Männerherzen

Film Männerherzen

Günther (Christian Ulmen) hat sich in Susanne (Nadja Uhl) verliebt.
Günther (Christian Ulmen) hat sich in Susanne (Nadja Uhl) verliebt.
Produktionsland Deutschland
Jahr 2009
Spielzeit 107 Minuten
Regie Simon Verhoeven
Hauptdarsteller Wotan Wilke Möhring, Christian Ulmen, Inez Bjørg David, Til Schweiger, Jana PallaskeFlorian David Fitz, Nadja Uhl, Maxim Mehmet, Justus von Dohnányi, Liane Forestieri, Fritz Karl
Bewertung

Worum geht’s?

Günther Stobanski hat kein Glück bei den Frauen. Mit seinem Job als Lebensmittelkontrolleur kann er kaum beeindrucken, beim Online-Dating hat er kein Glück und als er sich dann in die Verkäuferin Susanne verliebt, muss er feststellen, dass sie einen extrem eifersüchtigen Exmann hat, der keinen anderen Mann an sie ranlassen will und das notfalls auch mit Gewalt deutlich macht. Im Fitnessstudio versucht Günther, sich von anderen Männern Tipps fürs Flirten zu holen, doch es zeigt sich: Auch sie haben, jeder auf seine Weise, mit ihren eigenen Krisen zu kämpfen.

Das sagt shitesite:

Filme mit so vielen prominenten Schauspielern sind selten geglückt. Filme mit so viel Product Placement sind selten geglückt. Filme mit James Morrison im Soundtrack sind selten gelückt. Filme mit Til Schweiger sind selten geglückt. Bei Männerherzen ist alles anders: Die zweite Regiearbeit (nach 100 Pro) von Simon Verhoeven ist sehr witzig, sehr charmant und sehr gut darin, diversen potenziellen Stolpersteinen aus dem Weg zu gehen.

Der erste ist die Klischeefalle: Dass Männer heutzutage nicht mehr wissen, wo sie stehen, was von ihnen erwartet wird und wie zur Hölle sie an eine Frau rankommen sollen, ist kein allzu originelles Sujet. Männerherzen deckt auch brav einige der erwartbaren Facetten ab: Günther ist der Loser mit einem Herz aus Gold. Jerome ist der Aufreißer, der sich nach echter Liebe sehnt. Niklas ist der Karrieremann, der plötzlich vor der eigenen Bürgerlichkeit zurück schreckt. Phillipp ist der Dauerpraktikant, der endlich sein Leben auf die Reihe kriegen will, weil er demnächst Vater wird. Roland ist der Choleriker, der meint, dass man jedes Problem am Ende mit einer guten Portion Härte lösen kann. Doch dieses Figurenensemble funktioniert wunderbar. Zum einen, weil es einen guten Mix aus Glamourwelt (Musikproduzent, Werbemanager) und ganz normalen Leuten (U-Bahn-Fahrer, Typ von der Stadtverwaltung) gibt, zum anderen, weil all diesen Figuren mit Sympathie begegnet wird. Sie sind nicht bloß Staffage für Gags, sondern sie haben tatsächlich alle ihre persönlichen Dramen zu durchleben, sodass man mit ihnen fühlen kann.

Der zweite ist die Gefahr, die verschiedenen Erzählstränge nicht elegant verweben zu können, doch auch das meistert Verhoeven mit erstaunlicher Leichtigkeit. Männerherzen könnte man im Prinzip als Episodenfilm betrachten, aber längst nicht nur durch die regelmäßigen Treffen im Fitnessstudio und in der Sauna sind die Helden hier plausibel verbunden.

Natürlich gibt es in Männerherzen ein paar Kalauer und auch die beinahe penetranten Kameraschwenks über die Dächer Berlins in der Abendsonne hätte man sich gerne schenken können. Doch insgesamt ist der Film höchst unterhaltsam, nicht zuletzt hat die Komödie noch eine unschlagbare Geheimwaffe zu bieten: Justus von Dohnányi als Schlageränger Bruce Berger ist eine Offenbarung. Allein seine Performance wäre es wert, diesen Film zu schauen. Die Figur des ebenso blasierten wie sensiblen Sängers personifiziert letztlich gut die Stärken des gesamten Films: Mit seinen albernen Outfits, mit seiner Selbstüberschätzung, mit seinen kruden Texten, die er für Poesie hält, könnte er problemlos als Witzfigur durch Filme wie Schuh des Manitu oder Vollidiot wandeln. Doch er zeigt hier auch eine glaubhafte Sehnsucht nach Authentizität und Mitgefühl. Er ist keine Karikatur, sondern einfach ein verlorener, einsamer Trottel – und oft genug sogar rührend.

Bestes Zitat:

„Du hast dein Leben lang alles richtig gemacht. Meinst du nicht, es ist Zeit, einmal etwas richtig Falsches zu machen?“

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=vfqvEsU45vg

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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