Film | Me Too – Wer will schon normal sein? |
Originaltitel | Yo, también |
Produktionsland | Spanien |
Jahr | 2009 |
Spielzeit | 103 Minuten |
Regie | Álvaro Pastor Gaspar, Antonio Naharro |
Hauptdarsteller | Lola Dueñas, Pablo Pineda |
Bewertung | ***1/2 |
Worum geht’s?
Daniel Sanz ist 34 Jahre alt, hat sein Diplom in Sonderpädagogik in der Tasche und fängt nun einen Job in der Beratungsstelle für Behinderte im Ministerium für Gleichstellung an. Das Besondere daran: Daniel hat das Down-Syndrom. Als er sich in seine Kollegin Laura verliebt, findet die ihn zwar niedlich, aber eine Beziehung kann sie sich nicht vorstellen. Beide müssen erkennen, dass die Behinderung ein echtes Handicap auch für das Gefühlsleben ist.
Das sagt shitesite:
Zwei große Stärken hat Me Too – Wer will schon normal sein? Die erste ist Hauptdarsteller Pablo Pineda. Er war der erste Mensch mit Down-Syndrom, der einen Universitätsabschluss schaffte – und schon allein seine Präsenz sorgt dafür, dass der Film die Thematik mit unerreichter Authentizität und der nötigen Würde umsetzt. Sein Daniel ist sympathisch und witzig, ein Charmeur und ein Draufgänger. Auch die Szenen der Tanzgruppe, in der Menschen mit Down-Syndrom aktiv sind, tragen dazu bei: Sie zeigen, dass diese Menschen, Körper und Bewegungen nicht nur normal sind, sondern anmutig. Gerade das unterstreicht das Drama von Daniel, als Laura ihm das Herz bricht: Er sucht die Liebe, aber er bekommt bloß wohlwollende Anerkennung.
Der zweite Glücksgriff für Me Too ist die Figur der Laura. Denn mit ihr entsteht ein fast ebenso verlorener, verzweifelter, zerrissener Gegenpart für Daniel. Genau wie er will sie nicht in erster Linie normal sein, sondern frei. Laura hat ein Kindheitstrauma zu bewältigen, hält sich selbst für beziehungsunfähig und ist gelangweilt von ihrem Job. Ihr wahres Leben spielt sich in Discos ab, meint sie – dabei weiß sie, dass sie so etwas wie ein wahren Leben gar nicht hat. Erst als der gekränkte Daniel auf Distanz zu ihr geht, merkt sie, wie viel ihr an ihm liegt und dass er ihr etwas bietet, was sie immer vermisst hat. Doch selbst dann weiß sie immer noch: Er passt nicht in ihr Leben.
Etwas enttäuschend ist deshalb das Ende von Me Too, das mit dem bis dahin konsequent und feinfühlig erzählten Konflikt bricht und zudem unnötig sentimental gerät. Seine Botschaft hätte der Film (der übrigens auch einen exquisiten Soundtrack hat) auch ohne das rührselige Finale dieser verhinderten Liebesgeschichte zum Ausdruck gebracht: Respekt ist eine feine Sache – aber letztlich kein Ersatz, wenn man das Glück sucht.
Bestes Zitat:
“Es ist wie bei uns Menschen: Was wäre unser Körper ohne all unsere Gliedmaßen? Nichts an uns ist überflüssig. Gesellschaften, die Minderheiten ausgrenzen und ausschließen, sind wie verstümmelte Gesellschaften.”
Der Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=6v_87hNhtHA