Film | Liebe in anderen Umständen | |
Produktionsland | Deutschland | |
Jahr | 2009 | |
Spielzeit | 90 Minuten | |
Regie | Hansjörg Thurn | |
Hauptdarsteller | Ulrike Folkerts, Christoph M. Ohrt, Daniel Rösner, Katharina Abt, Isabell Gerschke | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Seit fast 20 Jahren ist Silke Hauswald mit Richard verheiratet, als sie herausfindet, dass er sie betrügt. Als Silke ihn zur Rede stellt, gesteht er: Er hat eine Affäre mit Klara angefangen, der Nachilfelehrerin der Nachbarskinder. Und er möchte künftig an ihrer Seite leben. Silke ist fassungslos und will Klara ins Gewissen reden. Doch statt der jungen Jura-Studentin trifft sie in deren Wohnung bloß auf Klaras Ex-Freund, den Taxifahrer Felix. Auch er ist von der Beziehung zwischen Klara und Richard völlig geschockt und in seinem Stolz gekränkt – und nachdem sich beide über ihre/ihren Ex ausgekotzt und dabei reichlich Wodka getrunken haben, landen sie miteinander im Bett. Silke will, als sie wieder nüchtern ist, dem One-Night-Stand im Vollrausch keine große Bedeutung beimessen und weiter darum kämpfen, dass Richard zur Vernunft kommt und zu ihr zurückkehrt. Bis sie erfährt, dass die Nacht mit Felix überraschende Folgen hatte: Sie ist schwanger. Neben der Frage, ob sie als 45-Jährige ein Kind von einem 20 Jahre jüngeren Mann zur Welt bringen will, stellt sie das noch vor ein weiteres Problem: Sie muss nun ihrerseits Richard gestehen, dass sie ihn betrogen hat.
Das sagt shitesite:
Die Geschichte von Liebe in anderen Umständen wirkt auf dem Papier konstruiert und hat nicht nur ein bisschen Seifenoper-Geschmäckle. Dass sie zumindest nicht völlig absurd wirkt, liegt vor allem an der Leistung von Ulrike Folkerts in einer überraschenden Rolle, die ihr sehr gut steht. Die aufopferungsvolle Hausfrau, die von ihrem Gatten vernachlässigt wird, spielt sie ebenso empfindsam wie die zornige Betrogene oder die Schwangere, die ein völlig neues Konzept für ihr Leben finden muss.
Davon abgesehen krankt der Film vor allem an seinem Wankelmut. Man hätte aus diesem Plot eine Komödie machen können. Einerseits die originelle Konstellation des Über-Kreuz-Betrugs wäre dazu geeignet gewesen, auch die Tatsache, dass hier ein Paar zu Eltern wird, das überhaupt nicht zusammen passt und eigentlich auch nichts miteinander zu tun haben will. Beispielsweise in Beim ersten Mal konnte man sehen, wie amüsant so etwas sein kann. In Liebe in anderen Umständen kommt zum Unterschied beim Einkommen noch die Altersdifferenz hinzu, die ebenfalls ein paar Gags hätte hergeben können. Doch witzig ist dieser Film nur in ganz wenigen Momenten.
Auch als Drama versagt der Film – vor allem, weil er zwar viele interessante Ansätze findet, aber keinen davon konsequent weiterverfolgt. Wenn ein älterer Mann sich eine junge Geliebte suchen darf, warum darf das nicht auch eine ältere Frau? Warum darf man Vernunft nur bei den Älteren voraussetzen und Leidenschaft nur bei den Jungen? Wie viel Liebe steckt nach 20 Jahren Ehe, jenseits der Gewohnheit, noch in der Beziehung zwischen Silke und Richard? Braucht eine ernsthafte, langfristige Beziehung ein Kind als Bestätigung, das Silke einst wegen einer Fehlgeburt verwehrt wurde? Wie erwachsen kann ein 25-Jähriger sein, der Turnschuhe sammelt, und wie unbeschwert eine 45-Jährige, die sich jahrelang nur um Haus und Mann gekümmert hat? All diese Fragen kratzt Liebe in anderen Umständen an, liefert statt Antworten dann aber nur Klischees.
Zu dieser Unentschlossenheit passt ein Plot, in dem es vor allem in der Mitte des Films ebenfalls ein bisschen zu viel hin und her geht: Ich will das Kind/nicht. Ich will dich/nicht. Ich verzeihe dir/nicht. Dieses Auf und ab raubt Liebe in anderen Umständen jede Chance, noch plausibel zu bleiben oder gar bewegend zu werden. Wie für so viele Sat1-Eigenproduktionen gilt deshalb auch für diesen Film: Das Beste ist der Soundtrack.
Bestes Zitat:
„Ein Kind zu bekommen, ist immer ein Abenteuer.“
Es gibt leider keinen Trailer zum Film.