Film | Der letzte Kuss | |
Produktionsland | USA | |
Jahr | 2006 | |
Spielzeit | 115 Minuten | |
Regie | Tony Goldwyn | |
Hauptdarsteller | Zach Braff, Jacinda Barrett, Casey Affleck, Rachel Bilson, Michael Weston, Eric Christian Olsen, Blythe Danner, Tom Wilkinson, Marley Shelton | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Guter Job als Architekt, tolle Freundin, loyale Kumpels: Kurz vor seinem 30. Geburtstag könnte Michael mit seinem Leben eigentlich zufrieden sein. Doch als seine Freundin Jenna schwanger wird, bekommt er Panik, dass sein Leben von nun an keine Überraschungen und Abenteuer mehr zu bieten haben könnte. „Ich habe einfach das Gefühl, dass alles durchgeplant ist, dass ich alles schon weiß, was da noch kommt“, stellt er fest. Aus dieser Verunsicherung heraus bandelt er bei einer Hochzeit mit der jungen Studentin Kim an, die sofort völlig verknallt in ihn ist. Michael erkennt: Mit ihr winkt ein anderes, aufregendes Leben. Ist es verlockend genug, um seine Zukunft mit Jenna aufzugeben?
Das sagt shitesite:
Der letzte Kuss ist ein sehr schlauer, liebevoller und rührender Film, den man für eine romantische Komödie halten könnte, der dafür allerdings viel zu nahe am echten Leben ist und viel zu viel Schmerz und Verzweiflung zu bieten hat (die durchaus zahlreichen Szenen, in denen gestritten wird, sind die stärksten in diesem Film). Für Hollywood-Verhältnisse ist das Werk angenehm zurückhaltend, was nicht verwundert, wenn man weiß, dass der Streifen ein Remake des italienischen Films Ein letzter Kuss ist, bis auf ein leicht verändertes Ende fast originalgetreu nachgespielt.
Die Torschlusspanik, die mit der magischen 30 verbunden ist, steht vordergründig im Zentrum von Der letzte Kuss: Michael sieht sich als werdender Vater endgültig im Erwachsenenleben angekommen und weiß nicht, ob er dem gewachsen ist. Jenna ist ebenso nervös und versucht, die Stärke ihrer Beziehung und ihres Lebensentwurfs in erster Linie nach außen zu demonstrieren, um sich selbst von dieser Stärke zu überzeugen: heiraten, ein Haus kaufen.
Geschickt verstärkt wird diese Thematik durch das Umfeld des Pärchens: Vor allem Michaels Freunde spüren alle ein ähnliches Unbehagen wie er oder leben es sogar aus: Chris verlässt seine Frau und seinen kleinen Sohn, Izzy kommt nicht von seiner Ex los und träumt von einer Reise nach Südamerika, Kenny muss erkennen, dass sein Ideal vom zwanglosen Sex mit wechselnden Partnerinnen auch nicht ewig funktioniert. Einige dieser Erzählstränge wirken zwar zunächst überflüssig, vor allem die Idee der Südamerika-Reise wird aber nach und nach zur wirkungsvollen Metapher: Sie verkörpert nicht so sehr Exotik und Abenteuer, sondern in erster Linie die Flucht vor dem Hier und Jetzt und die Idee des „Jetzt oder nie“.
Dass Erwachsensein aber bedeutet, nicht vor Entscheidungen zu fliehen, sondern Entscheidungen zu treffen und zu ihnen zu stehen, wird zur ersten wichtigen Moral von Der letzte Kuss. Kim ist die noch realere, noch verführerische Entsprechung der Reise nach Südamerika. Sie verkörpert Jugend, Unbeschwertheit, Möglichkeiten – aber sie stellt Michael auch vor Entscheidungen, die er eigentlich alle schon getroffen hat, und zwar für ein Leben mit Jenna.
Die zweite Moral des Films ist die Ermahnung, sein Glück zu schätzen: Für Michael könnte es kaum besser laufen, doch statt die Gegenwart zu genießen, fragt er sich ständig, ob er wirklich glücklich ist oder ob er nicht vielleicht woanders (oder mit einer anderen) noch viel glücklicher sein könnte. Dass auch Jennas Mutter, die weit von jugendlichem Leichtsinn entfernt ist und eine 30-jährige Ehe aufs Spiel setzt, genau dieselbe Krise durchlebt und ihren Mann verlässt, ist ein sehr cleverer Schachzug. Dieser Erzählstrang verleiht Der letzte Kuss weitere Tiefe, und unterstreicht zusätzlich: Das größte Glück ist es nicht, mitten im Glück zu stehen, sondern das Glück rundum dann auch zu erkennen.
Bestes Zitat:
„Ich könnte deine letzte Chance sein, glücklich zu werden.“
Der Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=M9EexVRbS9s