Film | Shortbus | |
Produktionsland | USA | |
Jahr | 2006 | |
Spielzeit | 102 Minuten | |
Regie | John Cameron Mitchell | |
Hauptdarsteller | Jay Brannan, Lindsay Beamish, Sook-Yin Lee, PJ DeBoy, Raphael Barker, Paul Dawson, Peter Stickles | |
Bewertung |
Worum geht’s?
Der Shortbus ist ein Treffpunkt in New York, wo Menschen allen Alters und jeder Herkunft ihre wie auch immer gearteten Vorlieben ausleben können. Das bedeutet schräge Musik, extravagantes Essen und vor allem sehr viel Sex. Zu den Stammgästen gehören Severin, eine Domina, die sich nichts so sehr wünscht wie eine konventionelle, feste Beziehung, und Jamie und Jamie, ein schwules Pärchen, das von allen anderen Gästen für seine fortwährende Verliebtheit bewundert wird, von denen einer aber von Selbstmordgedanken geplagt wird, die er seinem Partner vorenthält. Die beiden laden auch ihre Sexualtherapeutin Sofia in den illustren Treffpunkt ein, als sie erfahren, dass sie selbst noch nie einen Orgasmus hatte. Im Shortbus kommen sie auf vielfache Weise zusammen und ahnen schließlich, dass sie einander helfen könnten.
Das sagt shitesite:
Das Wort „Skandal“ ist nicht weit, wenn man sich mit Shortbus beschäftigt. Regisseur und Drehbuchautor John Cameron Mitchel inszenziert hier mit Laiendarstellern echten Sex, und zwar so reichlich, dass wir „im Spielfilm noch nie soviel davon auf einmal gesehen haben“, wie die Frankfurter Rundschau halb schockiert, halb begeistert notierte. Sook-Yin Lee, im Hauptberuf eine öffentlich-rechtliche Radiomoderatorin, verlor beinahe ihren Job, weil sie sich in diesem Film in der Rolle als Sofia so freizügig zeigte.
Die ersten Szenen sehen in der Tat aus, als gehe es Shortbus vor allem um Provokation: Eine Domina, die einen Investmentbanker züchtigt. Ein Pärchen, das anscheinend das Kamasutra in Rekordzeit hinter sich bringen will. Ein Mann der sich beim Versuch filmt, sich mittels ausgeklügelter Akrobatik selbst einen zu blasen. Auch danach folgen reichlich explizite Sexszenen, von verzweifelter Masturbation über schwule Dreier bis hin zu unüberschaubaren Orgien. Auch Anspielungen auf den 11. September fehlen natürlich nicht, ebenso wie auf Kindesmissbrauch, Aids und Prostitution, was ebenfalls wirken könnte, als versuche hier ein Film, der eigentlich nichts als ein schriller Porno ist, sich mit so etwas wie Bedeutung zu tarnen.
Nichts könnte weniger wahr sein. Der Film nutzt Sex bei aller Vorliebe für Bilder von nackten Menschen, Penissen und Kopulation, vor allem als Metapher für Erfüllung, nach der die Figuren des Films suchen. Die Verzweiflung des depressiven Jamie, der genau weiß, wie sehr er geliebt wird, ohne daraus doch so etwas wie eigenes Glück ziehen zu können, ist das beeindruckendste Beispiel dafür. Doch auch Sofias Versuche, ihrem Orgasmus-Problem mit Ratio, Entschlossenheit und einer Fassade der Selbstsicherheit zu begegnen, passen in diese Reihe, ebenso wie die schüchternen Blicke des Spanners, der Jamie und Jamie seit Jahren heimlich beobachtet.
Shortbus zeigt einerseits, wie naheliegend Sex als Kategorie für Zufriedenheit ist, weil er nun einmal ein natürliches und das wohl mächtigste Bedürfnis in unserem Leben ist. Andererseits führt der Film, der zunächst fast episodisch angelegt ist, bevor die Verbindung zwischen den Figuren dann immer deutlicher wird, vor Augen, wie sehr wir dieses Thema überhöhen, wie fixiert wir darauf sind und wie undenkbar ein glückliches Leben ohne die Möglichkeit, die eigene Sexualität zum äußersten Maximum auszuleben für die Protagonisten in Shortbus wirkt. Die erstaunliche heitere und unverkrampfte Atmosphäre des Films zeigt dabei auch: Sex ist hier nicht die Wurzel allen Übels und etlicher psychischer Probleme, sondern – wenn er gut ist – das ultimative Medium zum Glück.
Bestes Zitat:
„Die Mädchen da drin lecken Ärsche und lutschen Schwänze – und dann kommen sie ans Büffet und behaupten, sie seien Vegetarier.“
Der Trailer zum Film.