Film | Herztöne | |
Produktionsland | Deutschland | |
Jahr | 2013 | |
Spielzeit | 87 Minuten | |
Regie | Sven Bohse | |
Hauptdarsteller | Jennifer Ulrich, Pasquale Aleardi, Andrea Sawatzki, Mira Bartuschek, Mirjam Weichselbraun | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Für eine Stelle als Redakteurin beim Promi-Magazin Gossip bringt Lissie Lensen alles mit: Als Kind hat sie im Kiosk ihrer Mutter immer die Klatschzeitschriften verschlungen, danach hat sie studiert und sich nun schon eine Weile als Assistentin der Chefredakteurin bewährt. Doch die will ihr einfach keine Chance geben – für eine echte Boulevard-Reporterin fehle ihr der Killerinstinkt, muss sich Lissie sagen lassen. Dann bietet sich eine unverhoffte Chance: Auf einer Gala hat sie den smarten Paul kennen gelernt und mit ihm die Nacht verbracht. Tags darauf entpuppt sich eben dieser Paul als der künftige Mann der dänischen Kronprinzessin. Lissie droht Paul, seinen Seitensprung zu verraten, wenn er ihr nicht ein paar Exklusiv-Interviews gibt. Widerwillig macht der künftige Prinz mit – die Heirat darf er nicht aufs Spiel setzen, denn daran hängt auch das Schicksal seiner Firma. Als Lissie mit dem ersten Interview in der Redaktion aufkreuzt, läuft es für ihre Karriere als Journalistin sofort rund. Dann stellt sie fest, dass sie von Paul schwanger ist – und das ist eine Nachricht, die ihr gar nicht passt.
Das sagt shitesite:
Herztöne basiert auf dem Debütroman von Katja Kessler, die bei Bild einst Texte zu den Tittenmädchenbildern schrieb und mittlerweile mit dem Chefredakteur verheiratet ist. Dass die Glitzerwelt hier oberflächlich bis wohlwollend betrachtet wird, ist deshalb wenig überraschend. Dass die Figuren flach sind und man schon nach fünf Minuten weiß, welche beiden Figuren sich am Ende des Films küssen werden (erstaunlicherweise ohne Sonnenuntergang im Hintergrund), ist auch noch verzeihlich. Dass es aber völlig an Seitenhieben, spitzer Zunge oder Gags mangelt, hätte man dann doch nicht erwartet: Herztöne ist eine RomCom ohne Com.
Es gibt ein paar Lichtblicke wie Andrea Sawatzki, die offensichtlich versucht, Glenn Close aus Der Teufel trägt Prada noch zu übertrumpfen, Mirjam Weichselbraun, der man die zugleich putzige wie kalkulierende Prinzessin sofort abnimmt, und vor allem einen wunderbaren Soundtrack mit vielen Indie-Hochkarätern.
Doch wann immer dieser Film versucht, Charakter zu entwickeln, scheitert er. Knutschen im Vollkörperkostüm? Nicht lustig. Animationen im Comic-Stil als Zeitraffer? Wären vielleicht vor 15 Jahren innovativ gewesen. Der Versuch, nebenher noch das Thema Alzheimer halbwegs amüsant zu behandeln? Das war schon in Freunde mit gewissen Vorzügen keine allzu glückliche Idee.
Am ärgerlichsten an Herztöne ist aber seine Kritiklosigkeit: Hier werden zwar Träume zum Platzen gebracht und Leben zerstört, doch natürlich ist niemand dafür verantwortlich. Klatschblätter, die Lügen verbreiten, sind toll. Royals, die keinerlei Verständnis mehr für den wahren Inhalt das Begriffs „Adel“ haben, sind toll. Und Bonzen, die im Suff ihre Verlobten betrügen und wildfremde Frauen schwängern, sind auch toll. Alles nicht so schlimm, solange sich am Ende alle lieb haben oder rechtzeitig öffentlichkeitswirksam ihre Fehler bereuen – das ist die Botschaft von Herztöne. Das ist zwar die Quintessenz von Boulevard (also Melodrama). Aber trotzdem schwer erträglich.
Bestes Zitat:
„Du machst einen Fehler nicht gut, indem du einen anderen machst.“
Es gibt keinen Trailer zum Film. Aber ein Lied aus dem Soundtrack:
httpv://www.youtube.com/watch?v=Fr3DSP9Ry7I