Film | In deinem Bann gefangen | |
Originaltitel | Contre toi | |
Produktionsland | Frankreich | |
Jahr | 2010 | |
Spielzeit | 81 Minuten | |
Regie | Lola Doillon | |
Hauptdarsteller | Pio Marmaï, Kristin Scott Thomas | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Anna arbeitet als Gynäkologin in einem Krankenhaus. Als sie am letzten Tag vor ihrem Urlaub nach Hause kommt, wird sie von einem Mann überrumpelt, der ihr aufgelauert hat und sie entführt. Anna weiß zunächst nicht, was sein Motiv ist. Als sie dann tagelang seine Gefangene ist, erfährt sie: Yann macht sie für den Tod seiner Frau verantwortlich, die bei der Geburt der gemeinsamen Tochter ums Leben kam. Nach einem Kaiserschnitt infizierte sie sich mit tödlichen Keimen – und Anna hatte damals operiert. Anna weiß nicht, was Yann mit ihr vorhat und wie er sich nun an ihr rächen will. Dann wird ihr klar: Der Entführer weiß es selbst nicht.
Das sagt shitesite:
Formal ist In deinem Bann gefangen sehr stark. Zu Beginn ist Anna völlig aufgelöst, sie flieht, sie weint, sie verbarrikadiert und betäubt sich – ohne dass man wüsste, was der Auslöser dafür ist. Erst dann erzählt sie bei der Polizei die Geschichte ihrer Entführung. Schließlich offenbart sich der wahre Kern der Geschichte: Sie hat in den Tagen der Geiselhaft eine seltsame Zuneigung zu Yann entwickelt und nun, endlich wieder in Freiheit, vermisst sie seine Gesellschaft.
Auch die Schauspieler in diesem Kammerspiel sind stark. Pio Marmaï lässt den Entführer wie eine tickende Zeitbombe wirken, gerade weil er auch seine sensiblen Seiten zeigen kann. Kristin Scott Thomas brilliert als Ärztin, die versucht, die Situation rational zu meistern. Gerade diese Konstellation sorgt dafür, dass die Atmosphäre bedrohlich bleibt, obwohl die beiden Protagonisten (meist) ausgesprochen höflich miteinander umgehen und sich dann sogar näher kommen.
„Du hast keine Freunde. Niemand wird dich vermissen“, sagt Yann zu Beginn zu Anna, als die behauptet, man werde schnell nach ihr suchen. Der Clou an In deinem Bann gefangen ist, dass dieser Satz vielleicht die schlimmere Grausamkeit ist als die Drohung mit Gewalt. Anna muss sich nicht nur ihrer Angst stellen, sondern auch der Erkenntnis, wie ultimativ einsam sie ist. Hätte sie ihren Urlaub woanders verbracht als in Geiselhaft, wäre er wahrscheinlich noch weniger gesellig geworden.
Ebenso wie Yann kämpft sie mit Leere und Verlust, auch wenn sie es zu verbergen sucht und er sich entschlossen hat, den Kampf mit einem Racheakt zu beenden. Er sucht Antworten, Buße und ein Ventil für seine Verzweiflung, doch er muss erkennen, dass er durch die bloße Anwesenheit der Ärztin, der er die Schuld am Tod seiner Frau gibt, nichts davon findet.
Das ist psychologisch gut durchdacht, aber als Filmerlebnis leider auch ein wenig halbgar. Letztlich zeigt In deinem Bann gefangen einfach nur, was ein Stockholm-Syndrom ist (die Figur des Entführers Yann heißt mit Nachnamen Ochberg, genau wie der US-Psychiater, der in den 1970er Jahren diesen Begriff prägte). Aber um das zu erfahren, muss man nicht 81 Minuten lang einen Film anschauen. Man kann auch einfach die 37 Wörter umfassende Kurzdefinition bei Wikipedia lesen.
Bestes Zitat:
„Sie haben mein Leben versaut. Jetzt versaue ich Ihres.“
Der Trailer zum Film.