Film | Die Dolmetscherin | |
Originaltitel | The Interpreter | |
Produktionsland | Großbritannien/USA | |
Jahr | 2005 | |
Spielzeit | 128 Minuten | |
Regie | Sydney Pollack | |
Hauptdarsteller | Nicole Kidman, Sean Penn, Catherine Keener, Jesper Christensen, Yvan Attal | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Silvia Broome arbeitet als Dolmetscherin bei der Uno. Durch einen Zufall bekommt sie mit, dass dort ein Attentat geplant ist: Zuwanie, der umstrittene Regierungschef des afrikanischen Staates Matobo, soll erschossen werden, während er seine Rede vor der Vollversammlung hält. Die Information ist brisant, denn Zuwanie werden Menschenrechtsverletzungen in seinem Land vorgeworfen und ihm droht ein Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, wenn es ihm nicht gelingt, sich durch die Rede vor der Uno reinzuwaschen. Die Dolmetscherin informiert deshalb den Secret Service. Doch die Geheimdienstmänner trauen ihr nicht, denn sie finden schnell heraus, dass Sylvia selbst eine Rechnung mit Zuwanie offen hat: Sie lebte einst selbst in Matobo, und dort kam ihre ganze Familie ums Leben.
Das sagt shitesite:
Wenn man bedenkt, wie komplex die Handlung von Die Dolmetscherin ist, wie viele Volten der Plot am Ende schlägt und wie bedeutend die Thematik ist, der sich dieses Drama annimmt, dann wird daraus manchmal ein erschreckend plumper und unentschlossener Film.
Wenig elegant ist beispielsweise das Ende von Die Dolmetscherin, das weder dem fein gesponnenen Netz aus Intrigen noch der politischen Fallhöhe gerecht wird, die hier zuvor im Zentrum stehen.Völkermord, ethnische Säuberungen, Kindersoldaten, Aids, der Ruf der USA als Weltpolizist und Hort der Rechtstaatlichkeit, die Frage nach Recht und Gerechtigkeit, sogar die Daseinsberechtigung der Uno insgesamt – all das wird hier thematisiert und löst sich dann in einem beinahe lächerlich banalen Finale auf.
Nicht ausgereizt werden auch die Möglichkeiten der ständig angedeuteten Liebesgeschichte. Sie sorgt zwar für einen doppelten Boden in der Beziehung zwischen Sylvia und Agent Keller, trotzdem hat man den Eindruck, dass die ansonsten sehr gut aufgelegten Nicole Kidman und Sean Penn beinahe unterfordert sind mit diesem kaum existenten Flirt.
Auch die penetranten Hinweise darauf, wie schwierig Diplomatie und Verständigung sind, weil Kommunikation auf so vielfältige Weise scheitern kann, stören eher als dass sie beeindrucken: Da fehlen Buchstaben in Schriftzügen, die an Bauwerken prangen. Da sind die Zwischentöne von Fremdsprachen und Dialekten entscheidend, es wird aber auch dann fleißig aneinander vorbeigeredet, wenn man eine gemeinsame Sprache gefunden hat. Fast wirkt Die Dolmetscherin wie eine Literaturverfilmung, der auf der Leinwand die entscheidene Ebene fehlt, die nur ein Buch und die Schriftsprache liefern kann.
Letztlich steckt darin wohl der eigentliche Kern dieses lobenswert ambitionierten und immerhin reichlich spannenden Dramas: Die Dolmetscherin ist ein Film über Trauer, Vertrauen, Sehnsucht, Stolz und Heimat – und all die anderen Dinge, die Worte nicht beschreiben können.
Bestes Zitat:
“Rache ist eine feige Form der Trauer.”
Der Trailer zum Film: