Film | Ohne Schuld |
Originaltitel | Pour Elle |
Produktionsland | Frankreich |
Jahr | 2008 |
Spielzeit | 95 Minuten |
Regie | Fred Cavayé |
Hauptdarsteller | Vincent Lindon, Diane Kruger |
Bewertung | **** |
Worum geht’s?
Der Lehrer Julien und die Übersetzerin Lisa könnten kaum glücklicher sein: Sie sind auch als Ehepaar völlig verrückt nacheinander, haben Spaß an ihren Berufen und vergöttern ihren kleinen Sohn Oscar. Doch ihr Idyll wird zerstört, als Lisa aus heiterem Himmel wegen Mordes verhaftet wird und ins Gefängnis muss. Sie beteuert ihre Unschuld und verweist auf eine Verwechslung, aber alle Berufungsverhandlungen scheitern und das endgültige Urteil sieht eine 20-jährige Haftstrafe vor. Als Lisa in ihrer Verzweiflung versucht, sich in ihrer Zelle das Leben zu nehmen, sieht Julien nur noch einen Ausweg: Er plant ihre Befreiung aus dem Gefängnis, ohne seiner Frau etwas davon zu sagen.
Das sagt shitesite:
Viele kleine Bilder machen einen Teil der Stärke von Ohne Schuld aus: Wenn der kleine Oscar seine Mutter im Gefängnis besucht und ihre sehnsüchtigen Liebkosungen nicht erwidern will, dann zeigt das die schmerzhafte Entfremdung, die Lisa spüren muss. Wenn Julien in einer zusehends leeren Wohnung lebt, weil er alle Möbel verkauft, um seinen Fluchtplan zu finanzieren, dann unterstreicht das seine Kompromisslosigkeit. Wenn sein Vater ihm am Ende eine Jacke reicht, aus deren Innentasche ein Flugticket lugt, dann reicht das, um das Ende einer jahrelangen Feindschaft zu symbolisieren.
Dieses subtile, zurückhaltende und doch wirkungsvolle Vorgehen ist typisch für diesen Film, der später als 72 Stunden ein US-Remake erfuhr. Ohne Schuld ist ein brillanter Thriller, mit gutem Tempo, starken Hauptdarstellern (grandios ist Vincent Lindon, der als Julien eine sagenhafte Ernsthaftigkeit ausstrahlt) und einer sehr effektvollen Zuspitzung. Wenn der Zuschauer am Ende mitbangt, ob die Flucht gelingt, dann nimmt die Spannung für ihn ähnlich exponentiell zu wie die Verzweiflung von Lisa in ihrer Haft und die von Julien beim vergeblichen Versuch, ein normales Leben aufrechtzuerhalten.
Besonders clever ist dabei zum einen (auch im Hinblick auf den deutschen Titel), dass Julien bei seinem Ausbruchsplan zum Verbrecher wird, als er Geld beschaffen muss, er also keineswegs Ohne Schuld bleibt beim Versuch, seine unschuldige Frau zu befreien. Zum anderen ist es extrem wirkungsvoll, dass der Zuschauer recht früh erfährt, dass Lisa tatsächlich keine Mörderin ist. Denn das überhöht den Kampf ihres Mannes zusätzlich. Er streitet nicht nur für seine Beziehung, sondern für die höchsten Werte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Liebe und Familie. Aber er kann diesen Kampf nur führen, indem er gegen das Gesetz verstößt, und auf niemanden zählen, der ihm zur Seite steht.
Bestes Zitat:
“Man wird nicht einfach kriminell. Dazu muss man geboren sein. Und bescheuert genug, um keine Angst zu haben.”
Der Trailer zum Film:
httpv://www.youtube.com/watch?v=FVvN09BorIs