Künstler*in | Dopha | |
Album | The Game | |
Label | The Bank Music | |
Erscheinungsjahr | 2021 | |
Bewertung | Foto oben: verstaerker.com / Anders Berg |
Auf den Promo-Fotos für ihr Debütalbum und auch auf dem Cover von The Game ist Dopha in einer ländlichen Szenerie zu sehen. Sie schaut erwartungsfroh und selbstbewusst in die Kamera, ihr Outfit besteht aus Chuck’s, Blue Jeans und einem T-Shirt des Footballteams Atlanta Falcons mit dem Slogan „Rise Up“. Eine viel bessere optische Entsprechung für die Musik der 1997 geborenen Künstlerin aus Dänemark hätte man nicht finden können.
Da ist das Landleben: Dopha, die eigentlich Sofia heißt, ist in Romalt aufgewachsen, einem Ort mit etwa 900 Haushalten im Osten Dänemarks, zu deren Sehenswürdigkeiten nach eigenen Angaben die Schule, die Kirche und ein Freizeitzentrum mit Turnhalle gehören. „Erst als ich aus Romalt weggezogen bin, ist mir bewusst geworden, wie viel es für mein Leben und meine Musik bedeutet hat, dort aufzuwachsen. Die Ruhe und die Zeit zum Träumen“, sagt Dopha, die mittlerweile in Kophenhagen lebt. „Romalt hat meine Musik – und vor allem mein erstes Album – geprägt.“
Da ist der amerikanische Einfluss: Dopha zählt beispielsweise Lana Del Rey und Taylor Swift zu ihren Vorbildern, Norah Jones war es, die sie einst dazu brachte, vom Klavier zur E-Gitarre zu wechseln. Insbesondere die erstgenannte klingt deutlich an, wenn die Lust auf große Gesten erkennbar wird wie in September Till June oder Naked. An Taylor Swift lassen neben der sehr modernen Produktion, die mal Streicher, mal Bläser und gerne auch etwas Elektronik integriert und dabei viele clevere Details bietet, und der Eingängigkeit der Lieder auch viele famose Zweizeiler denken wie im sehr coolen Anti Break-Up Song oder dem Titelsong zum Auftakt. „The game hurts / still I want to play“, singt Dopha darin, zu einer E-Gitarre, die nach Kraft und Selbstvertrauen klingt, zugleich aber nicht verdeckt, dass in diesem Song auch Schwermut und Verletzlichkeit stecken. „I always cry over you / I guess it makes me a moonsoon“, heißt es in Moonsoon, das die vielfältigen Möglichkeiten ihrer Stimme unterstreicht und auch gut zu Girl In Red gepasst hätte.
Da ist die Sache mit dem „Rise Up“, also flügge werden, sich aufschwingen, in neue Sphären vorstoßen. The Game ist zweifelsohne eine Platte über das Erwachsenwerden. Voicemail 2007 thematisiert Selbstzweifel ebenso wie die Ahnung, dass alles gut werden kann, und zwar aus eigener Kraft. Der Album-Abschluss 3 Years weiß: Man kann auch in sehr jungen Jahren schon so viel gelernt haben, dass man sich vielleicht nicht erwachsen fühlt, aber eben auch nicht mehr unschuldig. Dopha zeigt hier sehr klug den Widerstreit zwischen der Ungeduld der Jugend und den Ratschlägen der Erwachsenen, die oft genug nur dazu dienen sollen, dass sie selbst in Ruhe gelassen werden.
Der Ortswechsel aus der Geborgenheit des Heimatdorfes in die dänische Hauptstadt hat dabei eine wichtige Rolle gespielt, sagt Dopha: „Als ich nach Kopenhagen zog, verliebte ich mich. Ich verliebte mich in die Idee meines neuen Lebens, aber auch in einen echten Menschen. Alles war neu und aufregend und The Game ist ein Bild dafür, wie es war, in den vergangenen zwei Jahren ich zu sein – jung zu sein und mich von allem zu entfernen, was ich kannte, um meinen Träumen nachzujagen – sowohl in der Liebe als auch in der Musik – und mich in einen ständigen Zustand von Hoffnung und Hoffnungslosigkeit zu versetzen.“
Am deutlichsten wird das in der Single Happy For Me mit den Zeilen „I’m following my dreams / and I need you at the finish line“ und einer vorgetäuschten Niedlichkeit wie bei Lily Allen. I’m Not Crying, You Are, ein Duett mit Beinir, stellt den Rhythmus etwas mehr in den Vordergrund, das zarte Forget Your Name hat ein Thema, das man immer wieder bei Dopha finden kann: Sie macht sich selbst etwas vor, sie erkennt das auch, und trotzdem fällt es ihr schwer, daran etwas zu ändern. Ein Lied wie New Year wäre mit seinen schönen Harmonien und seiner zeitgemäßen Eleganz ein Highlight selbst im Katalog von All Saints gewesen, und es enthält vielleicht die wichtigste Message von The Game: „The comfort zone is a place I know / but nothing ever grows here.“