Shine A Light

Film Shine A Light

"Shine A Light" zeigt die Rolling Stones als wandelnden Widerspruch.
„Shine A Light“ zeigt die Rolling Stones als wandelnden Widerspruch.
Produktionsland USA
Jahr 2008
Spielzeit 118 Minuten
Regie Martin Scorsese
Hauptdarsteller Mick Jagger, Keith Richards, Ronnie Wood, Charlie Watts
Bewertung

Worum geht’s?

Der Konzertfilm zeigt die Rolling Stones bei einem Auftritt im Herbst 2006 im Beacon Theatre in New York. Unterbrochen wird die Show immer wieder durch Interview-Passagen mit den Mitgliedern der Rolling Stones aus den verschiedenen Phasen der Karriere der Band. So entsteht nicht nur eine Dokumentation des Konzerts, sondern eine kleine Biographie der Band.

Das sagt shitesite:

Einfach nur ein Konzert mitschneiden? Das ist für die Rolling Stones natürlich nicht genug. Also muss ein ganz besonderes Konzert her. Im nicht einmal 3000 Zuschauer fassenden Beacon Theatre am Broadway. Mit Ex-US-Präsident Bill Clinton als Ansager. Mit Jack White (der zu einem etwas planlosen Lovin Cup vor allem sein Grinsen beisteuert), Christina Aguilera (die bei Live With Me durchaus zu überzeugen weiß) und Buddy Guy (der nach Champagne And Reefer eine Gitarre von Keith Richards geschenkt bekommt) als Gaststars. Und Oscar-Preisträger Martin Scorsese (für den nach eigenem Bekunden Satisfaction im Jahr 1965 eine Art Erweckungserlebnis war) als Regisseur.

Das scheint zunächst in die Hose zu gehen. Der Anfang von Shine A Light legt viel zu viel Augenmerk auf die Filmcrew, die Vorbereitungen, den Produktionsprozess. Doch nach 12 Minuten spielt Keith Richards endlich das unnachahmliche Riff von Jumpin Jack Flash – und ab diesem Moment gelingt es Shine A Light tasächlich, die Essenz der Rolling Stones einzufangen.

Mit vielen Großaufnahmen und natürlich fantastischer Musik wird die ganze Widersprüchlichkeit dieser Band vorgeführt, und dabei bekommt dann auch der lange Vorlauf seinen Sinn: Shine A Light soll Intimität vorgaukeln, ist aber in Wirklichkeit nicht weniger gigantomanisch als alles andere, was in den vergangenen Jahrzehnten den Stempel „Rolling Stones“ aufgedrückt bekommen hat. Wenn Scorsese angeblich erst ein paar Sekunden vor den ersten Gitarrentönen die Setlist gereicht bekommt, dann soll das die Spontaneität und Unberechenbarkeit der Stones verdeutlichen, doch sowohl die Show in New York als auch das filmische Konzentrat zeugen von enormer Berechnung und Disziplin. So muss man unter anderem befürchten, dass die erstaunlich zahlreichen jungen Damen in der ersten Reihe zumindest dort platziert, womöglich sogar gecastet wurden.

Blickt man genauer auf die fesselnde Show, wird es noch paradoxer: Die Rolling Stones sind im Herbst 2006 längst alte Männer, und doch ist diese Musik noch immer so angefüllt mit Aggressivität und Bedrohlichkeit, dass sie dennoch ein Sinnbild der Jugend werden. Alles soll hier Authentizität ausstrahlen, doch zugleich ist das Konzert eine riesige, durchinszenierte Zirkusnummer. Auch die Kameradie, die mit Umarmungen oder einem kleinen Lächeln immer wieder zelebriert wird, kann man angesichts der Geschichte der Stones natürlich kaum für bare Münze nehmen – allerdings gewinnen die Gesten dadurch eher eine neue Dimension, als scheinheilig zu wirken. Vor allem aber wird Shine A Light zu einer sagenhaften Mick-Jagger-Show – und doch wissen alle Beteiligten auf der Bühne, dass sie ohne ihre Mitstreiter niemals so weit gekommen wären.

Schon allein Mick Jaggers grandiose Performance bei Sympathy For The Devil macht den Film sehenswert. Quasi als Quintessenz von Shine A Light führt sie vor Augen, worum es bei den Rolling Stones (und grundsätzlich im Rock’N’Roll) geht: Du sollst Spaß haben. Du sollst alles in den Schatten stellen. Und am Ende alle dazu bringen, dass sie mit dir schlafen wollen.

Bestes Zitat:

Charlie Watts wird in einem der Interviews aus dem Archiv ganz kurz philosophisch und fragt sich, warum er mit sich als Künstler nie so ganz zufrieden ist: “Maybe it’s just an inferiority complex. Maybe I’m great after all.“

Der Trailer zum Film:

httpv://www.youtube.com/watch?v=276YvPgwGQA

Michael Kraft

Michael Kraft ist Diplom-Journalist und lebt in Leipzig. Auf shitesite.de schreibt er seit 1999 als Hobby über Musik, Filme, Bücher und ein paar andere Dinge, die ihn (und vielleicht auch den Rest der Welt) interessieren.

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3 Gedanken zu “Shine A Light

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