es hat als Schlusspunkt eine sehr schöne Eigenschaft: Danach ist man von dieser Platte erlöst.

Apropos Marlboro: das todlangweilige Video zu Bring Him Back.

Website von Do I Smell Cupcakes.

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

Alle Beiträge ansehen von Michael Kraft →

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.