Film | Der Sturm |
Originaltitel | The Perfect Storm |
Produktionsland | USA |
Jahr | 2000 |
Spielzeit | 130 Minuten |
Regie | Wolfgang Petersen |
Hauptdarsteller | George Clooney, Mark Wahlberg, Diane Lane, John C. Reilly, William Fichtner, Bob Gunton |
Bewertung | ***1/2 |
Worum geht’s?
Für Kapitän Billy Tyne läuft es nicht allzu gut: Der Schwertfischfang bringt wenig ein, seine Mannschaft beginnt, an ihm zu zweifeln. Viele der Männer würden gerne eine Weile an Land bleiben und ein paar Tage mit Erholung, Trinken und nicht zuletzt Frauen verbringen. Doch Billy Tyne beschließt, es am Ende der Fischfangsaison noch einmal allen zu zeigen: Er will sich noch weiter hinaus wagen und mit reichlich Schwertfischen zurückkehren. Doch er führt sein Schiff mitten in einen Monster-Sturm.
Das sagt shitesite:
Die Themen sind wenig überraschend in einem Film, der sich mit dem zweitältesten Gewerbe der Welt beschäftigt: wortkarge Männer im Kampf mit den Mächten der Natur, echte Kameradschaft und draufgängerischer Heldenmut. Ein bisschen Moby Dick also für das 21. Jahrhundert.
Das alles behandelt Der Sturm mit ordentlicher Spannung (auch wenn auf dem Schiff von Kapitän Tyne zunächst 70 Minuten lang Windstille herrscht, wodurch aber mehr Zeit für die Genese der Figuren bleibt), einer Ästhetik, die gut auf die archaische Thematik zugeschnitten ist, und beeindruckenden Special Effects. So weit, so erwartbar.
Trotzdem ist Der Sturm in gewisser Hinsicht ein erstaunlicher Film. Da ist zum einen die Tatsache, dass die Männer auf der „Andrea Gail“ hier nicht unschuldig oder durch den bösen Willen anderer zum Opfer wilder Zerstörungswut werden, wie das sonst gerne bei Wolfgang Petersen der Fall ist. Einigermaßen explizit macht die Handlung deutlich, dass es der Kapitän ist, der seine Crew mit seinem Leichtsinn, seiner Besessenheit und seiner Hybris ins Verderben führt. Die Szene kurz vor Ende, als das kleine Schiff sich in fast rührender Manier bis zum Scheitelpunkt einer Monsterwelle zu kämpfen versucht, ist ein perfektes Bild dafür.
Erst recht wird das deutlich durch die Parallel-Handlung mit einem Army-Hubschrauber, in dem ein Rettungstrupp im Einsatz ist: Auch dort macht die Besatzung den Fehler, sich selbst zu überschätzen. Der Kampf der Männer gegen den Sturm hat deshalb in beiden Fällen nichts Heroisches, sondern er bekommt seine Tragik durch eine andere Erkenntnis: Die Figuren scheitern an ihrem eigenen Bild von Männlichkeit, für das es nichts Schlimmeres gibt, als sich eine Niederlage einzugestehen.
Zum anderen überrascht das Ende von Der Sturm. Alle Hollywood-Kriterien für ein Happy End sind in Der Sturm erfüllt: Die Crew beweist ihre Loyalität, der Kapitän beweist seine Entschlossenheit, im Hafen zuhause beweist eine unsterblich verliebte Frau ihre Treue zu ihrem Matrosenliebling. Trotzdem (ausnahmsweise sei hier einmal das Ende verraten) kommt das Schiff nicht nach Hause. Das ist nicht nur überraschend, sondern auch mutig (und der Tatsache geschuldet, dass Der Sturm auf einer wahren Begebenheit beruht). Es hat auch den erstaunlichen Effekt, dass es rückwirkend die Spannung des Films steigert: Wenn die Männer gegen die Monsterwellen kämpfen, wirkt das nur halb so schlimm, weil man davon ausgeht, dass sie ohnehin wohlbehalten zurückkehren werden. Wüsste man zu diesem Zeitpunkt schon um die Möglichkeit des Scheiterns, hätte das diesem Duell noch viel mehr Dramatik verlieren. Doch leider deutet sich diese Möglichkeit nicht an – das hätte aus Der Sturm einen nicht bloß guten, sondern großartigen Film machen können.
Bestes Zitat:
„Arbeitsmoral kenne ich nicht. Ich kenne nur Arbeit.“
Der Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=gVwuy-4TzU8