Film | Gangs Of New York | |
Produktionsland | USA, Deutschland, Italien | |
Jahr | 2002 | |
Spielzeit | 160 Minuten | |
Regie | Martin Scorsese | |
Hauptdarsteller | Leonardo DiCaprio, Daniel Day-Lewis, Cameron Diaz, Jim Broadbent, Henry Thomas, Liam Neeson, John C. Reilly | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Die Five Points sind die vielleicht gefährlichste Gegend in New York. Jeder scheint hier einen Nebenjob als Schläger oder Kleinkrimineller zu haben, und erbarmungslose Gangs beherrschen das Viertel. Amsterdam Vallon kommt aus einem Waisenhaus, spielt in den Five Points aber bald schon ganz oben mit: In Zeiten, in denen der Bürgerkrieg für noch mehr Chaos sorgt, glänzt er mit Mut und Geist und wird zum Zögling von William Cutting, einem mächtigen Gangsterboss. Was dieser allerdings nicht ahnt: Amsterdam trachtet ihm nach dem Leben, denn Cutting ist der Mörder seines Vaters, der einst selbst eine mächtige Bande von irischen Einwanderern anführte.
Das sagt shitesite:
Man kann gut verstehen, was Martin Scorsese reizte, den Stoff der Buchvorlage von Herbert Asbury aus dem Jahr 1928 zu verfilmen: Ein dreiviertel Jahrhundert später bieten sich nach wie vor spannende Parallelen. Dass es auch im 19. Jahrhundert in New York schon Gangs gab, die hemmungslos brutal waren, sich mit Drogen berauschten, über ihre Outfits ihre Zugehörigkeiten deutlich machten, den Kampf mit Trash Talk begannen und auf eine korrupte Polizei setzen konnten, ist eine verführerische Erkenntnis – das ändert aber nichts daran, dass dieser Gedanke trotzdem einigermaßen platt ist und beim besten Willen nicht ausreicht, um beinahe drei Stunden Film zu tragen.
Es ist eine der Schwächen von Gangs Of New York, dass das Epos im ersten Drittel fast ausschließlich auf diese Beobachtung setzt, garniert mit blutrünstigen Männlichkeitsritualen. Auch danach bleibt der Film langatmig, mit elend langen Sequenzen voll irischer Musik und leeren Protz-Bildern. Eine weitere Schwäche ist der Hauptdarsteller: Leonardo di Caprio nimmt man weder den Draufgänger ab noch den von Rache besessenen Waisen oder den Mann, der Gefallen am Leben in der Halbwelt findet. Vor allem im Kontrast zur diabolischen Performance von Daniel Day-Lewis als Bill „The Butcher“ Cutting bleibt er blass.
In keinem Moment ist Gangs Of New York so schlau und episch, wie der Film gerne sein möchte. Aber immerhin schafft es dieses Drama in der zweiten Hälfte, die Weichen in Richtung auf einen weiteren Konflikt zu stellen, der weitaus spannender ist. Dass die Gangs jeglicher Couleur bloß Barbaren sind, die sich als fromme Christen gerieren, dass Rassismus und Familienbande von ihnen ebenfalls bloß als Vorwand für Schutzgelderpressung oder Zuhälterei missbraucht werden, führt der Film sehr schön vor.
Vor allem aber wird Gangs Of New York zum Schluss ganz grundsätzlich und hat darin seine besten Momente. Was hier inmitten des amerikanischen Bürgerkriegs ausgefochten wird, ist keine Schlacht um die Vorherrschaft im Revier, sondern der Kampf um das Gewaltmonopol. Die Gangs stehen mit ihrem Selbstverständnis und ihrem Ehrenkodex dem im Weg, was wir als moderne Zivilisation kennen, und Gangs Of New York zeigt auch, dass parallel zu ihrer Rivalität in der Stadt schon längst ein anderer (Klassen-)Kampf im ganzen Land gefochten wird. Wenn ganz am Ende die zwei bis aufs Blut verfeindeten Männer im Staub liegen, dann sehen sie aus wie Mahnmale der Idiotie.
Bestes Zitat:
“Man kann immer eine Hälfte der Armen kaufen, um die andere Hälfte umzubringen.”
Der Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=qa1f23JuOFI