Film | Borderline |
Produktionsland | Kanada |
Jahr | 2008 |
Spielzeit | 105 Minuten |
Regie | Lyne Charlebois |
Hauptdarsteller | Isabelle Blais, Angèle Coutu, Sylvie Drapeau, Jean-Hugues Anglade |
Bewertung |
Worum geht’s?
„Ich kann meine Gefühle nicht zurückhalten. Es kommt überall raus wie aus einer vollgekotzten Papiertüte“, sagt Kiki über ihr Leben. Glücklich ist sie damit, welch Wunder, nicht geworden: Sie kümmert sich um ihre immer gebrechlicher werdende Großmutter, sie besucht ihre Mutter, die in der Psychiatrie vor sich hin dämmert und kein Wort mehr spricht, und sie nimmt mehr oder weniger unbeteiligt an den Sitzungen einer Selbsthilfegruppe für Sexsüchtige teil. Vor allem aber will sie ein Buch schreiben, kommt aber seit Jahren nicht über eine Affäre mit ihrem Literaturprofessor hinaus, der sich nicht von seiner Frau trennen will – bis Kiki anfängt, die Geschichte ihres eigenen wilden Lebens aufzuschreiben.
Das sagt shitesite:
Es ist eine Freude, wie unverblümt und freizügig diese Romanverfilmung nicht von einer Persönlichkeitsstörung erzählt, sondern vom Leben, das für Kiki eben bloß noch ein bisschen schwieriger ist als für den Rest von uns. Sie sucht den Exzess, das Extrem. Sie findet keinen Halt, und wenn sich mal einer anbietet, nimmt sie Reißaus. Ihre verkorkste Kindheit mit ihrer alleinerziehenden, schrägen Mutter lässt sie nicht los, zu Beziehungen ist sie nicht fähig. „Wenn ich das Gefühl hatte, für einen Mann wichtig zu sein, habe ich die Beine breit gemacht“, stellt sie fest, doch diese Erkenntnis hilft ihr kaum weiter.
Ihr Problem ist offensichtlich, trotzdem wird es in Borderline im höchsten Maße nachvollziehbar und auf sehr intelligente Weise mitleiderregend, wenn man erkennt, wie schwer es zu lösen ist. Dass dies gelingt, ist in erster Linie Isabelle Blais in der Titelrolle zu verdanken. Gleich in der ersten Szene ist sie splitternackt, und es sind dieser Mut und diese Entschlossenheit, die ihren Auftritt hier so eindrucksvoll machen.
Borderline erzählt mit tollen Bildideen und vielen Zeitsprüngen von ihrer Kindheit, vom wilden Leben als falsche Blondine mit Saufgelagen und flüchtigem Sex und von Kikis Versuchen, sich ein paar Jahre später als etwas vernünftigere (und brünette) Frau zurechtzufinden. Sie sucht überall Hilfe, aber sie muss erkennen: Was man in sich selbst nicht hat, kann man auch in keinem anderen finden. Jedenfalls gilt das für das Glück.
Bestes Zitat:
„Mit steckt meine Kindheit im Hals wie ein verschluckter Kartoffelchip.“
Der Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=sYJJfriIv90