Film | Fanny Hill | |
Produktionsland | Großbritannien | |
Jahr | 1983 | |
Spielzeit | 99 Minuten | |
Regie | Gerry O’Hara | |
Hauptdarsteller | Lisa Foster, Shelley Winters, Wilfrid Hyde-White, Oliver Reed | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Als ihre Eltern sterben, macht sich Fanny Hill auf den Weg ins London des 18. Jahrhunderts. Für das raue Leben in der Metropole ist sie aber kein bisschen gewappnet: Sie ist jung, mittellos und kennt niemanden in der Hauptstadt. In ihrer Hilflosigkeit landet sie in einem Bordell und bekommt dort reichlich Anschauungsunterricht zur Zügellosigkeit der Großstädter. Bevor sie erstmals selbst einem Freier zu Diensten sein soll, wird sie allerdings von einem reichen Gönner entführt, der mit ihr aufs Land flieht. Das Glück ist allerdings nicht von Dauer: Der Vater ihres Liebhabers ist gegen diese Verbindung und schickt den Sohn nach Übersee. Um über die Runden zu kommen, landet Fanny wieder in der Prostitution – und findet schließlich durchaus Spaß an diesem Metier.
Das sagt shitesite:
Der Briefroman von John Cleland aus dem Jahr 1749, auf dem dieser Film beruht, wird wahlweise als „Klassiker der erotischen Literatur“ oder „Skandalroman“ bezeichnet. Die Verfilmung von Regisseur Gerry O’Hara aus dem Jahr 1983 hat vor diesem Hintergrund vor allem zwei Effekte: Man wundert sich, was im Geburtsjahr von Goethe und mitten im Zeitalter der Aufklärung einen Eklat auslösen konnte. Und man wundert sich, was vor 30 Jahren als erotisch durchging.
Fanny Hill ist so handlungsarm, dass man den gesamten Plot in einen Satz packen könnte. Die Protagonisten sind selbst für Karikaturen zu eindimensional, die Titelfigur ist da nur das schlechteste Beispiel unter vielen: Nicht mal ihre maximale Naivität, Hilflosigkeit, Tugend und Rechtschaffenheit im Sündenpfuhl London kann hier jemals für so etwas wie eine Fallhöhe sorgen.
Dazu gibt es Groschenroman-Erotik aus dem Off (inklusive „prallen Formen“ und „erhitzten Gemütern“) und jede Menge fröhliches Kopulieren, das am Kamin genauso langweilig inszeniert wird wie im Pferdestall und gerne von barocken Geigen und Fanfaren untermalt wird. Plus, beinahe eine Selbstverständlichkeit in diesem pseudo-provokanten Genre, die Botschaft, dass sich doch jedes noch so verdorbene Frauchen letztlich nach häuslicher Glückseligkeit sehnt.
Noch schlimmer als die sagenhaft schlecht gespielten Orgasmen ist der Versuch, Fanny Hill durch frivolen Witz unterhaltsamer und womöglich zeitgemäßer zu machen. Die Pointen könnten platter nicht sein und Sätze wie „Mensch, der hat einen Apparat, da fällt man vom Glauben ab!“ passen kein bisschen zu den ansonsten gestelzten Dialogen, die selbst im Edelbordell fast an höfische Umgangsformen denken lassen.
Am meisten überrascht dabei das offensichtlich beträchtliche Budget, das für diesen Softporno zur Verfügung stand. Das fängt mit den üppig ausstaffierten Bordellen an, in denen sich das Geschehen meist abspielt, und reicht über die sehenswerten Kostüme, die getragen werden, wenn nicht gerade alle nackt sind, bis zur Tatsache, dassmit Shelley Winters und Oliver Reed zwei durchaus respektable Schauspieler in Fanny Hill mitwirken.
Bestes Zitat:
„Gerade, als er gerade war, da brach er ab, was schade war.“
Der Trailer zum Film.