Film | Homo Faber |
Produktionsland | Frankreich/Deutschland/Griechenland |
Jahr | 1991 |
Spielzeit | 117 Minuten |
Regie | Volker Schlöndorff |
Hauptdarsteller | Sam Shepard, Julie Delpy, Barbara Sukowa, Dieter Kirchlechner, Thomas Heinze |
Bewertung | ** |
Worum geht’s?
Kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs entschließt sich Walter Faber, München und seine schwangere Freundin Hanna zu verlassen, um sich an einem Staudamm-Projekt in Südamerika zu beteiligen. Hanna gibt er in die Obhut seines Studienfreunds Joachim, danach sehen sie sich nie wieder. 20 Jahre später trifft Walter, mittlerweile ein vielbeschäftigter Ingenieur, durch einen Zufall Joachims Bruder. Während die Erinnerungen an die Zeit in München wieder in ihm arbeiten, verliebt er sich auf einer Schiffsreise in die junge Elisabeth und bricht dann mit ihr zu einer Tour durch Italien auf. Auf dem Weg erfährt er eine Wahrheit aus seiner Vergangenheit, die ihrer Liebe im Weg steht.
Das sagt shitesite:
An der Großartigkeit der Romanvorlage von Max Frisch besteht kein Zweifel. Auch Regisseur Volker Schlöndorff war von Homo Faber offenbar so beeindruckt, dass er in seiner Verfilmung zu sehr am Original klebt, um eine wirklich gelungene Umsetzung auf die Leinwand schaffen zu können. Er versucht, alle Facetten des Buchs zumindest anzudeuten und auch in den Dialogen und den Einschüben aus dem Off so viel wie möglich vom ursprünglichen Text zu integrieren – und scheitert.
Dabei hätte er mit Sam Shepard einen beeindruckend aufspielenden Hauptdarsteller gehabt, der es erst recht erfordert hätte, sich auf die Titelfigur zu konzentrieren. Faber ist zu Beginn ein Vernunftmensch, den weder eine Notlandung im Flugzeug noch der Selbstmord eines guten Freundes oder die bedingungslose Hingabe seiner Freundin in New York irgendwie bewegen können. Shepard spielt ihn eiskalt, beinahe autistisch, und führt somit ebenso gekonnt wie subtil vor Augen, dass für diesen Mann nichts zählt außer seine Freiheit und das Funktionieren seines durch und durch rationalen Weltbilds.
Wie er die ersten Risse darin durch „eine Kette von Zufällen“ zu rechtfertigen versucht und sich schließlich durch die Begegnung mit Elisabeth („Ich hatte ganz vergessen, dass jemand so jung sein kann.“) nahezu in einen beschwingten, spontanen und ausgelassenen Bonvivant verwandelt, wird in Homo Faber allerdings viel zu penetrant und plump umgesetzt. Auch die Metapher des Staudamms als Symbol für die Beherrschung der Natur durch die Technik und die Anspielungen auf die Antike sind überrepräsentiert. Vor allem nehmen im Vergleich zum Buch die Frauenfiguren viel größeren Raum ein. Das ist nur bedingt ein Gewinn: Gerade die ebenso schwammig wie sprunghaft gezeichnete Elisabeth steht einem stimmigen Gesamtbild im Wege.
So bleiben in dieser Romanverfilmung am Ende lauter Figuren, die mit ihrem Lebensentwurf gescheitert sind. Es bleiben lauter Schauspieler, denen es fabelhaft gelingt, diese existenzielle Verzweiflung auf die Leinwand zu bringen. Es gibt davor aber leider keinen Film, der das „Warum“ nachvollziehbar macht.
Bestes Zitat:
“Ich halte nichts von Selbstmord. Das ändert ja nichts daran, dass man auf der Welt gewesen ist.”
Der Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=ABdU9hqqLrg