Film | Leonard Cohen – I’m Your Man | |
Produktionsland | USA | |
Jahr | 2005 | |
Spielzeit | 104 Minuten | |
Regie | Lian Lunson | |
Hauptdarsteller | Leonard Cohen, U2, Rufus Wainwright, Nick Cave, Beth Orton | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Im Januar 2005 kamen in Sidney einige der besten Musiker der Welt zusammen, um einem ihrer Helden Tribut zu zollen: Leonard Cohen. Sie spielten seine Songs live auf der Bühne des Opera House. Der Film dokumentiert das Konzert, zeigt Interviews mit den Beteiligten und Interviewsequenzen mit Leonard Cohen, der auf seine Karriere zurückblickt.
Das sagt shitesite:
Leonard Cohen: I’m Your Man ist eine sehr gelungene Collage aus Konzertfilm, Lobhudelei und Porträt. Immer wieder dürfen die beteiligten Künstler vom großen Einfluss berichten, den das Werk von Leonard Cohen auf sie augeübt hat, oder der damals 70-Jährige erinnert sich selbst an wichtige Stationen seiner Karriere – und fast immer werden diese Passagen eingebettet in Songs, die perfekt dazu passen.
Die Coverversionen sind beeindruckend genug: Nick Cave wirkt zwar wie ein Blender, wenn ihm erst in I’m Your Man die Ernsthaftigkeit fehlt und dann auch seine Interpretation von Suzanne seltsam hohl bleibt. Winter Lady wird in der Version von Kate und Anna McGarrigle etwas langweilig und Beth Ortons Sisters Of Mercy bleibt leider fast ehrfürchtig nahe am Original.
Dafür verleiht Rufus Wainwright Everybody Knows ein fast schelmisches Latin-Flair und bringt Chelsea Hotel No. 2 danach mit viel Stolz, ein bisschen Nostalgie und komplett ohne Reue dar. Martha Wainwright singt The Traitor famos inning und intensiv, ohne sich selbst zu wichtig zu nehmen. Teddy Thompsons Tonight Will Be Fine wird herrlich warm und sinnlich. Antony wirkt am Ende von If It Be Your Will fast selbst überwältigt von seiner fantastischen Performance, die einem Gebet gleichkommt. Jarvis Cocker gibt I Can’t Forget so sleazy, wie man sich das hatte erhoffen dürfen. Und ganz zum Schluss singt der Meister selbst, Tower Of Song, mit U2 als Backing Band.
Leonard Cohen erzählt, wie der Tod seines Vaters ihn dazu brachte, erste Texte zu schreiben und wie er später so unterschiedliche Einflüsse wie Comics, chinesische Autoren und Bibelverse zu vereinen versuchte. Er macht deutlich, welch große Rolle der Austausch mit anderen Dichtern in Montreal für seinen Reifeprozess spielte. Er blickt zwischen den Konzertszenen von I’m Your Man auf die lustigen Zeiten im Chelsea Hotel zurück und auf die turbulenten Sessions zu Death Of A Ladies Man. Schließlich erklärt er, warum er sich 1993 in ein Zen-Kloster zurückzog und wie dort sein Leben aussieht.
Cohen wird in I’m Your Man durchweg als Dichter betrachtet, nicht so sehr als Sänger oder gar Musiker. Dadurch liegt der Fokus stark auf seinem Arbeitsprozess, und das eröffnet den vielleicht besten Zugang zu seinem Werk und seinem Wirken. Wie sehr er um seine Ergebnisse ringt, wenn er bis zu ein Jahr lang an einem Song arbeitet, wird eindrucksvoll deutlich. Es ist diese Ernsthaftigkeit im Schaffen, die so reizvoll mit seiner notorischen Lakonie kontrastiert – nicht nur in den Songs, sondern auch in dieser Dokumentation, in der er beispielsweise Sätze wie diese sagt: „Man hat mich ‚Dichter’ genannt, und vielleicht war ich zeitweise einer. Auch die Bezeichnung ‚Sänger’ verlieh man mir freundlicherweise, obwohl ich kaum einen Ton treffe.“
Cohen macht sein Werk nicht klein, aber er betont immer wieder die Flüchtigkeit und Vergänglichkeit von allem und verweist vor allem auf höhere, ewige Werte, gegenüber denen selbst ein Song wie Hallelujah lächerlich klein wirken muss. Er predigt die Demut und lebt sie seit seinem Exil im Kloster selbst vor – und er weiß genau, dass darin vielleicht die höchste Form der Eitelkeit steckt.
Bestes Zitat:
„Viele Songs sind meine Antwort auf die Schönheit, die sich mir offenbart hat.“
Der Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=ryEtbRNJTgs