Draufgeschaut: Der Diktator

Film Der Diktator

Admiral General Aladeen (Sacha Baron Cohen) hat die ganze Welt gegen sich.
Admiral General Aladeen (Sacha Baron Cohen) hat die ganze Welt gegen sich.
Produktionsland USA
Jahr 2012
Spielzeit 83 Minuten
Regie Larry Charles
Hauptdarsteller Sacha Baron Cohen, Ben Kingsley, Anna Faris, Jason Mantzoukas, Megan Fox, Edward Norton
Bewertung

Worum geht’s?

Die Republik Wadiya mitsamt ihres brutalen Alleinherrschers Admiral General Aladeen gilt als größte Bedrohung für den Weltfrieden. Weil das Land angeblich Atomraketen entwickelt, droht ein massiver Angriff westlicher Mächte. Nur eine Rede vor der UN-Vollversammlung bietet Aladeen noch die Chance, diesen Angriff abzuwenden. Kurz vor dem entscheidenden Termin wird er allerdings entführt und durch einen Doppelgänger ersetzt. Hinter dem Coup steckt sein Onkel Tamir, der selbst an die Macht kommen will, um die Ölvorräte des Landes verkaufen zu können. Während Tamir sich schon auf ein Leben in Saus und Braus freut, tüftelt Aladeen einen Plan aus, wie er seinen Doppelgänger beseitigen, die Rede doch noch selbst halten und damit seine Macht retten kann. Helfen soll ihm dabei ausgerechnet eine Aktivistin für Demokratie und Menschenrechte.

Das sagt shitesite:

Beim großartigen Sacha Baron Cohen darf man gerne auf die Selbstbeschreibung setzen, um die Essenz von Der Diktator zu vermitteln: Der Film „erzählt die Geschichte eines Diktators, der sein Leben riskiert, um sicherzustellen, dass die Demokratie sein Land, das er so liebevoll unterdrückt, nie heimsuchen wird“. Allerdings ist der vierte Cohen-Spielfilm im Vergleich zu Großtaten wie Ali G., Borat oder Brüno deutlich schwächer.

Das liegt zum einen daran, dass Der Diktator öfter auf Brachial-Humor setzt als auf Hintergründiges. Brüste, Pisse, Achselhaare – das alles muss für Pointen herhalten. Zudem hat der Film nichts Entlarvendes: Statt eine Kunstfigur wie Borat auf den real existierenden Amerikanismus loszulassen und die Reaktionen einzufangen, gibt es diesmal ausschließlich Fiktion. Die Helden, die Opfer, die Randfiguren – sie alle werden durch einen großen Zynismus-Fleischwolf gedreht, und das macht es deutlich schwieriger, Sympathien für diesen Film zu entwickeln oder wenigstens ein bisschen unverhohlene Schadenfreude zu empfinden.

Natürlich ist es amüsant, wie es Cohen schafft, seinen Admiral General Aladeen – eine Mischung aus Gaddafi, Pol Pot, Mahmud Ahmadinedschad und Osama Bin Laden – grandios selbstgerecht, weltfremd und gewissenlos erscheinen zu lassen, wenn er sich Megan Fox für eine Liebesnacht bestellt, Todesurteile im Minutentakt verhängt oder im letzten Satz des Films ob seiner anstehenden Vaterfreuden bloß fragen kann „Wird es ein Junge oder eine Abtreibung?“ Natürlich wird die Naivität von Weltverbesserern ebenso vorgeführt wie die Skrupellosigkeit der Vertreter von Regimes aller Couleur. Und natürlich gibt es einen höchst amüsanten Soundtrack, der Welthits wie Everybody Hurts oder Let’s Get It On in afrikanisch-arabischen Versionen zu bieten hat. Gerade, weil die Ironie hier aber meterdick aufgetragen wird, hat Der Diktator letztlich weniger Biss und Substanz als die bisherigen Cohen-Filme.

Bestes Zitat:

“Wenn du nach Osama aufs Klo gehst, wird dir klar, was Terrorismus wirklich heißt.“

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=zLvNS6L7lqc

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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