Film | Berlin 36 | |
Produktionsland | Deutschland | |
Jahr | 2009 | |
Spielzeit | 97 Minuten | |
Regie | Kaspar Heidelbach | |
Hauptdarsteller | Karoline Herfurth, Sebastian Urzendowsky, Axel Prahl, Robert Gallinowski, Thomas Thieme | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Für die Olypmpischen Sommerspiele 1936 in Berlin ist Gretel Bergmann die große Favoritin im Hochsprung. Sie könnte Gold für Deutschland holen, doch die Nazi-Führung will das unbedingt verhindern. Denn Gretel ist Jüdin. Zuerst soll sie gar keine Starterlaubnis bekommen, doch als die USA ihre eigene Teilnahme an den Spielen davon abhängig machen, dass auch jüdische Athleten im deutschen Kader stehen, wird sie doch nominiert. Die Strippenzieher in der Sportpolitik versuchen dennoch, ihr das Leben möglichst schwer zu machen. Sie setzen zudem alle Hoffnungen auf Marie Ketteler, die mit ihrem erstaunlichen Talent eine echte Rivalin für Gretel werden könnte. Doch im Trainingslager freunden sich die beiden an und Gretel kommt hinter Maries Geheimnis: Sie ist ein Mann.
Das sagt shitesite:
Die Handlung von Berlin 36 basiert lose auf einer wahren Begebenheit. Das verleiht dem Film einerseits Gravitas, erweist sich aber andererseits als Klotz am Bein. Der Ansatz, sich auf die Beziehung zwischen den beiden Sportlern zu konzentrieren, die beide auf ihre Weise Außenseiter sind und wegen ihres Anderssein vom Regime unter Druck gesetzt werden, weicht einerseits stark von der tatsächlichen Geschichte Gretel Bergmanns ab und evoziert andererseits die Tendenz, das Geschehen zu verharmlosen.
Dass Gretel so gut wie keinen Entscheidungsfreiraum hat, und dass ihr (im Gegensatz zu Marie) nicht bloß Stigmatisierung droht, sondern Vernichtung, wenn sie nicht den Anweisungen der Nazi-Trainer und -Funktionäre folgt, wird kaum sichtbar. Berlin 36 zeigt zwar die sich ständig steigernde Grausamkeit, der Gretel ausgesetzt ist. Aber der Psychoterror, der sich im Trainingslager gegen sie richtet, unterscheidet sich kaum von beliebigen Internatsgeschichten, ihre Wehrlosigkeit und Isolation erscheinen mitunter bloß durch Eifersüchteleien und Vorurteile, also zwischenmenschlich, begründet, dabei sind sie Ergebnis einer mörderischen Ideologie.
Trotzdem wird Berlin 36 ein solide inszeniertes und gespieltes Drama über Sport und Politik, Ehrgeiz und Teamgeist, Patriotismus und Widerstand, Identität und Fairness. Und findet zumindest ein überraschendes, formal mutiges Ende, das sich wohltuend von den vielen Klischees abhebt, die sich hier vorher breitgemacht haben.
Bestes Zitat:
“Wenn Sie die Nazis wirklich blamieren wollen, müssen Sie sie schlagen.”
Der Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=sUACQ4loj-U