Film | Midnight In Paris | |
Produktionsland | USA, Spanien | |
Jahr | 2011 | |
Spielzeit | 94 Minuten | |
Regie | Woody Allen | |
Hauptdarsteller | Owen Wilson, Rachel McAdams, Marion Cotillard, Michael Sheen | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Gil Pender ist ein halbwegs erfolgreicher Drehbuchautor in Hollywood, doch das Fließbandschreiben will er aufgeben und stattdessen seinen ersten Roman verfassen. Bevor es richtig losgeht, will er Inspiration in Paris tanken, der Stadt, in der er einst studiert hatte und die er seitdem als Stadt seiner Träume im Herzen trägt. Die eher pragmatische Sichtweise seiner Verlobten Inez auf das Leben in Frankreich steht dem allerdings im Weg, ebenso wie eine Begegnung mit dem schwatzhaften Professor Paul, einem Studienfreund von Inez, der sich noch immer für sie zu interessieren scheint. Komplett verwirrend wird der Aufenthalt in Paris für Gil aber erst, als er sich nachts verirrt und der geheimnisvollen Adriana begegnet. Sie nimmt ihn mit in eine Bar, in der Gil plötzlich all seinen Helden aus dem Paris der 1920er Jahre begegnet. Er ist begeistert – und begibt sich fortan jede Nacht auf Zeitreise.
Das sagt shitesite:
Satte dreieinhalb Minuten lang gönnt sich dieser Film am Anfang nostalgische Bilder von Paris, nur von einem Jazzsong untermalt. Dass die Stadt der wahre Star von Midnight In Paris werden wird, ist da also schon klar. 90 Minuten später kann man Regisseur und Drehbuchautor Woody Allen aber kein bisschen böse sein für diese Berechenbarkeit: Sein Werk ist ein Märchen, aber es gibt keine andere Stadt, in der es so glaubwürdig wirken könnte.
Eine sehr liebevolle Inszenierung sorgt hier für einen sehr liebenswerten Film. Midnight In Paris ist witzig, charmant und – längst keine Selbstverständlichkeit mehr bei Woody-Allen-Filmen – überraschend. Vor allem, weil große Kunst hier nicht nur in betörenden Bildern gefeiert wird, sondern zugleich zum Spiegel unserer Zeit wird. Gil trifft bei seinen Streifzügen mit der verführerischen Adriana auf (teilweise schon im Paris der 1920er, teilweise erst deutlich später) prominente Namen wie F. Scott Fitzgerald, Cole Porter, Ernest Hemingway oder Pablo Picasso. Sie alle leben so intensiv, dass ihm die Halbherzigkeit seines eigenen Daseins klar wird.
Mit genau dieser Kompromisslosigkeit betreiben sie auch ihre Kunst, und im Vergleich dazu muss Gil wie ein Sklave, allenfalls wie ein Werkzeug wirken – nicht wie ein Schöpfer oder gar ein Genius. Man könnte diesen Antagonismus für etwas plump halten: amerikanische Arroganz gegen europäische Boheme, Lifestyle gegen Lebensart, Kultur gegen Kommerz. Aber so einfach macht es sich Midnight In Paris dann erfreulicherweise doch nicht – was in erster Linie an der sehr geglückten (und mutigen) Besetzung der Hauptrolle liegt.
Owen Wilson nimmt man den Verlobten, der sich seiner künftigen Gattin allenfalls kleinlaut nähern kann, viel eher ab als den Schriftsteller auf der Suche nach der besonderen Muse und dem ultimativen Werk. Aber gerade seine Oberflächlichkeit, sein fast kindliches Staunen, mit denen er all den historischen Figuren aus einer legendären Epoche begegnet, zeigt die vermeintlich mit einem Minderwertigkeitskomplex behaftete amerikanische Perspektive, die Woody Allen in Midnight In Paris aufs Korn nimmt.
Bestes Zitat:
„Du wirst nie gut schreiben, wenn du den Tod fürchtest.“
Der Trailer zum Film.