Film | Ich darf nicht schlafen | |
Originaltitel | Before I Go To Sleep | |
Produktionsland | USA | |
Jahr | 2014 | |
Spielzeit | 92 Minuten | |
Regie | Rowan Joffé | |
Hauptdarsteller | Nicole Kidman, Colin Firth, Mark Strong | |
Bewertung |
Worum geht’s?
„Wer sind Sie?“, lautet die Frage von Christine Lucas, als sie morgens aufwacht, in einer fremden Wohnung, mit einem fremden Mann neben sich. Seine Antwort ist so verblüffend wie erschütternd: Er ist ihr Ehemann Ben, und er muss ihr jeden Tag aufs Neue diese Tatsache erklären. Denn über Nacht verliert die 40-jährige Christine stets ihr Gedächtnis, seit sie bei einem gewaltsamen Überfall vor 14 Jahren eine schwere Kopfverletzung davongetragen hat. Ihr Name, ihre Familie, ihre Freunde, ihre gesamte Biographie als erwachsene Frau – all das ist weg und muss ihr von Ben anhand von Post-It-Zetteln und Fotos beigebracht werden, jeden Tag von vorne. Christine ist dankbar für diese Orientierung, spürt aber auch Zweifel: Ist das wirklich ihr wahres Ich? Welches Erlebnis lag dem Überfalls zugrunde und hat somit ihr Trauma ausgelöst? Und wie kann sie die Spirale des Vergessens durchbrechen? Der Psychologe Dr. Nasch will ihr – ohne das Wissen von Ben – helfen, die Antworten zu finden. Doch schon bald weiß Christine nicht mehr, wem sie vertrauen kann.
Das sagt shitesite:
Die Idee von Ich darf nicht schlafen ist äußerst vielversprechend, denn neben seiner Konzentration auf wenige Figuren und einem reizvollen Spiel mit Wiederholungen, wie das etwa in Lola rennt vorgemacht wurde, wagt sich der Film an einige elementare Fragen unseres Daseins: Worauf gründet unser Vertrauen zu jemandem? Kann eine Identität ohne Erinnerung funktionieren? Worauf kann die Überzeugung gründen, das eigene Leben sei keine Inszenierung?
Vor diesen Fragen steht Christine. Sie traut ihrem Körper, ihrer Persönlichkeit, ihrer Biographie nicht über den Weg, geschweige denn ihrer Umwelt. Der Mix aus Zurückhaltung, Eitelkeit und Intensität, mit dem Nicole Kidman diese Figur interpretiert, ist eindrucksvoll. Auch Colin Firth zeigt sich in guter Form: Der von ihm gespielte Ehemann bevormundet seine Frau und verschweigt ihr wichtige Fakten, und genau wie der Zuschauer fragt sie sich: Geschieht das, um sie zu schützen? Oder um sie hinters Licht zu führen? Ist er ebenfalls ein Opfer, das sich nun voll und ganz in den Dienst der Genesung seiner Frau stellt? Oder ist er ein Täter, der Christines Amnesie ausnutzt?
Zudem bietet Ich darf nicht schlafen einige mutige Volten und schafft es, Spannung und Unbehagen zu erzeugen. Dass der Plot aber niemals ergreifend, erschütternd oder der Film in seiner Wirkung gar so aufwühlend wird, wie er wohl sein möchte, liegt an der fehlenden Logik vieler Handlungsstränge und der mangelhaften Plausibilität im Verhalten der beiden Hauptfiguren. Vor allem zum Ende hin werden das Geschehen und seine filmische Umsetzung immer banaler und durchschaubarer. Statt Tiefgang zu bieten, wird der Streifen oberflächlich und führt zum enttäuschenden Fazit: Bei dieser faszinierenden Ausgangssituation wäre deutlich mehr drin gewesen.
Bestes Zitat:
„Ich werde nie wieder zulassen, dass mir jemand mein Leben stehlen kann.“
Der Trailer zum Film.