Film | Greenberg | |
Produktionsland | USA | |
Jahr | 2010 | |
Spielzeit | 107 Minuten | |
Regie | Noah Baumbach | |
Hauptdarsteller | Ben Stiller, Greta Gerwig, Rhys Ifans, Chris Messina, Susan Traylor, Jennifer Jason Leigh | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Der 41-jährige Roger Greenberg ist gerade aus der Psychiatrie in New York entlassen worden, wo er sich von einem Nervenzusammenbruch erholt hat. Bevor er versucht, im Alltag wieder Fuß zu fassen, will er eine Weile lang gar nichts tun. Also reist er nach Los Angeles, um sechs Wochen lang das Haus seines Bruders zu hüten, der mit seiner Familie in den Urlaub geflogen ist. Allerdings stößt Roger dabei auch auf seine Vergangenheit: Er trifft Ex-Freundinnen, denen er noch nachtrauert. Er begegnet Ex-Bandkollegen, die ihm vorwerfen, ihren Traum vom Leben als Rockstar ruiniert zu haben, weil er kurz vor dem Durchbruch der Band einen lukrativen Plattenvertrag ausgeschlagen hat. Und er lernt Florence kennen, die Haushälterin seines Bruders, die seinen Plan, emotional zur Ruhe zu kommen, in mehrfacher Hinsicht zunichte macht.
Das sagt shitesite:
Man könnte Greenberg für einen Film über die Midlife Crisis halten, aber das wäre oberflächlich. Roger Greenberg hinterfragt nicht plötzlich als Fourtysomething sein gesamtes bisheriges Leben. Er hinterfragt schon immer alles. Und er hat gar kein gefestigtes Leben vorzuweisen, dem er nun den Rücken kehren könnte. Dass er wie am Fließband Beschwerdebriefe an alle möglichen Institutionen schreibt, beweist das wunderbar: Er macht sich über alles auf der Welt Gedanken, nur nicht über sich selbst.
Er wirkt fast apathisch, aber dahinter stecken Schmerz, Wut und Angst – und damit ist er eine gute Verkörperung für das Wesen dieses Films. Denn auch Greenberg lässt sich viel Zeit, hat eine irritierende Seventies-Ästhetik, die nie so richtig begründet wird, und bietet, wenn man sich mit diesen Parametern erst einmal angefragt hat, ein wundervolles Ende und zuvor einen sehr liebevollen Blick auf neurotische Menschen und die Tatsache, dass man mühelos ein Leben lang die Welt beobachten kann, ohne dabei einen Sinn zu finden.
Die guten Schauspieler tragen dazu bei, ebenso das Händchen von Regisseur Noah Baumbach für zerbrechliche, vielschichtige und sympathische Charaktere, zu denen neben Greenberg und der stets leicht schussligen Florence auch sein herrlich pragmatischer Ex-Bandkollege Ivan Schrank gehört. So entsteht ein unspektakulärer, aber eindringlicher Film über die Erkenntnis, wie leicht es ist, Menschen zu verletzen, während man eigentlich nur das Beste für alle will.
Bestes Zitat:
„Verletzte Menschen verletzen Menschen.“
Der Trailer zum Film.
https://www.youtube.com/watch?v=0708Glv1lVE