Jerry Maguire

Film Jerry Maguire

Auf den Footballer Rod Tidwell (Cuba Gooding Jr., links) muss Sportagent Jerry Maguire (Tom Cruise) all seine Hoffnungen setzen.
Auf den Footballer Rod Tidwell (Cuba Gooding Jr., links) muss Sportagent Jerry Maguire (Tom Cruise) all seine Hoffnungen setzen.
Produktionsland USA
Jahr 1996
Spielzeit 133 Minuten
Regie Cameron Crowe
Hauptdarsteller Tom Cruise, Cuba Gooding junior, Renée Zellweger, Regina King, Kelly Preston, Jay Mohr
Bewertung

Worum geht’s?

Als Agent ist Jerry Maguire für mehr als 70 Profisportler zuständig. Er ist Mädchen für alles, kümmert sich um Finanzen und Liebeskummer, Interviews und Geburtstagsgeschenke. Doch mit 35 gerät er in eine Sinnkrise: Ihm wird klar, dass es in diesem Geschäft nur noch ums Geld geht statt um persönliche Betreuung. Als er sich in seiner Agentur für eine neue Firmenhilosophie stark macht, wird er gefeuert. Bald hat er nur noch einen einzigen Klienten: den exzentrischen Footballspieler Rod Tidwell. Er hält seinem Agenten die Treue, und bald ist das Schicksal der beiden aneinander gekettet.

Das sagt shitesite:

Tatsächlich: Tom Cruise wurde für diese Rolle für den Oscar nominiert, als bester Hauptdarsteller. Man kann das nachvollziehen nach dieser Titelrolle. Natürlich hätte diesen Jerry Maguire auch ein anderer spielen können, meinetwegen Michael J. Fox, Keanu Reeves oder Ben Affleck. Denn Drehbuch und Regie von Cameron Crowe sind so gut, dass Jerry Maguire auf jeden Fall ein guter Film geworden wäre. Aber die Besetzung mit Tom Cruise gibt dem Streifen noch eine neue Dimension. Schließlich lehnt sich hier ein All American Boy gegen das auf, was letztlich den Kern des Kapitalismus ausmacht: Wachstum, Profit, Effizienz.

„Ich hasste mich. Nein, es war anders: Ich hasste meinen Platz in der Welt“, lautet die Erkenntnis, die zum Wendepunkt im Leben von Jerry Maguire wird. Seine Stärke gewinnt der Film dann gerade durch die Halbherzigkeit, mit der die Titelfigur die Konsequenzen dieser Wahrheit an sich heranlässt: Maguire ist verwöhnt, hat sein ganzes Leben auf Leistung getrimmt, war noch nie zuvor fähig zu echter Menschlichkeit. Genau deshalb löst seine Sinnkrise einen Domino-Effekt aus, in dem nach seiner Karriere auch seine Beziehung und sein Ego kollabieren. Und genau deshalb ist Tom Cruise so perfekt für diese Rolle: Man sieht ihm in jedem Moment an, dass er seiner Wandlung nicht recht traut, dass er sich womöglich heimlich eine einfache, unaufrichtige Lösung wünscht, dass er jederzeit in der Lage ist, sich wieder in ein Arschloch zurückzuverwandeln.

Immer umschwebt Jerry Maguire die Versuchung, auf die selbst auferlegte Integrität zu pfeifen und sich einfach wieder in die Welt der Angepassten zu begeben. Das Sportbusiness ist nur eine Folie, die diesen Gedanken unterstreicht mit seinem knallharten Wettbewerb und den Mythen von Loyalität, Teamgeist und Kameradschaft, die im Zweifel ebenfalls stets in die Tonne getreten werden.

Dazu kommen als weitere Pluspunkte äußerst witzige Szenen, die ebenfalls oft von dem doppelten Boden leben, der hier durch die Präsenz des Images von Tom Cruise eingezogen wird: Wenn der 35-jährige Sportagent ein Gespräch unter Männern mit einem Fünfjährigen führt, seinen albernen „Bring mich zum Schotter“-Tanz aufführt oder mit seinen herrlich überdrehten Motivationsreden immer wieder grandios scheitert, dann ist das sehr amüsantes und durchaus feinsinniges Kino. Großartig ist zudem Cuba Gooding junior als exzentrischer Fottballstar. Und sogar die unvermeidliche Liebesgeschichte wird schlau, liebevoll und glaubwürdig integriert. So wird Jerry Maguire ein natürlich oberflächlicher, aber sehr ambivalenter und höchst unterhaltsamer Film über den Sinn des Lebens.

Bestes Zitat:

“Genies gibt es überall. Aber bis sie Profis werden, ist es wie beim Popcorn in der Pfanne: manche knallen, manche nicht.”

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=D4pb2JuU6Y4

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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