Draufgeschaut: Belle Epoque

Die vier Töchter von Don Manolo verdrehen Fernando den Kopf.
Die vier Töchter von Don Manolo verdrehen Fernando den Kopf.
Film Belle epoque
Produktionsland Spanien/Portugal
Jahr 1992
Spielzeit 110 Minuten
Regie Fernando Trueba
Hauptdarsteller Jorge Sanz, Penélope Cruz, Ariadna Gil, Miriam Díaz Aroca, Maribel Verdú, Fernando Fernán Gómez, Gabino Diego
Bewertung ****1/2

Worum geht’s?

Der Winter 1930/32 ist in Spanien von einer einzigen Frage geprägt: Monarchie oder Republik? Fernando, der gerade aus der Armee desertiert ist und beim alten Don Manolo unterkommt, hat aber bald noch eine ganz andere Entscheidung zu treffen. Die vier Töchter von Don Manolo kommen über den Sommer zu Besuch, und sie alle verdrehen ihm den Kopf.

Das sagt shitesite:

Traumhafte Musik, eine wundervolle Requisite, lauter schöne Menschen: Regisseur Fernando Trueba zieht alle Register, um aus Belle Epoque ein herrliches Kino-Erlebnis zu machen.

Ein so flüchtiges Wort wie „Flirt“ wäre viel zu ordinär, um zu beschreiben, welcher Situation sich Fernando inmitten der vier Töchter ausgesetzt sieht. Hier geht es um Verführung, sehr erotisch und mit der Leichtigkeit einer Shakespeare-Komödie inszeniert. Der politische Wankelmut des Landes, das binnen Tagen von konservativ zu liberal und wieder zurück umschwenken kann, ist in Belle Epoque nur die Folie, vor der sich der emotionale Wankelmut abzeichnet.

Alle Figuren sind ihren Gefühlen so gut wie wehrlos erlegen, und sie können diese Ohnmacht nur deshalb ertragen, weil sie wissen, dass sie selbst genauso gut zu Verführern wie zu Verführten werden können. Das erklärt auch die erstaunliche Tatsache, dass es in Belle Epoque keine Spur von Eifersucht gibt, obwohl alle vier Töchter in Fernando verliebt sind und er sich offensichtlich nicht entscheiden kann oder will. Statt Neid regiert hier überall bloß der Wille, das Leben zu genießen. Ganz am Ende packt Belle Epoque diese Botschaft auch in eine rührende Abschiedsszene: Das einzig wirklich schlimme Gefühl ist die Einsamkeit.

Bestes Zitat:

“Ich war niemals dazu im Stande, zu rebellieren. Weder gegen die Kirche noch gegen die Armee noch gegen die Ehe. Und die ist, neben den Banken, wohl die reaktionärste, spießigste Einrichtung, die du dir vorstellen kannst.”

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=8CmrOiIAsEY

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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