Film | Gottes Werk und Teufels Beitrag | |
Originaltitel | The Cider House Rules | |
Produktionsland | USA | |
Jahr | 1999 | |
Spielzeit | 127 Minuten | |
Regie | Lasse Hallström | |
Hauptdarsteller | Tobey Maguire, Michael Caine, Charlize Theron, Delroy Lindo, Paul Rudd, Jane Alexander, Erykah Badu, Heavy D, Paz de la Huerta | |
Bewertung |
Worum geht’s?
St. Clouds ist ein Waisenhaus und zugleich eine Klinik, in der ungewollt schwangere Frauen ihr Kind entbinden oder abtreiben können – keine Selbstverständlichkeit im Maine der 1940er Jahre. Auch Homer Wells kommt dort zur Welt, wird von seiner Mutter zurückgelassen, dann zweimal adoptiert, aber wieder zurück in die Obhut von St. Clouds gegeben. Der dort tätige Arzt Dr. Larch zieht ihn groß und bringt ihm nach und nach medizinische Grundbegriffe bei. Für Homer wird das Heim zum Zuhause und ihm winkt eine Zukunft als Assistent und Nachfolger von Dr. Larch, als sich die Möglichkeit bietet, mit einem jungen Liebespärchen nach Florida aufzubrechen. Candy und Wally haben ebenfalls die Dienste der Klinik in Anspruch genommen, jetzt zeigen sie Homer die Welt außerhalb von St. Clouds. Er arbeitet als Apfelpflücker auf einer Plantage, ist fasziniert von seinen neuen Freiheiten – und von der bildschönen Candy, die ihrerseits ein wenig Trost sucht, als sich Wally freiwillig zum Kriegsdienst meldet.
Das sagt shitesite:
Die vielleicht größte Leistung dieser Romanverfilmung ist es, wie gekonnt Gottes Werk und Teufels Beitrag die Vorlage von John Irving komprimiert. Kein Wunder: Der Autor hat selbst das Drehbuch verfasst (und dafür einen Oscar gewonnen). In nur sechs Minuten wird die gesamte Kindheit von Homer erzählt, dann werden große philosophische Fragen im Viertelstundentakt eingeführt: die moralische Rechtfertigung von Abtreibungen, das Wesen von Empathie, die Frage, ob schmerzvolle Unabhängigkeit einem behüteten, aber streng regulierten Leben vorzuziehen sei.
Nicht alle dieser Themen können mit so viel Tiefgang reflektiert werden wie im Roman, dennoch besticht Gottes Werk und Teufels Beitrag auch auf der Leinwand mit einer eindrucksvollen Mischung aus Ernsthaftigkeit, Intelligenz und Sentimentalität. Der Film ist auf eine beinahe altmodische Weise unschuldig und rührend, voller Liebe für die Menschen.
Am besten gelingt das erste Drittel, das vom Leben in St. Clouds erzählt. Regisseur Lasse Hallström findet in diesem Film praktisch immer tolle Bilder, aber in diesen Szenen sind sie besonders gelungen. Sie zeigen den Zusammenhalt zwischen den Kindern im Heim, die durchweg Waisen oder zur Adoption freigegeben sind. Der Schmerz des Nichtgewolltseins lässt sich nur gemeinsam ertragen, haben sie gelernt. Zugleich wetteifern sie um die Gunst der potenziellen Adoptiveltern und wissen: Jeder, der eine Familie findet, schwächt und verletzt die Gemeinschaft.
Diesen Konflikt, in dem es um Anerkennung, Geborgenheit und Trost geht, erlebt der kleine Homer Wells aus nächster Nähe, und er wiederholt sich auch auf den späteren Stationen seines Wegs, nachdem er Candy und Wolly begegnet ist und beschlossen hat, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Was er in Gottes Werk und Teufels Beitrag daraus lernt, ist vor allem das Ethos, sich nützlich zu machen. Nicht als Selbstzweck, sondern als Auftrag, anderen Menschen dabei zu helfen, ihre eigene Unabhängigkeit finden und ihr eigenes Selbst entfalten zu können.
Bestes Zitat:
„Jeder Mensch mit Gewissen sollte jene Augenblicke, in denen es möglich ist, Gott zu spielen, ergreifen. Viele wird es nicht geben.“
Der Trailer zum Film.
https://www.youtube.com/watch?v=IGRQ3vFvH1Q